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Drei Wochen zuvor
Die Tür knarrte leise, als Ben sie aufzog, und er wollte in den dunklen Spalt dahinter blicken. Doch ihm quoll plötzlich eine so dicke Staubwolke entgegen, dass er husten musste. Dieser verdammte alte Kasten! Gab es hier eigentlich irgendetwas, das nicht verstaub …
Etwas fiel ihm entgegen, streifte seine Schulter, bevor er eine Chance hatte, es abzuwehren. Dann ertönte ein lautes Klirren, das durch den langen Flur hallte, und Scherben verteilten sich um seine Füße.
Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was passiert war: Hinter der Tür, die er in der Flurwand entdeckt hatte – eine von diesen übertapezierten Geheimtüren, die man auf den ersten Blick kaum wahrnahm –, befand sich eine kleine Kammer. Sie war leer – bis auf den altmodischen Strohbesen, der mit dem Kopf nach oben darin gestanden hatte und herausgefallen war. Ohne den Kontakt mit Bens Schulter wäre vielleicht nichts passiert, aber so war er abgelenkt worden und hatte eine große Vase vom Sideboard neben der Tür gestoßen. Und diese, ein ziemliches Ungetüm aus blau-weißem Porzellan, lag jetzt in tausend Teile zerbrochen neben dem Besen auf dem feinen Fischgrätparkett.
»Sch …«
Ben konnte sich gerade noch davon abhalten, das Wort auszusprechen, das ihm auf der Zunge lag, weil sich eilige Schritte näherten. Eine Sekunde später bog der bullige Butler der Camdens um die Ecke, dicht gefolgt von einem der Hausmädchen, das ihn mit großen Augen anstarrte. Vermutlich nicht mal wegen des plötzlichen Lärms – so guckten die Angestellten auf Daringham Hall Ben meistens an, wenn sie ihm begegneten.
»Alles in Ordnung, Mr Sterling?«, fragte Kirkby auf seine stets ruhige, höfliche Art. Doch auf seiner breiten Stirn hatte sich eine senkrechte Falte gebildet, was Ben nicht unbedingt als gutes Zeichen wertete. Wahrscheinlich hatte er gerade irgendein unwiederbringlich kostbares Einzelstück zerstört und sich damit noch ein bisschen unbeliebter gemacht, als er sowieso schon war. Falls das überhaupt ging …
»Mit mir schon, aber ich fürchte, von der Vase kann man das nicht behaupten«, erwiderte er und verzog das Gesicht.
Kirkby entlockte diese Bemerkung jedoch kein Lächeln. »Hol ein Kehrblech«, wies er die junge Frau an, die loslief und wenige Augenblicke später mit dem Gewünschten und einem kleinen Eimer zurück war.
Rasch begann sie damit, die Scherben um Ben herum aufzusammeln, und auch wenn ihm klar war, dass das zu ihrem Job gehörte, fühlte er sich dadurch noch ein bisschen schlechter.
»Geben Sie her, ich mach das!« Er wollte nach dem Kehrblech greifen, doch die junge Frau zog es weg und starrte ihn verunsichert an.
»Jemma erledigt das schon, Mr Sterling«, erklärte Kirkby mit fester, fast ein bisschen scharfer Stimme, und Ben gab den Versuch auf, die Regeln in diesem Haus außer Kraft zu setzen. Stattdessen trat er einen Schritt zurück, um Jemm