: Tommie Goerz
: Leergut Friedo Behütuns' dritter Fall Frankenkrimi
: ars vivendi
: 9783869133973
: Friedo Behütuns
: 4
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 429
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Nürnberger Kriminalkommissar Friedo Behütuns durchlebt eine harte Zeit: Er hat aufgehört, Bier zu trinken, raucht nicht mehr, quält sich mit Dauerläufen. Und das alles, weil er sich zu dick fühlt. So hat er ständig schlechte Laune. Zu allem Überfluss lastet ein langer, harter und dunkler Winter auf Franken. Mit ihm kommt es zu einer Reihe rätselhafter Todesfälle im Kreis der Reichen und Schönen rund um Nürnberg. Was steckt dahinter? Nichts ergibt Sinn. Dann fällt auch noch das halbe Ermittlungsteam aus, eine Praktikantin aus Bremen muss einspringen. Es geht einfach nicht voran - bis es Frühling wird. Mit den ersten Sonnenstrahlen tut sich endlich eine Spur auf. Sie führt bis nach Bayreuth und in ein Wirtshaus mitten im Wald. Behütuns' dritter Fall - genauso fränkisch, hintersinnig, witzig und böse wie die ersten beiden.

Tommie Goerz (Dr. Marius Kliesch, geb. 1954) hat Soziologie, Philosophie und Politische Wissenschaften studiert, wohnt in Erlangen, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Nach 20 Jahren bei einem der größten Agenturnetzwerke der Welt war er Dozent für Text und Konzeption an der Georg-Simon-Ohm-Universität Nürnberg. Heute lehrt er an der 'Faber-Castell-Akademie' in Stein und ist bei den 'hl-studios' Tennenlohe. Er gewann unter anderem den Bronzenen Löwen in Cannes (2007), ist Mitglied im SYNDIKAT und spielt in der Band 'Hans, Hans, Hans und Hans'. Bei ars vivendi erschienen seine Kriminalromane 'Schafkopf' (2010), 'Dunkles' und 'Leergut' (beide 2011) sowie 'Auszeit' (2012) und 'Einkehr' (2014),in denen jeweils der Nürnberger Kommissar Friedo Behütuns ermittelt.

 

Es gibt im Bewußtsein großzügige Prozesse der Vereinfachung.

Arnold Gehlen,Urmensch und Spätkultur

1. Kapitel

Der Nürnberger Kommissar Friedo Behütuns war richtig gut drauf. Bombig sozusagen, und zwar kurz vor der Detonation. Hier der Fall von Professor Altenfurth, bei dem er seit Wochen nicht einen Schritt weiterkam, draußen der viele Schnee, die zwei Anrufe – und dann auch noch … nein, das passte jetzt überhaupt nicht. Gerade jetzt! Dass aber auch immer alles auf einmal kommen musste! Er war nur noch genervt. Restlos. Da musste jetzt auch noch dieser Typ zur Türe reinkommen!

»Machen Sie die Tür zu«, bellte er unter seiner Lampe hervor. Gereizt. Es war düster im Büro, beinahe trostlos, trotz des Vormittags. Das Deckenlicht hatte Behütuns nicht eingeschaltet, weil er Neonlicht hasste, und das Schneetreiben draußen schluckte das Tageslicht. Grau stand es vorm Fenster, und vom Gang zog es kalt herein, sobald die Tür offen stand. Das Gebäude war, klar, schlecht isoliert. Und hässlich von innen und außen. Typischer Sechzigerjahrebau. Man musste sich Tag für Tag dagegen wehren, dass das Grau dieses fürchterlichen Gebäudes nicht auf einen abfärbte, nach innen wanderte und tief im Innersten in Grauen umschlug.

Eigentlich hatte er überhaupt keine Zeit, im Grunde müsste er gleich los. Sofort. Musste sich nur noch entscheiden wohin, und wo er die Kollegen hinschicken sollte. P. A. und Dick. Erlenstegen oder Kornburg. In beiden Vororten lagen Leichen.

Das mit der Gereiztheit ging schon seit einer Woche so, und zwar ständig – seit er versuchte, einmal eine Rauch- und Trinkpause einzulegen. Trinken nicht, also kein gutes fränkisches Bier, und zwar kein einziges Dunkles, weil er so langsam immer fetter wurde, weil die Hosen zwickten und er sich nicht mehr wohl fühlte in seiner Haut. Selbst das tägliche Schuhebinden wurde schon zum Problem, denn es spannte, und er trug sich schon mit dem Gedanken, sich nur noch Slippers zuzulegen. Eigentlich eine völlig unmögliche Vorstellung. Als Nächstes käme dann wahrscheinlich Beige, die Non-plus-ultra-Non-Farbe des Alterns. Nein, Slippers kamen auf keinen Fall in Frage. Also nicht trinken wegen dem Fett. Und auch, weil er ständig schwitzte, was ja wahrscheinlich mit dem Fett zu tun hatte, irgendwie. Ja, und dann nicht rauchen, weil Rauchen blöd war. Schön zwar, aber blöd. Schön blöd. Außerdem stinkt es, wenn man raucht, und selber stinkt man auch. Kriegt gelbe Zähne und komische Haut. Ja, es war Zeit, das alles endlich einmal zu überwinden. Und trinken auch deshalb nicht, weil sonst wahrscheinlich die Lust auf eine Zigarette zu groß wurde. Zumindest hatte er die Befürchtung, dass er nach dem ersten Bier gleich wieder schwach würde. Aber das mit dem Rauchen wurde Zeit, außerdem durfte man inzwischen ja ohnehin fast nirgends mehr rauchen – außer in der Hersbrucker Bücherwerkstatt! Bei denen, da ganz hinten im Sozialraum, war Rauchen nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich erwünscht! Da standen noch die Aschenbecher herum so wie früher, auf dem Tischchen und am Fensterbrett, selbstverständlich voll, und irgendeiner rauchte immer. So waren die eben. Immer und in allem dagegen. Immer schräg stellen gegen die herrschende Wirklichkeit. Oder wirkende Herrlichkeit? Wahrscheinlich war es eher Zweites.

Behütuns aber versuchte trotzdem, mit dem Rauchen aufzuhören. Zudem hatte er auch schon einmal probiert, einen kleinen Dauerlauf zu machen. Waldlauf hatte das früher geheißen, heute hieß es Joggen. Das gehörte mit zu dem selbst auferlegten Programm. Sport sollte ja gut sein. Unten am alten Kanal entlang war er gelaufen, gleich am ersten Tag. Eine Woche war das jetzt schon her, da hatte es noch nicht geschneit. War aber nicht weit gekommen. Immerhin, der Nürnberger Ober war ihm entgegengekommen, der Bürgermeister, und hatte ihn gegr