Kapitel 2
Unbequem sein
Manche Menschen lieben ein bequemes Leben. Nein, ich glaube, es sind sogar viele Menschen, die ein bequemes Leben lieben. Eigentlich liegt die Bequemlichkeit in der Natur des Menschen. Das lehrt uns schon die Evolution. Der Mensch braucht die Energie zum Jagen und zum Kämpfen. Wenn er nicht auf der Jagd ist und nicht kämpft, dann muss er seine Energiereserven schonen. Heute würde man sagen, dass der Mensch den Weg des geringsten Widerstandes geht. Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Und vor diesem Hintergrund scheint es uns dann besonders bemerkenswert, wenn jemand aus dem sprichwörtlichen bequemen Eck hervortritt und sich auf etwas Außergewöhnliches, ja vielleicht sogar auf etwas Unbequemes einlässt. Das heißt, man erhält Gegenwind, weil man Dinge tut oder sagt, die andere verwirren. Weil man ganz einfach lästig und unbequem ist. Vielleicht auch, weil man die Wahrheit sagt, die heute die meisten nicht mehr hören wollen. Unbequem sein – auch das muss man lernen. Ich meine damit aber nicht die angeborene Eigenschaft des ständigen Haderns mit dem Schicksal, des Meckerns, des Murrens. Oft sagt man ja den Österreichern, besonders den Wienern, diese Eigenschaft nach. „Raunzen“ wird das genannt. In Westösterreich auch „Sempern“. Nein, mit Unbequemlichkeit meine ich hier, dass man Meinungen vertritt, die nicht Beifall, sondern Kritik hervorrufen, ja gefährlich sein können. Aber genau das ist wichtig in unserer Gesellschaft.
Viele Menschen haben ein verklärtes Bild von Gott. Und von Jesus. Er war ein Mensch, der Kranke geheilt hat. Der Tote zum Leben erweckt hat. Der sich um die Armen gesorgt hat. Der einfach alles richtig gemacht hat. Und ich mache es ihm nach, indem ich am Sonntag ein paar Euro in den Korb gebe, der am Beginn des Opfergottesdienstes durchgereicht wird. Ja, und dann gibt es den Bettler vor der Kirche, dem habe ich auch einen Euro gegeben. Ich bin wahrlich ein Jünger Jesu.
Nein, so einfach geht es eben nicht. Und Jesus war sicher auch nicht nur der Tröster der Armen. Jesus war unbequem und Gott verlangt auch von uns, diese Unbequemlichkeit zu leben.
Wie oft hat Jesus seine Mutter, seine Jünger, ja seine ganze Umgebung vor den Kopf gestoßen. Er ist als heranwachsender Junge auf und davon, ist in den Tempel, und seine Mutter hat nicht gewusst, wo er ist. Sie hat sich gesorgt. Jetzt stellen Sie sich – liebe L