: Jonathan Swift
: Gullivers Reisen
: Anaconda Verlag
: 9783730691144
: 1
: CHF 2.50
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jonathan Swifts 'Gullivers Reisen' gilt vielen Lesern noch immer als Kinderbuch - zahllose speziell gekürzte Ausgaben haben diesen falschen Eindruck noch befördert. Die Originalfassung aber ist eine überaus scharfzüngige Gesellschaftssatire, in der Swift virtuos mit verschiedenen literarischen Stilen spielt und äußerst originell Ausschnitte der Lebenswirklichkeit seiner Zeit mit phantastisch-märchenhaften Motiven vermengt. Die sagenhaften Gestalten, denen Gulliver auf seinen abenteuerlichen Reisen begegnet, werden für immer unvergesslich bleiben.

Jonathan Swift (1667-1745) studierte Theologie in Dublin und wurde anglikanischer Geistlicher. Mit zahlreichen Flugschriften und ersten satirischen Erzählungen nahm er Stellung zu kirchlichen und politischen Themen. «Gulliver's Travels», die 1726 zunächst anonym erschienen, wurden zu einem überwältigenden Publikumserfolg und machten ihn zum bis heute bedeutendsten englischsprachigen Satiriker.

ERSTER TEIL


Eine Reise nach Lilliput


Erstes Kapitel


Der Verfasser gibt Nachricht von seiner Person und seiner Familie. Seine erste Veranlassung zu Reisen. Er leidet Schiffbruch, sucht sich durch Schwimmen zu retten, erreicht wohlbehalten den Strand von Lilliput, wird gefangengenommen und in das Innere des Landes gebracht.

Mein Vater besaß ein kleines Gut in Nottinghamshire; ich war der dritte seiner fünf Söhne. Mit dem vierzehnten Jahr wurde ich auf Emanuel-College in Cambridge geschickt, wo ich drei Jahre lang blieb und fleißig studierte. Die damit verbundenen Kosten waren jedoch für das kleine Vermögen meines Vaters zu groß, obgleich ich nur einen unbedeutenden Wechsel erhielt; deshalb wurde ich bei Herrn James Bates, einem ausgezeichneten Wundarzt der Hauptstadt London, in die Lehre gegeben, bei dem ich drei Jahre lang blieb. Von Zeit zu Zeit schickte mir mein Vater kleine Geldsummen, die ich auf das Erlernen der Schiffahrtskunde und auf das Studium anderer mathematischer Wissenschaften verwandte, deren Kenntnis für diejenigen durchaus notwendig ist, die große Reisen unternehmen wollen; ich hegte immer ein gewisses Vorgefühl, dies werde früher oder später mein Schicksal sein. Als ich Herrn Bates verließ, kehrte ich zu meinem Vater zurück und erhielt von ihm, meinem Onkel James und einigen anderen Verwandten die Summe von 43 Pfund. Zugleich wurden mir 30