2. KAPITEL
“Du machst Witze.” Lauren stellte die Füße auf die Stuhlkante und umschlang ihre Knie wie ein Kind, das sich zu schützen versucht.
“Absolut nicht, Sweetheart. Mir ist es vollkommen ernst”, entgegnete Poe und öffnete den Whiskey. In ihren Mandelaugen blitzte es gefährlich, während sie einen nach dem anderen musterte.
Seit Poes Bemerkung über die sexuell aufgeladene Atmosphäre wie eine Bombe eingeschlagen hatte, wartete Sydney auf den nächsten Hammer. Poe hatte sie vorhin auf der Veranda gewarnt, allerdings war diese Warnung recht vage ausgefallen. Sie hatte sich jede Menge Spielraum gelassen.
Daher wunderte sich Sydney kaum noch, als Poe mit einem Grinsen verkündete: “Wahrheit oder Risiko.”
Die erste Reaktion der anderen war Schweigen, trotzdem wusste Sydney, dass sie über kurz oder lang mitmachen würden. Also beschloss sie, den ersten Schritt zu machen. Sie wollte Spaß haben, und damit konnte sie ebenso gut gleich anfangen. Sie griff ein Glas, nahm all ihren Mut zusammen und sagte: “Ich bin dabei.”
Lauren starrte sie entgeistert an. “Das glaube ich nicht.”
“Solltest du aber”, meinte Sydney, füllte ein paar Eiswürfel und Whiskey in ihr Glas und blickte in die Runde. “Ich habe schließlich Urlaub, und ich habe mir wirklich ein bisschen Spaß verdient.”
“Was hat denn ‘Wahrheit oder Risiko’ mit Spaß zu tun?”, fragte Lauren entsetzt.
“Jede Menge, wenn die Mitspieler und die Atmosphäre stimmen. Nicht zu vergessen die richtige Menge Alkohol”, klärte Sydney sie auf, zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck. Während der Whiskey durch ihre Kehle rann, sah sie zu Ray. Lag es an dem Drink oder an der Art, wie er sie beobachtete, dass ihr plötzlich heiß wurde?
“Darauf trinke ich”, sagte Poe und hob ihr Glas. Mittlerweile hatten alle den ersten Schrecken verwunden und lachten – mit Ausnahme von Lauren.
Sie musterte einen nach dem anderen, wobei ihr Blick besonders lange bei Anton verharrte. Sydney sah ihn ebenfalls an und fragte sich, was wohl gerade in ihm vorgehen mochte. Anton war absolut undurchschaubar. Sie hätte nicht sagen können, ob er in diesem Augenblick wütend, interessiert oder schlicht gleichgültig war.
Lauren hingegen schien durchaus zu erahnen, was er dachte. Und diese Ahnung allein genügte ihr, eine Entscheidung zu fällen. Sie nahm sich ein Glas, ein paar Eiswürfel und schüttete sich einen doppelten Whiskey ein.
Dann trank sie ein