Kapitel Eins
Sarah legt ihren Zeigefinger vorsichtig auf den breiten, braunen Klingelknopf. Sie holt tief Luft, sammelt sich. Dann drückt sie entschlossen auf ihn.
Sie hat lange überlegt, ob es richtig ist. Ob sie das darf. Tage, Wochen, Monate. Dass es einen Menschen gibt, der erfahren muss, was passiert ist, lässt ihr keine Ruhe. Einen Menschen, der ihr Antworten geben kann. Den sie in manchen Dingen besser kennt als sich selbst. Obwohl sie ihm nie persönlich begegnet ist. Bis jetzt.
Hinter der Tür aus Eichenholz ertönt ein mondäner Gong. Tief, klar und ruhig. Niemanden, denkt Sarah, wird dieser Ton zur Eile rufen. Sie lässt die Hand sinken und betrachtet das Messingschild neben dem Türrahmen. Ein Name steht dort, tief eingraviert und mit schwarzer Farbe nachgezogen. Der gleiche Name, den sie auch auf der Rückseite eines Fotos fand. Vor vielen Jahren mit Bleistift geschrieben. Ein wenig verwischt und gerade noch lesbar.
Sarah wendet sich von der Tür ab und überblickt den Vorgarten. Die Vormittagssonne zeichnet noch frische Schatten zwischen die Blumen. Aber die Hitze der ersten Tage im Juli wird über ihnen die Luft flimmern lassen. Spätestens in ein, zwei Stunden. Gepflegt sieht es hier aus, denkt Sarah. Die Rasenkanten sind