: Stefanie Bisping
: Lesereise Bretagne Beim Leuchtturmwärter brennt noch Licht
: Picus
: 9783711752871
: Picus Lesereisen
: 3
: CHF 8.90
:
: Europa
: German
: 132
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Windgepe tschte Steilküsten, von der Brandung umtoste Inseln, geheimnisvolle Wälder - die Bretagne ist wildes Land, vom Meer geprägt. Vergeblich versuchten die Römer, diesen besonders sperrigen Kelten wenigstens eine anständige Sprache beizubringen. Zweitausend Jahre später haben die eigenwilligen Bretonen ihr Idiom noch immer nicht aufgegeben. Stefanie Bisping spürt den Mythen und Geschichten dieser alten europäischen Kulturlandschaft nach. Sie begibt sich auf die Spuren des Zauberers Merlin und der letzten Herzogin der Bretagne. Im Finistère, am Ende der Welt, das für die Bretonen nur ihr Anfang ist, begegnet sie dem letzten Leuchtturmwärter der Insel Ouessant und dem Wächter über die Qualität des berühmten bretonischen Kuchens 'kouign amann'.

Stefanie Bisping schreibt als Reisejournalistin fu?r Tageszeitungen und Magazine und hat dabei die Welt von Spitzbergen bis nach Tasmanien vermessen. Ihr besonderes Interesse gilt Ku?sten und Inseln. Im Picus Verlag erschienen ihre Lesereisen Obere Adria, Apulien, Australien, Bretagne, Emilia Romagna, England, Estland, Malediven, Nordirland und die Normandie. Stefanie Bisping ist seit 2018 unter den Top Ten »Reisejournalisten des Jahres« und schaffte es mehrmals, zuletzt 2023, auf Platz eins des Rankings. www.stefanie-bisping.de

Bei Sturm tanzen die Häuser


Achthundert ganz unterschiedliche Inseln besitzt die Bretagne


In weiten Schwüngen rollt die Fähre vom Hafen vor Brest durch tiefe Wellentäler in Richtung Ouessant. Wir stehen an Deck und versuchen, die Sache positiv zu sehen. Nicht jeder wird schließlich seekrank. Aber die süßen Waffeln, die wir in Pont-Aven gekauft haben, lassen wir doch lieber unangetastet. Immer schön den Horizont im Blick behalten und sich ganz auf die salzige Luft konzentrieren. Man spürt: Diese Wogen kommen aus den Tiefen des Atlantiks. Doch schließlich ist die Passage überstanden, das Schiff läuft im Hafen unter einer dieser Überfahrt angemessen dramatisch geformten Klippe ein.

Auf Ouessant leben achthundertachtzig Menschen. Es gibt eine Handvoll Hotels, zahlreiche Schafe und sehr grüne Hügel. Der Wind pfeift, als könnte er einen jederzeit wegtragen, wenn er nur wollte. Und im Grunde ist es auch so. Graue Häuser mit blauen Türen und Fensterläden ducken sich am Boden, von der Felsenküste wehen Tausende weißer Gischtflocken. Der westlichste Flecken der Bretagne ist so rau und wild wie das Meer, das ihn umgibt. An seinen Ufern endeten im Lauf der Jahrhunderte ungezählte Reederträume in den berstenden Planken kenternder Schiffe.»Qui voit Ouessant, voit son sang«, lautet ein Sprichwort. Wer diese Insel sieht, sieht sein Blut.

So unheimlich dies klingt, ist es doch tröstlich ferne Vergangenheit. Fünf Leuchttürme sind heute um die Insel und auf ihr verteilt und sorgen immerhin für Orientierung. Der Phare du Créac’h im Inselwesten ist einer der stärksten der Welt und das erste Leuchtfeuer, das Kapitäne nach Querung der Biskaya sehen. Wer es erst bis auf die Insel geschafft hat, dem kann der Wind ohnehin nichts mehr anh