: Max Kauer
: Pratermonster
: Emons Verlag
: 9783863589561
: 1
: CHF 7.70
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Wiener Wurstelprater hat sich ein tödlicher Unfall ereignet. Oder war es Mord? Der Hauptverdächtige: ein Geisterbahn-Monster. Das Opfer: schwer zu sagen, weil bloß noch in Einzelteilen vorhanden. Die Zeugen: muss man erst finden. Klarer Fall für die knallharten Sonderermittler Ford und Kossel. Bei ihren Nachforschungen kommen sie einem teuflischen Verbrecherphantom auf die Spur, enthüllen das Geheimnis eines rätselhaften Hauses und erfinden schließlich sogar noch den Leberkäs-Hotdog.

Max Kauer wurde in Wien geboren und wuchs im dritten Wiener Gemeindebezirk auf. Seine berufliche Tätigkeit führte ihn für mehrere Jahre in die USA. Mittlerweile lebt und arbeitet er wieder in Wien.

Kapitel 7: Schnucki

Wenig später verließen wir das Gasthaus und gingen durch den tobenden Wurstelprater Richtung Stuwerviertel. Vor der Geisterbahn sah ich Perschinger stehen. Er drehte sich suchend herum, eine Hand in der Hüfte, mit der anderen kratzte er sich am Hinterkopf. Sein Trekkinghut rutschte ihm ins Gesicht. Vermutlich suchte er seine Zeugen.

Ich hatte Fatrdla gebeten, uns zum Café Schnucki zu führen. Hossak trottete mit, er nutzte offensichtlich die Gelegenheit, nicht zum Tatort zurückzumüssen. Fatrdla schlenderte vor uns her, nach links und rechts die verschiedenen Bekannten grüßend. Alle wollten natürlich wissen, was los war. Ich trieb ihn an, um zu vermeiden, dass Perschinger uns doch noch sehen würde. Der bekommt seine Zeugen schon noch, dachte ich.

Wir gingen in Schlangenlinien durch den Rummel, verließen das Wurstelpratergelände und erreichten die Ausstellungsstraße, die das Stuwerviertel nach Süden begrenzt. Rechts ragte ein gotisch wirkender Turm wie ein Wächter von einem der älteren Wohnhäuser auf. Mehrere schmiedeeiserne Balkons mit bunten Blumenkisten blickten über den Prater.

Das Stuwerviertel genießt zwar den halbseidenen Ruf eines Rotlichtviertels, wer sich aber ein Sankt Pauli erwartet, dem ist die Enttäuschung garantiert. Es ist eine ruhige Wohngegend mit geringem Akademikeranteil, ohne schicke Geschäfte und Cafés, dafür mit ein paar Puffs und dem besonderen Plus, dass fast alle Straßen hier von Bäumen gesäumt sind. In Wien eher die Ausnahme, verleiht das dem Viertel einen gewissen Berliner Charme, aber ohne den Hipnessfaktor. Ich kannte die Gegend gut, weil ich unlängst hierhergezogen war.

Ich kannte auch das Café Schnucki, brauchte also Fatrdla nicht wirklich, um es zu finden, hatte mir aber gedacht, es könnte nicht schaden, sozusagen eine Vertrauensperson dabeizuhaben. Auf die Idee, das Schnucki zum Vergnügen zu besuchen, war ich aber noch nie gekommen. Dieses war vom Typus Spelunke, dem dominierenden Kaffeehaustyp im Stuwerviertel. Von außen deutete wenig an dem Ecklokal in einem grauen Nachkriegsbau darauf hin, dass sein Besitzer nicht schon vor zehn Jahren die Koffer gepackt hatte und überstürzt in eine bessere Zukunft abgereist war.

Durch schmutzig graue, halb erblindete Fenster erkannte man grünliche Vorhänge, die seit Jahren nicht gewaschen oder auch nur in ihrer Hängeposition verändert worden waren. Auf einem mit grünlich gemasertem Plastikfurnier gestylten Fensterbrett lag ein verschrumpelter blau-weißer Wasserball. Vor langer Zeit dort gelandet und seitdem vergessen. Vor mir tauchte schwummernd ein Bild auf wie in einer Rückblende mit Harfenuntermalung. Ein Bild von glücklicheren, unschuldigeren, helleren Zeiten, in denen glückliche, unschuldige Prostituierte in Pastell sic