1
Vier Wochen zuvor
»Das ist hoffentlich nicht dein Ernst!«
Ben lächelte, als er das Entsetzen in Peters Stimme hörte, die etwas verzerrt aus der Freisprechanlage des gemieteten Jaguars klang. Draußen war gerade ein Sommergewitter aufgezogen und es regnete heftig, worunter der Empfang zu leiden schien. Aber immerhin stand die Leitung zum Büro vonSterling& Adams Networks im fernen New York, wo Peter jetzt ganz sicher vor dem Computer saß. Peter saß eigentlich immer vor einem Computer, und ihn dazu zu zwingen, dahinter hervorzukommen, bedurfte einer gewissen Überredungskunst. Oder man schaffte Fakten – was Ben grundsätzlich vorzog. Deshalb ließ er sich von Peters Reaktion nicht weiter beeindrucken, zumal er ohnehin schon damit gerechnet hatte.
»Jetzt mach kein Drama draus, Pete, okay? Es dauert eben noch ein bisschen länger als gedacht.«
»So war das aber, verdammt noch mal, nicht geplant!«, schimpfte Peter. »Du solltest drei Tage in England bleiben und nicht eine ganze Woche. Und jetzt, wo ich dachte, es ist endlich vorbei, hängst du schon wieder einen ganzen verfluchten Tag dran. Morgen eröffnest du mir wahrscheinlich, dass du beschlossen hast, für immer auf diese verregnete Insel zu ziehen.«
»Eher friert die Hölle zu«, erwiderte Ben grimmig und ärgerte sich gleich anschließend darüber, dass er das gesagt hatte. Wie sehr ihn der Aufenthalt hier aufwühlte, brauchte Peter nicht zu wissen. Der war jedoch immer noch so beschäftigt mit Bens Ankündigung, dass er gar nicht weiter darauf einging.
»Ich hoffe, dir ist bewusst, dass du allerspätestens am Montagnachmittag wieder hier seinmusst. Weil ich sonst nämlich gezwungen sein werde, das Meeting mit Stanford und seinen Leuten zu leiten. Und das willst du doch nicht wirklich, oder?«
Ben lachte. »Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.« Peter war ein Computergenie, und es war vor allem seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten als Programmierer zu verdanken, dass sich ihre ehemals kleine Hinterhof-Garagen-Firma zu einem erfolgreichen und inzwischen auch international beachteten Software-Unternehmen entwickelt hatte. Doch so gut er mit Zahlen und Eingabecodes, Plattformen und Grafiken umgehen konnte, so schlecht war er mit Menschen. Deshalb hatten sie sich von Anfang an auf eine strikte Arbeitsteilung geeinigt: Ben war das Gesicht vonSterling& Adams Networks und vertrat die Firma nach außen, während Peter den gesamten technischen Bereich übernommen hatte. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass sie gleichberechtigte Geschäftsführer waren und Peter ihn deshalb, solange er sich hier in England aufhielt, in New York vertreten musste. Keine ideale Lösung, aber unvermeidlich. Denn Ben war nicht sicher, ob er übermorgen wirklich schon wieder in New York sein konnte. Das kam ganz darauf an, wie die nächsten Stunden verlaufen würden.
»Falls ich es trotzdem nicht schaffe, schickst du ein