: Bettina Balàka
: Unter Menschen Roman
: Haymon
: 9783709935910
: 1
: CHF 13.50
:
: Erzählende Literatur
: German
: 328
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Berti heißt auch Fekete, Robert Pattinson, Ricky, Zorro und Bagheera. Er ist das Ergebnis der unglücklichen Liaison eines Jack Russell Terriers mit einem Straßenköter, er sieht aus wie ein schwarzer Fleck und benimmt sich wie ein übermütiges Kind. Er ruiniert die Geschäfte eines ungarischen Welpenhändlers, bricht einer Zwölfjährigen das Herz, weckt die Lebensgeister eines neurotischen Physikers und landet auf der Müllhalde eines Haustiermessies. Überall, wo er hinkommt, hinterlässt er seine Spuren in den Herzen und in den Leben seiner Menschen, die er als kleiner Schatten ihres Glücks und Unglücks begleitet. Bettina Balàka erzählt in ihrem neuen Roman nur scheinbar die Geschichte eines Hundelebens: Unter Menschen ist zugleich ein Reigen zwischenmenschlicher Tragödien und Komödien - grandios komponiert, durchtrieben ironisch und unterhaltsam, voll überraschendem Witz und geistreicher Erkenntnis. ***************************** ***************************** ***************************** ********************** LESERSTIMMEN: 'Wir gehen mit einem aufgeweckten und klugen Hund auf Entdeckungsreise und begegnen dabei außergewöhnlichen Charakteren. Unter Menschen bietet uns die brillante Gelegenheit, über ein Hundeleben hinter die Fassaden des menschlichen Daseins zu blicken.' 'Frech, spritzig und gerade aus: Bei Bettina Balàka sitzt jedes Wort an der richtigen Stelle. Wie auch schon bei ihrem vorigen Roman Kassiopeia hat sie mich auch diesmal wieder mit großartiger Leseunterhaltung beglückt'. Für Sebastian Gilli (DER STANDARD) ist der Roman Unter Menschen 'der gelungene Versuch, anhand der Lebensstationen eines Hundes Verhaltensweisen von Menschen aufzugreifen, zu hinterfragen und nachzuspüren. Gassigehen auf hohem stilistischem Niveau.' ***************************** ***************************** ***************************** ********************** &# 3; Alle Bücher von Bettina Balàka erschienen bei Haymon:´ Auf offenem Meer Kassiopeia Unter Menschen

Bettina Balàka, geboren 1966 in Salzburg, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Theaterstücke und Hörspiele. Vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Theodor-Körner-Preis (2004), dem Salzburger Lyrikpreis (2006) und dem Friedrich-Schiedel-Literaturp eis (2008). Bei Haymon: 'Auf offenem Meer'. Erzählungen (2010) und 'Kassiopeia'. Roman (2012, HAYMONtb 2013).

Robert Pattinson


1.

Alexandra Székely wusste genau, was ihr bevorstand, als sie aus dem Küchenfenster blickte und die leicht schwankende Gestalt des Bauern Hatvany die Straße entlang kommen sah.

„Oh nein, bitte nicht heute“, sagte sie laut, obwohl niemand da war außer Oszkár, ihrem alten Golden Retriever, der auf seiner Decke lag. Sie hatte im Büro eine volle Mailbox abzuarbeiten und Kunden, die bereits ungeduldig anriefen.

Es gab zwar einen Gehsteig, doch benutzte Hatvany ihn nicht – wahrscheinlich, weil er das Gehen auf Landstraßen gewohnt war. Sie konnte keinen Hund an seiner Seite erkennen, also trug er wohl einen, vielleicht auch mehrere sehr kleine Welpen in den Jackentaschen bei sich. Alexandra Székelys Tochter hatte eben das Haus verlassen, um mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, und sie selbst hatte vorgehabt, nachdem die Frühstückssachen weggeräumt waren, auf schnellstem Weg in die Arbeit zu fahren. Das konnte sie nun vergessen. Seit dem Tag, an dem sie den Bauern davon abgehalten hatte, einen Sack voller Steine mit ein paar Welpen aufzufüllen und in den Bach zu werfen, hatten sie einen Deal: Er brachte ihr alle Hunde, die er auf seinen Feldern auffand, und bekam dafür die Gewissheit, zum zivilisierten Teil der Menschheit zu gehören, sowie ab und zu ein Päckchen Zigaretten.

Tatsächlich bog János Hatvany in ihre Auffahrt ein und ging auf die Haustür zu. Noch immer konnte sie nirgends ein Welpenschnäuzchen entdecken. Alexandra Székely stellte den Toaster hin, den sie von Krümeln gesäubert hatte, und ging zur Tür, noch ehe es klingelte.

„Junge oder Mädchen?“, fragte sie, nachdem sie einander durch wortloses Kopfnicken begrüßt hatten. Der Bauer bestand darauf, erst in den warmen Flur einzutreten und die Tür hinter sich zu schließen, ehe er ihr seinen Fund zeigte. Im Lauf der Jahre war er fürsorglich geworden und keiner seiner Schützlinge sollte von einem kalten Luftzug geschädigt werden.

„Ein Junge“, sagte er dann, holte Berti aus seiner Brusttasche und hielt ihn Frau Székely so vor die Nase, dass sie die Beweisstücke an dessen Unterleib direkt in Augenschein nehmen konnte. Sie nahm den schwarzen Welpen in die Hände und begutachtete ihn von allen Seiten.

„Oje, das ist keine Rasse“, meinte sie. „War er alleine?“

„Hab keinen anderen gesehen“, erwiderte der Bauer.

„Wo hast du ihn gefunden?“

„In den Zuckerrüben. Nicht weit von der Straße.“

Frau Székely trug Berti in die Küche, wo sie ihn auf den Boden setzte, damit er und Oszkár einander beschnüffeln konnten. Berti war außer sich vor Freude, einen anderen Hund kennenzulernen. Einen großen, wunderbaren Hund, fast so wunderbar wie seine Mama Pihe! Immer wieder versuchte er, auf den alten Graubart hinaufzuklettern, und tappte ihm mit den Pfoten ins Gesicht. Dieser aber war wenig geneigt zu spielen. Er war alt, er war träge, er war ein Golden Retriever: Seine Aufgabe war es, Ruhe auszustrahlen. Als es ihm zu bunt wurde, hob er seine mächtige Pranke und hielt Berti damit am Fußboden fest.

Der Bauer war in der Küchentür stehengeblieben. „Also, dann …“, sagte er.

„Warte noch, ich habe Kirschkuchen!“, rief Alexandra Székely. Sie wusste, dass die Frau des Bauern Krebs hatte und öfter im Spital war als zu Hause, um zu backen. Hastig öffnete sie das Rohr und holte ein Blech Kuchen heraus. Sie schnitt ein großes Stück ab, wickelte es in Alufolie und drückte es János Hatvany in die Hand.

„Danke“, sagte er, „also …“

„Warte!“, rief sie und riss eine Schublade auf, aus der sie ein Päckchen Zigaretten nahm. „Ich dankedir“, sagte sie, als sie es dem Bauern überreichte.

Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, ging sie in die Küche zurück. Der schwarze Welpe lag auf der Hundedecke neben Oszkár, der ihn mit seiner großen, flatternden Zunge abschleckte. Es sah aus, als würde der Pfleger einer psychiatrischen Anstalt versuchen, einen hyperaktiven Patienten zu kalmieren.

Frau Székely hob den Kleinen auf und setzte ihn auf die Anrichte. In eine U