: Alfred Döblin
: Die Geschichte vom Franz Biberkopf / Dramen / Filme Fischer Klassik PLUS
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104032986
: 1
: CHF 14,00
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 656
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Döblins Arbeiten für Radio, Bühne und Film Als radikal gegenwärtiger Autor hat sich Alfred Döblin auch für moderne Massenmedien wie Radio und Film interessiert. Dieser Band enthält Döblins Hörspielbearbeitung seines Romans ?Berlin Alexanderplatz?, alle Dramen sowie zahlreiche Filmentwürfe aus der Zeit der Weimarer Republik und dem kalifornischen Exil. Mit einem Nachwort von Stefan Keppler-Tasaki

Alfred Döblin, 1878 in Stettin geboren, arbeitete zunächst als Assistenzarzt und eröffnete 1911 in Berlin eine eigene Praxis. Döblins erster großer Roman erschien im Jahr 1915/16 bei S. Fischer. Sein größter Erfolg war der 1929 ebenfalls bei S. Fischer publizierte Roman ?Berlin Alexanderplatz?. 1933 emigrierte Döblin nach Frankreich und schließlich in die USA. Nach 1945 lebte er zunächst wieder in Deutschland, zog dann aber 1953 mit seiner Familie nach Paris. Alfred Döblin starb am 26. Juni 1957.

Hörspiel


Die Geschichte vom Franz Biberkopf


Hörspiel

(Musik)

STIMME

(flüsternd) Hiob[.]

HIOB

Wer ruft?

STIMME

Hiob[.]

HIOB

Wer ist es?

STIMME

Hiob, du liegst im Kohlgarten an der Hundehütte. Da ist der Palast, den du einmal besessen hast. Was quält dich am meisten, Hiob? Daß du deine Söhne und Töchter verloren hast, daß du nichts besitzt, daß du krank bist?

HIOB

Wer fragt?

STIMME

Ich bin nur eine Stimme.

HIOB

Eine Stimme kommt aus einem Hals[.]

STIMME

Hiob, du kannst die Augen nicht aufmachen, willst du keine Rettung?

HIOB

Ach heile mich.

STIMME

Wenn ich aber Satan oder der Böse bin?

HIOB

Heile mich.

STIMME

Ich bin Satan.

HIOB

Heile mich.

(Musik)

HIOB

Wo ist die Stimme?

STIMME

Ich komme schon.

HIOB

Du willst mir ja nicht helfen, keiner will mir helfen, nicht Gott, nicht Satan, kein Engel, kein Mensch.

STIMME

Und du dir selbst?

HIOB

Was ist mit mir[?]

STIMME

Du willst ja selbst nicht.

HIOB

Was?

STIMME

Wer kann dir helfen, wo du dir selbst nicht helfen willst.

HIOB

Nein, nein.

STIMME

Alle wollen dir helfen, nur du dir nicht.

HIOB

Ich kann nicht.

STIMME

Du – mußt!

(Scenenwechsel überall ohne Pause!)

HARMONIKA, AUTOTUTEN, VERSCHIEDENE STIMMEN

B.Z. am Mittag, die Zwölfuhrmittagzeitung, die neusten Schlager, Gigolo, mein kleiner Gigolo, meine Dame kaufen sie Fische, Fische sind preiswert, Fische enthalten viel Phosphor, ist doch giftig, Sie meinen Streichhölzer, nee Streichhölzer brauchen Sie nicht zu l[u]tschen, Fische sind nahrhaft, eßt Fisch, dann bleibt ihr schlank gesund und frisch, Damenstrümpfe, echt Kunstseide, Sie haben hier einen Füllfederhalter, mit prima Goldfeder, anlackiert, ich sage Gold, vielleicht lackiere ich Ihnen eine runter.

FRANZ BIBERKOPF

Herrschaften treten Sie näher, Fräulein Sie auch mit dem Herrn Gemahl, Jugendliche haben Zutritt, für Jugendliche kostets nicht mehr, warum trägt der feine Mann im Westen Schleifen und der Prolet trägt keine?

STIMME

Fabisch Konfektion, gediegene Verarbeitung und niedrige Preise sind die Merkmale unserer Erzeugnisse.

FRANZ

Warum trägt der Prolet keine Schleifen? Weil er sie nicht binden kann. Da muß er sich einen Schlipshalter zukaufen, und wenn er den gekauft hat, ist er schlecht und er kann den Schlips noch nicht immer nicht binden. Das ist Betrug, das verbittert das Volk, das stößt Deutschland noch tiefer ins Elend, wo es s