: Susanne Scholl
: Warten auf Gianni Eine Liebesgeschichte in sieben Jahren
: Residenz Verlag
: 9783701745203
: 1
: CHF 12.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 220
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Einfühlsam und humorvoll erzählt Susanne Scholl vom Warten und Träumen, aber auch von sehr unerwarteten Momenten der Wahrheit. Sieben Sommer verbringt Lilly bei ihren italienischen Freunden auf Sardinien und genießt die unkomplizierte, sinnliche Atmosphäre endloser Urlaubstage - und die Zeit mit Gianni, der so gar nichts von einem Latin Lover hat und den sie trotzdem nicht vergessen kann. Sieben Winter jedoch muss Lilly zurück nach Wien in einen reichlich unerfreulichen Alltag: Ihr Ex-Mann hat eine neue, junge Geliebte, ihre beste Freundin stirbt an Krebs, ihr Vater outet sich als homosexuell und schreibt auch noch ein Buch darüber. Also flüchtet Lilly in ihre Traumwelt - und fantasiert von einem Leben mit Gianni, von einem eigenen Kind. Der letzte Sommer jedoch zwingt sie, ihre Wünsche endlich mit der Realität zu konfrontieren ...

Susanne Scholl geboren 1949 in Wien, Studium der Slawistik in Rom und Moskau. Langjährige ORF-Korrespondentin in Moskau. Susanne Scholl hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wichtige Preise für ihre journalistische Arbeit und ihr menschenrechtliches Engagement erhalten, u. a. den Concordia Preis und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Zuletzt erschienen: 'Russland mit und ohne Seele' (2009), 'Allein zu Haus' (2011), 'Emma schweigt' (2013).

Das erste Jahr – Der Versuch


Sardinien also.

Vor vielen Jahren hatte sie sich einmal dazu überreden lassen. Und war prompt krank geworden. Urlaub im Zelt, was für ein Albtraum.

Nun, da ihr wieder einmal ein einsamer Sommer bevorstand, hatten ihre Freunde sie erneut eingeladen.

In ein Haus allerdings, nicht ins Zelt. Eine Camping-Einladung hätte sie auch nicht mehr angenommen. Dass sie nicht fürs Campieren gemacht war, hatte sie mittlerweile begriffen.

Eigentlich war sie sich nicht ganz sicher, ob sie wirklich mitfahren sollte. Aber sie brauchte Urlaub und Meer und Sonne.

Denn ihr Leben war gerade ziemlich aus den Fugen geraten: Stefan hatte ihr vor ein paar Monaten nicht nur mitgeteilt, dass er sie nicht mehr liebte, er hatte ihr auch von seiner neuen Flamme erzählt. Nach zehn Jahren, in denen sie sich ihm voll und ganz untergeordnet hatte. Sie hatten die gemeinsame Wohnung gemietet, die er wollte, sie hatten sie nach seinem Geschmack eingerichtet, Lilly, die unter starker Höhenangst litt, hatte ihm zuliebe sogar einem Hochbett zugestimmt, auf das sie nur unter größter Überwindung jede Nacht kletterte. Und dann war sie eines Tages aufgewacht und hatte Stefan beim Packen zugesehen. Er hatte alles mitgenommen. Sogar das einzig Wertvolle, das sie gemeinsam angeschafft hatten – ein Bild von Hauser. Ihr, Lilly, habe das ohnehin nicht gefallen, hatte er gesagt. In den Kleinbus, den er gemietet hatte, hatten sogar sein Schreibtisch und sein Fauteuil hineingepasst, was Lilly nicht weiter gestört hatte, weil sie diesen angeberischen Polsters