: Angelika Svensson
: Wassersarg Ein Fall für Kommissarin Sanders
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426438176
: Die Lisa-Sanders-Reihe
: 1
: CHF 6.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein spannungsgeladener Kriminalfall inmitten eines eiskalten norddeutschen Winters mit dem Kieler Ermittler-Dreamteam Sanders und von Fehrbach. An einem klirrend kalten Februartag wird am Nord-Ostsee-Kanal die Leiche eines Mannes aufgefunden. Bei ihren Ermittlungen finden Kommissarin Lisa Sanders von der Mordkommission Kiel und Oberstaatsanwalt Thomas von Fehrbach heraus, dass es sich bei dem Toten um Carsten Hunold handelt, der vor siebzehn Jahren zwei kleine Jungen sexuell missbraucht und ermordet hatte. Ein Fall von Selbstjustiz? Als ein weiterer Mord geschieht, steht die Polizei plötzlich vor neuen Rätseln. Kommissarin Sanders und Staatsanwalt von Fehrbach ermitteln auf Hochtouren, doch der Täter ist ihnen immer einen Schritt voraus. Ein Kriminalroman mit viel Küsten-Flair - die ideale Urlaubslektüre! Die Ostsee-Krimis von Angelika Svensson mit Kommissarin Lisa Sanders sind in folgender Reihenfolge erschienen: Band 1 - Kiellinie Band 2 - Kielgang Band 3 - Wassersarg Band 4 - Küstentod Band 5 - Küstenzorn Band 6 - Küstenrache

Angelika Svensson ist das Pseudonym der Krimiautorin Angelika Waitschies. Die Autorin wurde in Hamburg geboren und lebt heute in Schleswig-Holstein. Nach der Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin begann sie 1972 ihre berufliche Tätigkeit beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg. Ihre Stationen innerhalb des NDR führten sie in unterschiedliche Bereiche, so auch in die Abteilung Unterhaltung/Fernsehspiel, wo sie auf Produktionsseite an der Entstehung vieler Shows und Krimis mitgewirkt hat. Mittlerweile ist die Autorin freiberuflich tätig. Angelika Svensson ist Mitglied im »Syndikat« und bei den »Mörderischen Schwestern«.

Montag, 13. Februar


Die Heizkörper stießen ein bedenkliches Blubbern aus, und das Aufdrehen des Warmwasserhahns im Badezimmer bestätigte Lisas Befürchtung. »Verdammt«, murmelte sie und startete einen zweiten Versuch mit der Brause in der verglasten Duschkabine. Als einige Spritzer des eiskalten Wassers auf ihren nackten Körper trafen, sprang sie zurück. Und als sie nach mehreren Minuten feststellen musste, dass das Wasser noch immer nicht warm geworden war, stieß sie einen resignierten Seufzer aus.

Na super! Ausfall der Heizungsanlage bei einer Außentemperatur von minus zwölf Grad. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, wo sie seit einer Woche eh schon auf der Kippe zu einer Erkältung stand und seit gestern Halsschmerzen hatte. Zwar gab es im K1 im Augenblick keine aktuellen Fälle, aber sie konnte sich keinen Ausfall erlauben, da sie gerade an einem »cold case« arbeitete, einem Altfall also, der ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte. In beharrlicher Regelmäßigkeit nahmen sich die Mitarbeiter des K1 ungelöster Mordfälle an, denn Mord verjährte nie.

Und so brachte Lisa ihre Morgentoilette ohne die gewohnte Dusche hinter sich und konstatierte, dass man sich auch anders behelfen konnte, wenn man die Zähne nur fest genug zusammenbiss und das ganze Prozedere als eine etwas andere Form der Abhärtung betrachtete. Bevor sie ins Büro fuhr, klingelte sie bei ihrem Nachbarn, der als Hausmeister fungierte und ihr hoffentlich sagen konnte, was denn nun mit der Heizung war.

»Der Kessel ist heute Nacht von der Wand gefallen«, lautete seine stoische Antwort, nachdem er sich kräftig die Nase geschneuzt hatte.

»Und was bedeutet das jetzt für uns?«

»Die Firma ist benachrichtigt. Ich hoffe, dass bald mal einer hier auftaucht. Dann müssen wir weitersehen.«

Das hörte sich nicht gut an.

»Nun machen Sie nicht so ein Gesicht, Frau Sanders. Wenn wir Glück haben, ist heute Abend wieder alles in Ordnung. Seien Sie froh, dass Sie ins Büro gehen dürfen. Meine Frau und ich müssen das den ganzen Tag hier aushalten.«

Da hatte er auch wieder recht. Das Rentnerdasein brachte also doch nicht nur Vorteile mit sich.

 

Der Wintereinbruch hatte die ohnehin schon knappen Parkmöglichkeiten in der Blumenstraße noch weiter eingeschränkt. Am Straßenrand türmte sich der von den Räumfahrzeugen zusammengeschobene Schnee. Der Fußweg bestand aus einem schmalen Trampelpfad, der mittlerweile so vereist war, dass man bei jedem Schritt Gefahr lief, auszurutschen und hinzufallen. Offensichtlich gingen die Streumittel der Stadt langsam zur Neige, in der Blumenstraße jedenfalls waren sie in den vergangenen Tagen nicht mehr zum Einsatz gekommen. Lisa bog nach rechts in die Wilhelminenstraße ein, überquerte dann die Legienstraße und fand einige hundert Meter weiter tatsächlich einen halbwegs geräumten Parkplatz auf der rechten Seite. Während sie den Weg zur Bezirkskriminalinspektion zurückstapfte, sann sie darüber nach, ob sie den Wagen zu Hause stehen lassen sollte, solange keine Wetterbesserung in Sicht war. Aber der Gedanke an zugige Bushaltestellen und überfüllte Verkehrsmittel war auch nicht gerade verlockend.

Im Büro war es kuschelig warm. Während Lisa Norwegermütze, Schal und Handschuhe auf dem Schreibtisch ablegte und sich dann aus ihrer dicken Steppjacke zu schälen begann, betrat ihr Kollege Uwe Grothmann das Büro.

»Du kannst die Klamotten anbehalten«, sagte er statt einer Begrüßung. »Wir müssen zum Kanal. Da liegt Tiefkühlware rum, die richtig scheiße aussehen soll.«

Lisa zog den Reißverschluss der Jacke wieder hoch und unterdrückte die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Mit Uwes sarkastischer Art würde sie sich niemals anfreunden können.

 

 

 

Das Trakehnergestüt Lankenau schien einem Wintermärchen entsprungen. Der Schnee gleißte, wenn ihn die Strahlen der Sonne trafen, die sich tapfer um die Vorherrschaft am Himmel bemühte. Bäume und Büsche wurden fast erdrückt von der weißen Pracht, das Wasser des Sees war gefroren. An den Dächern der Gebäude hatten sich lange Eiszapfen gebildet