KAPITEL 3: Mr Stanford Blake
Stableford spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Er blickte zu Harriet hinüber und stellte mit einer gewissen Genugtuung fest, dass auch ihr Gesicht fast das Rot der Blumenbouquets neben ihr angenommen hatte.
Wie schön sie ist, dachte er unvermittelt.
Die Farbe stand ihr ausgezeichnet – sie passte zu ihren graublauen Augen und den kupferfarbenen Locken, die sie seit ihrer Hochzeit mit einem kurzen Pagenschnitt zu bändigen versuchte. Die neue Frisur und das elegante Kostüm, das ihre zierliche Gestalt betonte, ließen sie ein wenig älter als neunundzwanzig wirken.
Während Stableford darüber nachdachte, ob dies Absicht war, fiel ihm auf, dass die beiden Neuankömmlinge noch immer standen. Er riss sich zusammen und bat sie, Platz zu nehmen. Sir Perceval Holmes, ein großer, hager wirkender Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, setzte sich neben ihn, Lady Penelope, die Stableford auf Anfang vierzig schätzte, neben Harriet. Holmes hatte seiner Begleitung offenbar von Harriets früherer Arbeit als Künstlermodell erzählt, denn obwohl man den Erstkontakt kaum als glücklich bezeichnen konnte, verfielen die beiden Frauen praktisch sofort in ein angeregtes Gespräch über die reiche, psychologisch deutbare Symbolik in der modernen Malerei.
In einer kurzen Gesprächspause ergriff schließlich Holmes das Wort: „Also, mein lieber Stableford. Sie haben uns hierher eingeladen, um uns mehr von Ihrem Plan für eine gemeinsame Highland-Reise zu erzählen, die, wie ich aus Ihrem geheimnisvollen Anruf schließen darf, in Verbindung mit Ihrer neuen Tätigkeit als Detektivroman-Autor steht. Ich wiederum habe Hattie mitgebracht, da eine Reise mit einem frisch vermählten – und ich hoffe doch noch frisch verliebten – Paar für mich sehr einsam ausfallen könnte. Also bat ich sie darum, uns zu begleiten. Aus mir unerfindlichen Gründen hat sie zugesagt, obwohl doch jeder weiß, dass sich Psychiater und Psychoanalytiker bis ins Unterbewusste misstrauen.“
„Du bist schrecklich“, unterbrach ihn Lady Penelope. „Ich habe zugesagt, weil ich deine Freunde kennenlernen wollte. Ich hielt Sie beide nämlich anfänglich für Ausgeburten seiner Fantasie. Es ist mir aus eigener Erfahrung nahezu unverständlich, wie ein egozentrischer Zyniker wie Percy Kontakte knüpfen und halten kann. Sie müssen wissen, dass meine Konsultationsräume genau gegenüber seiner psychiatrischen Praxis in der Harley Street liegen. Über Wochen sah ich Percy am Fenster stehen. Tat ich es ihm gleich, wich er in die Tiefe seines Sprechzimmers zurück. Schließlich habe ich ihn vor seiner Praxis abgefangen und zum Lunch ins Kettner’s eingeladen – natürlich unter dem Vorwand eines Fachgesprächs. Dieses ‚Gespräch‘ führen wir nun schon seit fast einem Monat jeden Dienstag und Donnerstag und mittlerweile winkt er immerhin zurück, wenn ich ihn am Fenster entdecke.“
„Wuff“, bellte Holmes und verursachte damit einiges Aufsehen im Saal. „Pawlow hätte seine Freude an uns. Sie hat mich mit der Aussicht auf unsere gemein