Die große Geschichte wird leichter begreifbar, wenn wir sie von unten betrachten, aus der Perspektive einzelner Erfahrungen, Erlebnisse und auch Tragödien. Aus diesem Grund sind Erinnerungen für die Beschäftigung mit der Vergangenheit so wichtig, und zwar sowohl die Erinnerungen der Opfer als auch der Täter, aber auch von Zuschauern, ob unbeteiligt oder nicht. Denn alle diese Zeugen vermitteln ganz individuelle Sichtweisen auf bestimmte Ereignisse, beeinflusst und gefärbt von den jeweiligen nationalen Narrativen, in die sie eingebettet sind. Sie erzählen persönliche Geschichten und Beobachtungen, die nicht unbedingt mit der offiziellen Geschichtsschreibung übereinstimmen müssen, manchmal sogar im Widerspruch zu dieser stehen. Wenn wir die verschiedenen Zeugnisse dann wie ein Puzzle zu einem größeren Bild zusammenfügen, versetzt uns das mit einigem Glück in die Lage, uns das oft scheinbar Unerklärliche, Unfassbare, mit dem uns gerade die jüngste Geschichte häufig konfrontiert, zumindest ansatzweise vorstellen zu können. Dürre Zahlen und Daten vermögen das nicht zu leisten.
Natürlich müs