: Johannes Sachslehner
: Abbazia K. u. k. Sehnsuchtsort an der Adria
: Styria Verlag
: 9783990403488
: 1
: CHF 8.90
:
: Regional- und Ländergeschichte
: German
: 204
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wer immer in österreichisch-ungarischen Landen an Fernweh litt und vom Süden träumte, dachte an Abbazia (Opatija). Abbazia - das war die klangvolle Metapher für die große Sehnsucht, für das kakanische Paradies schlechthin. Man schwärmte vom milden Klima Abbazias und von seiner Exklusivität, von seinen 'Strandseebädern'und Prachthotels, von seinen modernen Kuranstalten und luxuriösen Villen. Hier traf sich die vornehme Gesellschaft aus Wien, Prag und Budapest; man logierte im 'Quisisana' oder im 'Kronprinzessin Stephanie', promenierte am Strandweg nach Lovrana und dinierte im 'Adriaclub'. Gestützt auf umfangreiches Quellenmaterial schildert Johannes Sachslehner in diesem reich illustrierten Band den Aufstieg Abbazias von der kleinen 'klimatischen Winterstation' der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft zum mondänen Seebad an der Österreichischen Riviera, einfühlsam zeichnet er das Bild einer versunkenen Zauberwelt

Johannes Sachslehner, geb. 1957 in Scheibbs, studierte an der Universität Wien Germanistik und Geschichte (Dr. phil.) und unterrichtete von 1982 bis 1985 an der Jagiellonen- Universität Krakau als Gastlektor für deutsche Sprache und Literatur, seit 1989 Verlagslektor. Zahlreiche Publikationen, zuletzt erschienen bei Styria Premium seine beiden Bände über die 'Schicksalsorte Österreichs' sowie '365 Schicksalstage Österreichs'.

EIN BRIGHTON IM SOMMER UND EIN CANNES IM WINTER


urch Jahrhunderte, ja, Jahrtausende war es das Land der Fischer und der Piraten gewesen. Nie hätte sich hier jemand freiwillig niedergelassen, nur um die Schönheit der Landschaft zu genießen.Liburnia hatten die Römer diesen Küstenstrich Illyriens genannt und seine Bewohner, dieLiburnier, waren geschätzt für ihre Fertigkeit im Bau seetüchtiger Schiffe, gefürchtet für ihre Raubzüge über Meer. Eine ganze Kriegsflotte hatte das Imperium zur Unterwerfung der Liburnier in das Meer vor der istrischen Küste entsandt; einen Winter lang lagen die Galeeren im Hafen von Val Augusta(Mali Lošinj) und machten von hier aus Jagd auf die liburnischen Schiffe. Den Schauplatz dieser langwierigen Kämpfe bezeichnete man alsMare Quaternarium, das „aus vier Teilen bestehende Meer“, für dessen merkwürdig zerrissene Inselwelt die Römer im Mythos eine makabre Erklärung fanden: Medea, die mörderische Königstochter aus Kolchis, hätte auf der Flucht ihren Bruder Absyrtos zerstückelt, um so König Aetes, ihren Vater und Verfolger, aufzuhalten. Die einzelnen Gliedmaßen des armen Absyrtos lägen so noch immer verstreut im Meer: einen Schenkelknochen könne man in der Insel Cherso(Cres) erkennen, einen dünnen Armknochen in Lussin(Lošinj), Veglia(Krk) sei sein Schulterblatt gewesen und die Inseln Unie, Levrera und Sansego seien weitere Knöchelchen des Ermordeten. Die Eilande des Quarnero (heute: Kvarner) trugen daher in alter Zeit auch den Namen „Absyrtische Inseln“. Freilich gab es auch andere Erklärungsversuche: Eingedenk der zahlreichen Opfer, die schwere Stürme hier immer wieder unter den Seeleuten forderten, leiteten die Venezianer, jahrhundertelang Herrscher über den Quarnero, seinen Namen von italienischcarnivoro (= „der Fleischfressende) ab. Und nüchterne Interpreten aus dem Norden wollten noch später eine Verwandtschaft zu „Karst“ und „Kärnten“ erblicken – Quarnero hätte also seine Wurzel inkar, dem keltischen Wort für „Stein, Felsen“.

Wäschermädchen am Strand von Abbazia. Gemälde von Olga Wisinger-Florian.

© Giese& Schweiger, Kunsthandel Wien.

Die Mönche von St. Jakob. Algraphie von Stephanie Glax aus dem 1906 entstandenen Mappenwerk „Abbazia“.

Wie dem auch sei – die Liburnier unterwarfen sich schließlich im 2. Jahrhundert vor Christus den Römern und bauten nun Schiffe für ihre neuen