: Boris Schumatsky
: Der neue Untertan Populismus, Postmoderne, Putin
: Residenz Verlag
: 9783701745265
: 1
: CHF 12.60
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die jüngsten Krisen in Europa wirbeln die Politik auf. Dort, wo früher links und rechts war, entsteht etwas Neues. 25 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion steckt Europas Demokratie in der Krise. Alte politische Lager lösen sich auf. Die Linke tauscht Revolution gegen Nationalismus, und die Rechte borgt sich von der Linken als nützlichen Feind die Banken. Mit Bestürzung hört Boris Schumatsky den Beifall, den die russische Autokratie von überall bekommt. Ob links, rechts oder Mitte: Herrschaft macht Spaß, Freiheit strengt an. In den 1990er Jahren ritt man auf der Welle der Postmoderne in den ewigen Frieden. Nun ist daraus ein populistisches Monster entstanden. Scharf analysiert Boris Schumatsky die politischen Bewegungen der Gegenwart und blickt in eine mögliche Zukunft.

Boris Schumatsky geboren 1965 in Moskau. Er lebt seit Mitte der 1990er Jahre als freier Autor in Berlin und München. In seinem Buch 'Silvester bei Stalin' zeichnet er den Weg seiner Familie durch die Zeiten des Terrors und des Krieges nach. Schumatskys Essays zum politischen Geschehen erscheinen im deutschsprachigen Feuilleton wie Die Zeit, NZZ und die Süddeutsche Zeitung.

Frieden ist Krieg


Der Krieg erfindet sich gerade neu. Er will heute wie Frieden aussehen, und sein Schlachtfeld hat sich so weit ins Mediale verlegt, dass man, wenn es so weitergeht, irgendwann scharfe Waffen gegen scharfe Bilder tauschen wird.

Mein allererster Krieg war noch, wie damals üblich, durchs Schwarz-Weiß-Fernsehen zu mir gekommen. Eine Panzerkolonne irgendwo in Afghanistan, grau auf dem grauen Bildschirm, die mechanische Stimme des sowjetischen Nachrichtensprechers. Die Sowjetunion brach bald zusammen, sie zog ihre Truppen aus Afghanistan und später aus Europa ab, doch die Kriege brachen nun sogar häufiger aus als zuvor. Beim nächsten Afghanistan-Krieg zeigte der Farbbildschirm meines Fernsehers schnittige Bomber, sie hoben rasch von Flugzeugträgern ab, und schon auf dem nächsten Bild stiegen riesige grauorange Wolken in den kargen Bergen auf, die in Farbe genauso aussahen wie einst in Schwarz-Weiß. So hatten sich al