Hitler und die Fledermaus
Kapitel 1
In derBerliner Morgenpost vom 3. März 1942 stand an einer ziemlich unauffälligen Stelle eine kleine Meldung mit einer recht merkwürdigen Schlagzeile. »Nicht mehr Fledermaus!« versprachen fettgedruckte Lettern. Darunter laß man folgenden kurzen Text:
»Die Deutsche Gesellschaft für Säugetierkunde hat bei ihrer 15. Hauptversammlung beschlossen, die zoologisch irreführenden Namen ›Spitzmaus‹ und ›Fledermaus‹ abzuändern in ›Spitzer‹ und ›Fleder‹. (Fleder ist eine alte Form für Flatterer.) Die Spitzmaus führte übrigens eine Vielfalt von Namen: Spitzer, Spitzlein, Spitzwicht, Spitzling. Während der Tagung wurden im Hörsaal des Zoologischen Museums verschiedene wichtige Vorträge gehalten […].«
Ob diese kurze Notiz dazu geführt hat, dass zumindest die Leser derBerliner Morgenpost die in Berlin allgegenwärtigen Fledermäuse zeitweilig »Fleder« nannten, sei dahingestellt. Fledermaus ist sicherlich auch bis heute die übliche Bezeichnung für die einzigen hiesigen fliegenden Säugetiere und gehört wie auch die »Spitzmaus« zum allgemeinen deutschen Wortschatz. Selbst in Wörterbüchern oder fachspezifischeren Naturführern sind weder Fleder noch Spitzer zu finden (sieht man einmal von einem »kleinen Gerät zum Spitzen von Blei- und Buntstiften« ab). Es scheint beinahe so, als ob diese von den führenden deutschen Spezialisten für Säugetiere ausgerufene Namensänderung gänzlich ungehört den Weg vieler Zeitungsmitteilungen gegangen ist: Sie geriet in Vergessenheit.
Allerdings gab es bereits einen Tag nach dem Erscheinen der Notiz eine unmittelbare Reaktion von