Dieses Haus findet keine Ruhe.
Besonders um den Jahreswechsel. Ein Fest jagt das andere: der Technikerball im Theatersaal, der erste »Wollabend«1 in der Moniuszko-Musikgesellschaft, die Akademikerfeier im Kasino, das Kostümfest des örtlichen »Sokol«-Turnvereins – und so geht es ganze zwei Monate lang. Im Stadtkasino haben zu Silvester nur 28 Paare die erste Quadrille getanzt. Dafür waren das »Stern« und die Kleinbürgerliche Gesellschaft gut besucht. Es heißt, unsere Juden hätten sich in ihrem Klub gut amüsiert. Wie jedes Jahr wurde Frau Doktor Esther Funkelstein zur Ballkönigin gewählt, und mit Recht: Denn es gibt niemanden, der auf der Straße nicht stehengeblieben wäre, um sich nach dieser großgewachsenen Frau umzudrehen und ihr nachzuschauen; und danach kreist sie in allen Gedanken wie eine traurige Melodie.
Adelja liebt gesellschaftliche Vergnügungen und nötigt auch mich mitzugehen. Ich will nicht, denn ich weiß genau, wie die Fräulein in ihren Musselinkleidern hinter Adeljas Rücken flüstern: »Adelja Anger geht mit ihrem Dienstmädchen aus, und verheiratet ist sie mit einem russischen Sargtischler.« Aber Petro begleitet sie nie, und alleine kann ich sie nicht gehen lassen.
Petro ist kein Sargti