: Tommie Goerz
: Schlachttag Friedo Behütuns´ sechster Fall - Frankenkrimi
: ars vivendi
: 9783869136110
: Friedo Behütuns
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 425
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf einem Bauernhof in Franken wird eine Sau geschlachtet, zerlegt und verwurstet, es gibt Schlachtschüssel und Bier: Schlachttag. Aber auch sonst geht es blutig zur Sache. So buddelt in der Fränkischen Schweiz ein Hund Körperteile einer Frau aus. Dann stößt ein Wanderer auf einen fürchterlich zugerichteten Leichnam, das Opfer wurde offenbar regelrecht abgeschlachtet. Bis jedoch die Polizei am Tatort erscheint, ist der Leichnam verschwunden. Währenddessen befasst sich Kommissar Friedo Behütuns mit einem über 20 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall. War es Mord? Die Suche nach den Familienmitgliedern der Verschwundenen führt ihn durchs fränkische Land und bis auf die Kanareninsel La Gomera. Als sich dann der Enkel einer alten Frau meldet, zieht sich die Schlinge immer enger um die Familie. Der sechste Fall des beliebten Nürnberger Ermittlers Friedo Behütuns. Ein Frankenkrimi vom Feinsten: hintersinnig, erfrischend humorvoll und spannend

Tommie Goerz (Dr. Marius Kliesch,geb. 1954) hat Soziologie, Philosophie und Politische Wissenschaften studiert, wohnt in Erlangen, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Nach 20 Jahren bei einem der größten Agenturnetzwerke der Welt war er Dozent für Text und Konzeption an der Georg-Simon- Ohm-Universität Nürnberg. Heute lehrt er an der Faber-Castell-Akademie in Stein und unterstützt die hl-studios in Tennenlohe. Er gewann unter anderem den Bronzenen Löwen in Cannes (2007), ist Mitglied im Syndikat und spielt in der Band Hans, Hans, Hans und Hans. Bei ars vivendi erschienen seine Kriminalromane Schafkopf (2010), Dunkles und Leergut (beide 2011), Auszeit (2012) und Einkehr (2014), in denen jeweils der Nürnberger Kommissar Friedo Behütuns ermittelt, sowie sein Kurzkrimi-Sammelband Der Tod kommt schnell (2015).

 

»Sehr gut ausgeblutetes Tier brühen, Borsten abkratzen, ausnehmen, sehr gut waschen, dabei besonders auf Ohren und Rüssel achten, Augen entfernen […]«

Spanferkel gebraten

1

 

Josepha Regenfuß war eine gottesfürchtige Frau. Schon immer gewesen, nicht erst seit dem Tod ihres Hubertus vor inzwischen neun Jahren. Da hatte Gott ihn zu sich geholt eines Nachts. Hubert hatte sich urplötzlich aufgerichtet, hatte sich an den Hals gefasst, an die Brust, auf den Bauch, hatte gehustet, dass es einen grausen konnte, dann geröchelt und plötzlich Blut gespuckt, einen Schwall nach dem anderen. Dann war er in sich zusammengesunken. Blutsturz hatte der Doktor gesagt, als er nach über drei Stunden endlich kam. Früh um vier und mit einer Fahne – na ja, die Männer sind überall gleich. Dann hatte er sich noch einen Schnaps geben lassen, einen doppelten wie immer, den guten Birn vom Langguth, ihr ein wenig zu lange die Hand gedrückt, ihr glasig in die Augen gesehen, war an der Türschwelle noch über den alten Flickenteppich gestolpert, der dort schon seit Jahren Falten warf, es hätte ihn fast der Länge nach hingehauen, und schließlich war er weggefahren. Nur den Totenschein hatte er noch auf den Tisch gelegt.

86 Jahre war Josepha jetzt, da ging schon alles ein bisschen schwerer. Mühsamer halt, das Alter. Eine riesige Sauerei war das damals gewesen mit dem Hubertus. Sie hatte das Bett frisch bezogen, das alte Bettzeug gleich eingeweicht und es nachher doch wegwerfen müssen, denn das Blut ging nicht mehr heraus. Sie hatte den Boden gewischt, Hubertus von oben bis unten gewaschen, da war er sogar noch ein bisschen warm gewesen, hatte ihm sein gutes Hemd übergezogen, ihn in seinen Sonntagsanzug gesteckt, die Krawatte, die Gott sei Dank immer gebunden war, umgehängt, seine Schuhe noch mal geputzt, bevor sie sie ihm anzog, und ihm schließlich seine Hände auf dem Bauch gefaltet, so wie sie es immer gesehen hatte. Löchrige Socken hatte er in seinen Schuhen, dafür hatte sie sich einen Moment geschämt. Aber die guten wollte sie nicht mit ihm begraben lassen, die konnte sie ja noch tragen, und die Löcher sah ja keiner, dachte sie sich, er hat ja die Schuhe drüber, und ausziehen tut ihm die keiner mehr. Außerdem würde den Sarg eh niemand mehr aufmachen, wenn der Hubertus erst einmal drin lag und der Deckel zu war. Dann hatte er auf dem Bett gelegen, längs ausgestreckt, das Gesicht zur Decke, ganz friedlich und als ob er überhaupt nie jemandem etwas zuleide getan hätte, der alte Sack, auch ihr nicht, und draußen hatten sich die Vögel lauthals in den frühen Morgen gesungen, dass es eine wahre Freude war. So schön! Josepha hatte sich gewundert, dass sie nicht traurig war, ganz im Gegenteil, sie fühlte sich leicht und befreit, fast beschwingt. Mit 77 damals. Das wär’s dann also gewesen mit meinem Hubertus, hatte sie nur gedacht, hatte auf dem Stuhl neben seinem Bett gesessen und ihn betrachtet. Wie komisch doch das Leben ist, selbst wenn es dann endlich vorbei ist, wie friedvoll der Tod. Und wie verlogen, wenn man sich’s recht überlegt, denn auch das größte Schwein strahlt plötzlich Friedlichkeit aus. Liegt einfach so harmlos und wehrlos da. Doch so ein großes Schwein war er dann doch nicht gewesen, ihr Hubertus.

»Gott liebt mich«, hatte sie dann gedacht, »denn er lässt mich nicht traurig sein«, und hatte ein langes Dankgebet gesprochen.

Zur Beerdigung waren dann alle gekommen, das ganze Dorf. BeimHeid waren sie gewesen, da hatten sogar noch ein paar geweint, vor allem die alten Frauen. Damit man weiß, dass man ihn gekannt hatte und er einer der Ihren gewesen war. Dann aber, nach dem Schweinebraten, der Pfarrer hatte seine drei Bier schon getrunken und war längst wieder gegangen, hatte der Hinterers Loisl die Quetsche rausgeholt, so wie er es immer tat, der Ludgers Hansi hatte die Klampfe gestimmt, die beimHeid, seit sie denken konnte, hinten an der Wand hing, und dann hatten sie erst ein paar traurige Lieder gespielt, das gehörte dazu.Nehmt Abschied, Brüder, ungewis