: Christine Nöstlinger
: Lumpenloretta
: G&G Verlag
: 9783707457193
: 1
: CHF 7.20
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Querkopf liebt Traumtänzerin Christine Nöstlingers neuer Roman trifft mitten ins Herz Glatze und Loretta, kann daraus was werden? Hier der schweigsame Typ, der sich aus purer Sturheit wöchentlich seine Glatze neu schert. Da die quirlige angehende Zirkusprinzessin, die notgedrungen zu viele Grenzen überschreitet. Dann ist da auch noch Locke, die Verwirrung stiftet. Eine Dreiecksliebe ohne Zukunft, sollte man meinen. Aber, wie gesagt: Glatze ist ein sturer Bock ... Die traurige und zarte, wunderbar hoffnungsvolle Liebesgeschichte von Glatze und Loretta überrascht durch einen völlig neuen Ton und setzt einen Meilenstein in Christine Nöstlingers umfangreichem Schaffen. 'Wenn dir das Schicksal eine Liebe aufhalst, bist du dagegen machtlos, da brauchst du gar nicht versuchen, dich zu wehren! Du musst es hinnehmen!' ... Es ist schwer zu glauben, dass einer wie Glatze, der nicht gern redet, und schon gar nicht über so Gefühlskram, das gesagt haben soll. Und da es die Loretta mit der Wahrheit nie hundertprozentig genau genommen hat, könnte es leicht sein, dass sie es erfunden hat. Was aber nicht heißen muss, dass es falsch ist.'

Christine Nöstlinger 1936 in Wien geboren, lebt als freie Schriftstellerin abwechselnd in Wien und im Waldviertel. Sie schreibt für Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Ihre Kinder- und Jugendbücher sind weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Ihr Werk wurde international vielfach ausgezeichnet, sie erhielt den Andersen Award und war die erste Trägerin des Astrid-Lindgren-Preises. 2011 erhält sie den CORINE Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für ihr Lebenswerk. Ihre Bücher wirkten stets sowohl polarisierend als auch inhaltlich und sprachlich prägend. Generationen von LeserInnen hat sie mit ihren Büchern bereichert, erfreut, hat sie nachdenklich und mutiger gemacht - eine Kunst, die sie ungebrochen beherrscht.

ANGEFANGEN HAT IM GRUNDE ALLES damit, dass die alte Frau Berger und der noch ältere Herr Berger, die im Nachbarhaus von Glatze, auf Hausnummer 19, gewohnt haben, in ein Senioren-Heim übersiedelt sind. Weil der Herr Berger schon seit langer Zeit im Rollstuhl gesessen ist und die Frau Berger es nicht mehr geschafft hat, ihn zu versorgen und auszuhalten. Er ist nämlich auch im Kopf total meschugge worden und hat geglaubt, dass sie ihn abmurksen will und er sich gegen sie mit dem großen Fleischmesser verteidigen muss. Aber das Senioren-Heim hat den beiden nicht wirklich gutgetan. Im Frühling drauf waren sie tot. Und alle in der Siedlung haben darüber gerätselt, wer nun das Berger-Haus erben wird. Kinder haben die beiden keine gehabt, von Freunden oder Bekannten, die Erbschleicher hätten sein können, sind sie auch nie besucht worden. Und alle Verwandten, von denen sie den Nachbarn irgendwann einmal erzählt hatten, waren längst tot.

Die Glatze-Mutter hat zur Locke-Mutter oft gesagt: „Hoffentlich hat das Haus jemand geerbt, der zu uns herpasst!“

Und die Locke-Mutter, die auf der anderen Seite vom 19er-Haus wohnt, hat vermutet: „Also, wie ich diese zwei schrulligen Zausel einschätze, haben sie ihr Haus garantiert der Caritas oder der Kirche vermacht, damit sie in den Himmel kommen!“

Und drauf hat die Glatze-Mutter gejammert: „Da sei Gott im Himmel vor, sonst macht die Caritas glatt noch ein Obdachlosen-Wohnheim daraus oder ein Asylanten-Quartier!“

Aber die Locke-Mutter hat behauptet: „Das wagt die Caritas nicht, die will keinen Unfrieden in eine gutbürgerliche Wohngegend tragen. Die verkauft das Haus sicher, falls sie es geerbt haben sollte!“

Gegen Ende der Sommerferien dann, an einem Donnerstag, am frühen Nachmittag, hat vor dem 19er-Haus ein echtes Wahnsinnsgefährt eingeparkt. Ein uralter schlammgrau-senfgelb-kackebraun gefleckter Autobus, militärisch tarnfarben für Wüstengegenden. So einer mit Teddybärschnauze und dickem Hinterteil. Unter den Seitenfenstern ist auf beiden Seiten mit großen, ziemlich krummen Blockbuchstaben in allen Regenbogenfarben aufgepinselt gewesen: PATSYS ALTWAREN-PARADIES. Und eine Mobil-Telefonnummer dahinter.

Glatze ist gerade beim Tor vom Vorgartenzaun gestanden, weil ihn seine Mutter zum Briefkasten um die Post geschickt hatte. Klarerweise ist er mit den zwei Briefen und dem Post-wurf-Kram nicht ins Haus zurück, sondern hat sich an den Zaun gelehnt und getan, als ob er die knalligen Angebote in den Werbeprospekten studieren würde. Wer aus dem Autobus aussteigt, hat er sehen wollen, und lange warten hat er nicht müssen. Zuerst ist eine Frau ausgestiegen. Eine im Mama-Alter, sehr klein