: Peter Lemke, Stephanie von Neuhoff
: Der gefrorene Ozean Mit FS POLARSTERN auf Winterexpedition in die Antarktis
: Koehlers Verlagsgesellschaft
: 9783782211550
: 1
: CHF 21.60
:
: Welt, Arktis ,Antarktis
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Winter ist das Südpolarmeer fast vollständig von Eis bedeckt. Kein Schiff wagt sich dann in diese Gegend. Der FS POLARSTERN, dem Forschungseisbrecher des Alfred-Wegener-Instituts, gelang die Überwinterung in der Antarktis. Heftige Schneestürme, tagelanges Driften mit den Eisschollen und eisige Minusgrade - das Buch nimmt Sie mit auf eine atemberaubende Expedition, zeigt die Schönheit des gefrorenen Ozeans und gibt einen tiefen Einblick in die Polarforschung.

Peter Lemke ist Professor für PHysik von Atmosphäre und Ozan an der Universität Bremen und leitet den Fachbereich Klimawissenschaften am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Stephanie von Neuhoff ist seit über 12 Jahren als freie Autorin überwiegend im Bereich der Meeres- und Polarforschung tätig. Die Winterexpedition mit der POLARSTERN war ihre erste Forschungsreise in die Antarktis.

Kurs 210 Grad
Von Kapstadt aus ins Eis


Den Roaring Forties geht die Puste aus+++ Polarfront überquert+++ Erster Eisberg mit Pinguinkolonie backbord+++ Eisige Luft aus Südost+++ Die Bordwetterwarte kündigt Temperaturen unter –25 °C an+++ Zwei Buckelwale ziehen an uns vorüber
Der südafrikanische Agent empfiehlt das »Panama Jack«. Eigentlich nur eine Bretterbude im Hafen, aber das Essen sei dort exzellent. Jonni Jonas, Peter Grewe und all die anderen POLARSTERN-Kapitäne seien dort gewesen, bevor sie zu ihrer Fahrt in den Süden aufbrachen oder nach wochenlanger Eisfahrt wieder in Kapstadt festmachten. Als Zeichen der Freundschaft und engen Verbundenheit der deutschen POLARSTERN-Fahrer mit der Kapmetropole hänge auch eine Flagge des Eisbrechers an der Wand des Lokals.
Für ein Essen unter der POLARSTERN-Flagge fehlt uns die Zeit. Wir werden sie in den nächsten neun Wochen ohnehin oft heftig genug im Wind wehen sehen, denn das Südpolarmeer gilt als das stürmischste aller Weltmeere. Schon der Weg ins Eis führt durch die berüchtigtsten Sturmgebiete unseres Planeten. DieRoaring Forties,Furious Fifties undScreaming Sixties erwarten uns. Weitgehend ungehindert von Landmassen fegen hier Winde aus westlicher Richtung um den Planeten, laufen unerbittlich zu Sturmstärke auf, toben häufig als Orkan über den Ozean – hoher Seegang garantiert. Auf der 1992er Winterexpedition, deren Route wir nach 21 Jahren erstmals wieder im antarktischen Winter fahren wollen, hielt ein Orkantief Schiffsbesatzung und Wissenschaftler mehrere Tage lang in Atem. Bei Windstärke 11 bis 12 und Wellenhöhen von über 20 Metern musste POLARSTERN beidrehen, um wieder in eine stabile Lage zu kommen. Also den Bug in den Wind und langsame Fahrt voraus, etwa 100 Seemeilen kam das Schiff damals vom eigentlichen Kurs ab.
Wir hoffen für unsere Fahrt auf günstigere Winde. Noch zwei Tage bis Expeditionsstart. POLARSTERN liegt im Hafen und wird für den antarktischen Winter gerüstet. 70 Tonnen Proviant und Ausrüstung, 12 Tonnen Stückgut und 8,5 Tonnen Gefahrengut müssen geladen werden. Im Notfall könnten wir mehrere Monate im Eis überwintern. Kapitän Uwe Pahl ist jedoch zuversichtlich, dass dieser Notfall auch auf unserer Fahrt nicht eintreten wird. Er weiß allerdings sehr wohl, dass Winterexpeditionen in der Antarktis immer eine besondere Herausforderung sind. Die doppelte Querung des Weddellmeeres von Nord nach Süd zum antarktischen Kontinent und von dort nach Nordwest zur Spitze der Antarktischen Halbinsel ist im Winter bisher nur zweimal erfolgreich gelungen: 1992 ebenfalls in der Polarnacht im Juni und Juli sowie 1989 im September und Oktober. Beide Expeditionen wurden von POLARSTERN unternommen. Kein anderes Schiff hat bis heute solch eine Expedition durchgeführt.
Erstes Treffen an Bord: Kapitän und Fahrtleiter gehen die Vorbereitungen für die Expedition durch. Alle Reparatur- und Ladungsarbeiten liegen gut im Zeitplan. »Auslaufen werden wir aber nicht vor 18 Uhr. Wenn wir mit dem Bunkern noch nicht fertig sein sollten, erst gegen 20 Uhr«, sagt Pahl und macht damit unsere Hoffnung, beim Auslaufen den Tafelberg noch in seiner ganzen Pracht zu sehen, zunichte. So nutzen wir die verbleibende Zeit an Land, um den Tafelberg bei Tageslicht zu erkunden.

Polarstern liegt im Hafen und wird für den antarktisch