1. LEBEN, ERFOLG UND GLÜCK
Ich besuchte vor einiger Zeit mit einem guten Freund ein Casino, um einen schönen Abend zu verbringen, aber auch, um nach Jahren der Glücksspielabstinenz wieder einmal zu sehen, was sich da so tut. Dabei war ich doch sehr erstaunt, wie viele Menschen versuchen, mit vollem Einsatz und Verbissenheit ihr Geld zu vermehren. Jeder hofft auf das Glück, das ihn erfolgreich macht. Aber wenn ich mir die Bilanzen der österreichischen Casinos ansehe, weiß ich, dass es hier nur einen Gewinner gibt. Auch statistisch gesehen ist es unwahrscheinlich, beim Glücksspiel zu gewinnen. Wussten Sie, dass die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, höher ist als ein Lottosechser? Und trotzdem spielen Millionen Menschen diese Spiele. Für manche ist es Hobby und Entspannung, andere wiederum erhoffen sich das große Los. Dieser Eindruck veranlasste mich, das erste Kapitel dieses Buches mit dem Thema „Erfolg und Glück“ zu beginnen.
Als ich unlängst auf einer Brücke über dem Hauptbahnhof Zürich stand und die vielen Menschen unter mir beobachtete, sah das Ganze auf den ersten Blick nach Chaos aus. Ein wildes Durcheinander, in dem Menschen kreuz und quer aneinander vorbeiliefen. Wenn man aber länger hinsah, merkte man, dass jeder ein Ziel verfolgte. Jeder Mensch in diesem chaotischen Getümmel hatte einen ganz bestimmten Ort, wo er hinwollte. Dies nenne ich Ordnung hinter dem sichtbaren Chaos. Manchmal meinen wir nur, dass das Leben chaotisch ist, doch je länger wir es betrachten, umso mehr können wir hinter allem eine Ordnung erkennen.
Es ist oftmals das Streben nach Glück und Erfolg, das ein Leben überwiegend bestimmt. Dabei wird aber vergessen, dass das, wonach wir am meisten streben, sich uns entziehen kann. Oder es macht uns blind gegenüber anderen Möglichkeiten und Chancen. Im „Buch der Bücher“, der Bibel, ist dies wie folgt beschrieben:
- „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“4
Das Leben ist stets eine Gratwanderung zwischen vielen Möglichkeiten, Chancen und Gefahren. Wir werden geboren in einem Abhängigkeitsverhältnis zu unseren Eltern.
„Wenn man auf die Welt kommt, denkt man über sich nicht nach. Man ist einfach nun mal da und ist im Prinzip Opfer. Ich bin abhängig von der Mutter, kann mich selber nicht ernähren. Der Vater muss Geld verdienen, damit ich was zu essen habe. Ich werde gekleidet, ich bekomme gesagt: ‚Du musst zur Schule gehen, du musst dein Zimmer aufräumen.‘ Also ich bin in einer Welt, in der ich mich als Opfer erlebe.“5 (KT)
In weiterer Folge entstehen gesellschaftliche, wirtschaftliche und staatliche Abhängigkeiten. Doch woher erhalten wir eine Anleitung für das Leben selbst? Wir schreiben selbst die Gebrauchsanleitung des Lebens, indem wir bewusst leben. Leider bekommen wir hierzu in der Schule wenig Rüstzeug mit: Die Kinder bekommen die Köpfe mit Informationen zugestopft, lernen aber kaum, selbstständig zu denken und zu handeln. Die Religionen verlieren zunehmend an Einfluss und Bedeutung und bie