: Martin Pollack
: Topografie der Erinnerung
: Residenz Verlag
: 9783701745289
: 1
: CHF 14.40
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein unbestechlicher Wegweiser durch unsere schmerzhaftesten, aber notwendigen Erinnerungen. Die wichtigsten Reden und Aufsätze des brillanten Essayisten Martin Pollack erstmals in einem Band: Sie widmen sich so unterschiedlichen Themen wie dem Massaker von Rechnitz in den letzten Kriegswochen, den Wiener 'Reibpartien', bei denen Juden unter dem Beifall der Bevölkerung die Gehsteige schrubben mussten, dem Mythos Galizien, der polnischen und ukrainischen Nachkriegsgeschichte oder auch der Verstrickung seiner eigenen Familie in den Nationalsozialismus. Immer ist Pollacks Blick scharf und kritisch, immer richtet er sich gegen das bequeme Vergessen. Und immer stellt er die zentrale Frage der Geschichtspolitik: Wie können und müssen wir heute mit dieser Erinnerung umgehen?

Martin Pollack geboren 1944 in Bad Hall. Studium der Slawistik und osteuropäischen Geschichte. Übersetzer polnischer Literatur, Journalist und Autor, 1987- 1998 Korrespondent des SPIEGEL in Wien und Warschau. Zahlreiche Preise, u. a. den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (2007) und den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2011). Lebt im Südburgenland und in Wien. Zuletzt erschienen: 'Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater' (2004), 'Wer hat die Stanislaws erschossen? Reportagen' (2008), 'Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien' (2010).

Statt eines Vorworts.
Über die Macht der Erinnerung


Die große Geschichte wird leichter begreifbar, wenn wir sie von unten betrachten, aus der Perspektive einzelner Erfahrungen, Erlebnisse und auch Tragödien. Aus diesem Grund sind Erinnerungen für die Beschäftigung mit der Vergangenheit so wichtig, und zwar sowohl die Erinnerungen der Opfer als auch der Täter, aber auch von Zuschauern, ob unbeteiligt oder nicht. Denn alle diese Zeugen vermitteln ganz individuelle Sichtweisen auf bestimmte Ereignisse, beeinflusst und gefärbt von den jeweiligen nationalen Narrativen, in die sie eingebettet sind. Sie erzählen persönliche Geschichten und Beobachtungen, die nicht unbedingt mit der offiziellen Geschichtsschreibung übereinstimmen müssen, manchmal sogar im Widerspruch zu dieser stehen. Wenn wir die verschiedenen Zeugnisse dann wie ein Puzzle zu einem größeren Bild zusammenfügen, versetzt uns das mit einigem Glück in die Lage, uns das oft scheinbar Unerklärliche, Unfassbare, mit dem uns gerade die jüngste Geschichte häufig konfrontiert, zumindest ansatzweise vorstellen zu können. Dürre Zahlen und Daten vermögen das nicht zu leisten.

Natürlich müs