: Maike Albath
: Rom, Träume Moravia, Pasolini, Gadda und die Zeit der Dolce Vita
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783937834924
: 2
: CHF 17.90
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die vielleicht schönsten Seiten der italienischen Nachkriegsgeschichte wurden in Rom zur Zeit der Dolce Vita, der fünfziger und sechziger Jahre geschrieben. Fellini und andere drehten in Cinecittà, auf der Via Veneto drängelten sich Hollywood-Stars. Das Antlitz der Zeit aber wurde geprägt von den Freunden um Elsa Morante, Alberto Moravia, Carlo Emilio Gadda, Ennio Flaiano und Pier Paolo Pasolini. Sie mischten sich mit polarisierender Stimme in das politische und kulturelle Geschehen. Mit ihren Büchern und heiß umstrittenen Filmen schrieben sie ein bis heute unvergängliches Kapitel italienischer Kulturgeschichte. Maike Albath macht in ihrem Buch, in dem viele Zeitzeugen zu Wort kommen, die unvergleichlich kreative Atmosphäre jener römischen Jahre noch einmal fühlbar.

Maike Albath, geboren 1966 in Braunschweig, lebt in Berlin. Sie hat mehrere Jahre in Italien verbracht und ist eine der profiliertesten Kennerinnen der italienischen Gegenwartskultur. Für ihre Arbeit als Literaturkritikerin erhielt sie 2003 den Alfred-Kerr-Preis.

VIA VENETO


Das Leben der Boheme


Vier Delphine stemmen in Gian Lorenzo Berninis Brunnen auf der Piazza Barberini die Muschelschalen mit dem stolzen Tritonen in die Höhe. Dass Bernini keinen Sockel baute, sondern eine offene Struktur aus vier Tierleibern bevorzugte, war 1642 eine gewagte Innovation. Überhaupt ist dies eine Gegend, in der sich die Stadt für Neuerungen öffnete. Von der Piazza Barberini zieht sich die Via Vittorio Veneto in zwei großen Kurven gemächlich bis zur Porta Pinciana einen Hügel hinauf, in Richtung Villa Borghese. Die platanengesäumte Straße, die zwischen 1886 und 1889 eröffnet wurde, hat etwas von einem ruhig dahinströmenden Fluss, trotz des Verkehrs, der zu Stoßzeiten regelmäßig ins Stocken gerät. Nach ein paar Schritten kommt man am rundlich gewölbten Hotel Majestic vorbei, das sich der Straßenbiegung anpasst. Es wurde 1896 von dem Südtiroler Architekten Gaetano Koch gebaut, der viele Spuren in Rom hinterließ, sich auf der Via Veneto gleich mehrfach verewigte und auch beimAltare della patria, dem beeindruckend hässlichen Ehrenmal der italienischen Einheit, seine Finger im Spiel hatte. Es folgt das Palace mit luftigem Art déco. Im Albergo Ambasciatori aus den zwanziger Jahren, das wie ein mächtiges Tortenstück daliegt, kündigt sich, wie in der etwas früher erbauten Banca Nazionale mit ihrem strikten Liktoren-Stil, die Phase des Faschismus an. An der zweiten Kurve gibt es wieder einen Wechsel: Das Excelsior wirkt mit seiner Kuppel sehr weltstädtisch und stammt aus der Entstehungszeit der Straße. Muskulöse Atlanten zieren die Fassade. Der Zuckerbäckerbau könnte ebenso gut in Montecarlo oder an einem Badeort stehen, meinte Alberto Moravia. Der Palazzo Boncompagni an der Via Boncompagni mit seinen drei Bögen und dem ausladenden Balko