: Jutta Mehler
: Milchlinge Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783863589813
: 1
: CHF 6.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 208
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fanni Rot kann tun, was sie will: Das nächste Verbrechen findet sie bestimmt.Eigentlich wollte sie endlich einmal ausspannen, doch dann entdeckt sie während des Urlaubs einen unbekannten Toten und kann das Schnüffeln wieder nicht lassen. Ihre Neugier zieht Fanni und Sprudel in einen gefährlichen Wettlauf gegen die Zeit - denn auch ihre Tochter Leni schwebt in Gefahr.

utta Mehler, Jahrgang 1949, hängte frühzeitig das Jurastudium an den Nagel und zog wieder aufs Land, nach Niederbayern, wo sie während ihrer Kindheit gelebt hatte. Seit die beiden Töchter und der Sohn erwachsen sind, schreibt Jutta Mehler Krimis, Romane und Erzählungen.

1

Fanni warf die Schranktür zu, drehte den Schlüssel im Schloss und presste die Hand gegen die Türfüllung, als könne sie damit verhindern, dass der Kasten je wieder aufgehen würde.

Der Lärm, den das Zuknallen verursacht hatte, ließ Sprudel von der Preistafel aufblicken, auf der er die Abmessungen des Flurschrankes studiert hatte. Als er Fannis Gesichtsausdruck wahrnahm, weiteten sich seine Augen.

»Fanni? Bitte, Fanni, nicht!«

Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr nicht möglich gewesen, zu antworten. Sie starrte durch Sprudel hindurch nach irgendwo. Ihre Miene zeigte eine Mischung aus Entsetzen, Pein und – etwas wie Reue.

Reute sie es, die Tür geöffnet zu haben?

Sprudels Argwohn wuchs, schien sich zu Gewissheit zu verdichten, als er einen ungläubigen Blick auf den Schrank warf, gegen dessen Tür Fanni noch immer drückte.

Sie nickte müde.

Als sie Sprudel zurückschrecken sah, nickte sie noch einmal nachdrücklicher.

Er atmete durch, trat auf sie zu, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie von der Schranktür weg.

Fanni lehnte sich an eine Garderobenwand, die mit Kleiderbügeln aus Plexiglas dekoriert war, und nickte ein drittes Mal.

Sprudel drehte den Schlüssel im Schloss.

Da ist er wieder, dachte Fanni, als Sprudel die Schranktür zögernd ein Stück weit aufzog. Dieser Geruch nach Tod und Verwesung. Schwach zwar, bei geschlossener Tür so gut wie nicht wahrnehmbar, bei offener aber kaum zu verkennen.

Sprudel hatte die Schranktür wieder geschlossen. »Wir sollten gehen, Fanni. Zu helfen ist da nicht mehr.« Er sah sie flehentlich an.

Und der will mal Kriminalkommissar gewesen sein? Das Schlimmste ist, wenn man sich selbst vergisst!

Fanni gab ein leises Schnauben von sich. Wie konnte ihre Gedankenstimme nur so gehässig daherreden. Sprudelwar früher Kriminalkommissar gewesen und bestimmt kein schlechter. Und nach seiner Pensionierung hatte er mit ihr zusammen mehr als ein halbes Dutzend Morde aufgeklärt. Auch wenn sie sich wegen ihrer partiellen Amnesie – die zwar im Laufe der Zeit ein paar Löcher bekommen, im Großen und Ganzen jedoch Bestand hatte – nur bruchstückhaft daran erinnern konnte, gab es keinen Zweifel daran. Ihre älteste Tochter Leni hatte Stunden damit verbracht, ihr die Erinnerung an die ausgelöschten sechs Jahre durch Erzählungen zu ersetzen. Daher und durch hin und wieder wie Blitzlichter aufflammende Gedächtnisfetzen wusste Fanni, wie gefährlich diese Mordermittlungen gewesen waren, wie knapp sie und Sprudel manchmal davongekommen waren, wie sehr sie der beinahe erfolgreiche Anschlag auf ihr Leben am Rande der mar