: Ute Wehrle
: Bächle, Gässle, Puppentod
: Emons Verlag
: 9783863589844
: 1
: CHF 8.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Freiburger Journalistin Katharina Müller freut sich auf ein paar Tage Urlaub in Überlingen. Doch die Vermieterin ihrer Ferienwohnung taucht nicht auf. Was einen guten Grund hat, denn ihre Leiche wird wenig später im Höllental gefunden. Während die Polizei den Täter im Umfeld des Opfers sucht, ist Katharina überzeugt davon, dass der Tod der Frau mit geheimnisvollen Schaufensterpuppen zusammenhängt, die mehr im Kopf haben, als manchem lieb sein kann.

Ute Wehrle ist gebürtige Freiburgerin und studierte Touristik-Betriebswirtschaft in Heilbronn. Sie arbeitet als freie Autorin und Journalistin.

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»Du dämlicher Vollpfosten!« Katharina stieg erbost auf die Bremse, als die Bremslichter des holländischen Wohnmobils direkt vor ihr aufleuchteten, bevor es, ohne zu blinken, in die Parkbucht abbog. Im Rückspiegel beobachtete sie, wie ein flachsblonder Mann in kurzen weißen Hosen heraussprang, die nur eine Nuance heller waren als seine bleichen Beine. Er zückte seine Kamera, um einen kapitalen Hirsch abzulichten, der im Begriff stand, in luftiger Höhe die B 31 zu überspringen. Dass er die andere Straßenseite nie erreichen würde, hatte einen guten Grund: Der Hirsch war aus Bronze. Und abgesehen davon für sportliche Höchstleistungen zu alt. Mit mehr als hundertfünfzig Jahren auf dem Buckel machte man eben keine großen Sprünge mehr. Das Denkmal zählte neben bollenhuttragenden Mädels zu den beliebtesten Fotomotiven im ganzen Schwarzwald. Was in Katharinas Augen allerdings noch lange keine Entschuldigung dafür war, sämtliche Verkehrsregeln zu ignorieren.

Leise schimpfend fuhr sie weiter. Die Straße zwischen Himmelreich und Hinterzarten, auf der sich Berufs- und Ausflugsverkehr gleichermaßen durchquälten, gehörte sowieso nicht zu ihren Lieblingsstrecken. Von der elenden Kurverei wurde ihr regelmäßig übel.

Trotz des flauen Gefühls im Magen drückte Katharina ordentlich aufs Gaspedal. Sie musste einen Zahn zulegen, wenn sie pünktlich in Überlingen sein wollte. Um zwei Uhr war sie mit der Vermieterin ihrer Ferienwohnung, einer gewissen Vanessa Engel, verabredet, die ihr den dazugehörigen Schlüssel überreichen sollte.

Katharina freute sich wie ein kleines Kind auf ihre freien Tage am Bodensee. Doch erst mal musste sie dort ankommen.

Wo kamen nur die vielen Lastwagen her? Und wo wollten die eigentlich alle hin? Katharina zog auf der Überholspur an einem polnischen Brummi vorbei. Ein Mercedes, der es ebenfalls eilig hatte, schmiegte sich an ihre Stoßstange. Wie sie diese unsägliche Auffahrerei hasste! Schleunigst scherte Katharina wieder rechts ein, um hinter einem italienischen Transporter zu landen. Gegen die Pferdestärken einer Edelkarosse, gepaart mit einem Idioten am Steuer, kamen sie und ihr altersschwacher Fiat einfach nicht an.

Sie drosselte das Tempo und fischte sich eine Zigarette aus der Packung, die neben ihr auf dem Beifahrersitz lag. Es würde schon nicht schlimm sein, wenn sie sich um ein paar Minuten verspätete.

Zugegeben, ein Schnäppchen war die luxuriöse Behausung, in der sie ihr verlängertes Wochenende verbringen würde, nun nicht gerade, sinnierte sie, als sie den Qualm durch das geöffnete Autofenster in den Schwarzwald pustete. Ausschlaggebend für Katharinas Wahl war ein riesiger Balkon gewesen, der zu der Wohnung gehörte. Die Aussicht direkt auf den Bodensee, mit deren Fotos die Eigentümerin im Internet um Gäste warb, war die hundert Euro pro Nacht locker wert. Vanessa Engel