In weiten Schwüngen rollt die Fähre vom Hafen vor Brest durch tiefe Wellentäler in Richtung Ouessant. Wir stehen an Deck und versuchen, die Sache positiv zu sehen. Nicht jeder wird schließlich seekrank. Aber die süßen Waffeln, die wir in Pont-Aven gekauft haben, lassen wir doch lieber unangetastet. Immer schön den Horizont im Blick behalten und sich ganz auf die salzige Luft konzentrieren. Man spürt: Diese Wogen kommen aus den Tiefen des Atlantiks. Doch schließlich ist die Passage überstanden, das Schiff läuft im Hafen unter einer dieser Überfahrt angemessen dramatisch geformten Klippe ein.
Auf Ouessant leben achthundertachtzig Menschen. Es gibt eine Handvoll Hotels, zahlreiche Schafe und sehr grüne Hügel. Der Wind pfeift, als könnte er einen jederzeit wegtragen, wenn er nur wollte. Und im Grunde ist es auch so. Graue Häuser mit blauen Türen und Fensterläden ducken sich am Boden, von der Felsenküste wehen Tausende weißer Gischtflocken. Der westlichste Flecken der Bretagne ist so rau und wild wie das Meer, das ihn umgibt. An seinen Ufern endeten im Lauf der Jahrhunderte ungezählte Reederträume in den berstenden Planken kenternder Schiffe.»Qui voit Ouessant, voit son sang«, lautet ein Sprichwort. Wer diese Insel sieht, sieht sein Blut.
So unheimlich dies klingt, ist es doch tröstlich ferne Vergangenheit. Fünf Leuchttürme sind heute um die Insel und auf ihr verteilt und sorgen immerhin für Orientierung. Der Phare du Créac’h im Inselwesten ist einer der stärksten der Welt und das erste Leuchtfeuer, das Kapitäne nach Querung der Biskaya sehen. Wer es erst bis auf die Insel geschafft hat, dem kann der Wind ohnehin nichts mehr anh