: Evelyn Rupperti
: Udine Trends, Tajut und Tiepolo
: Styria Verlag
: 9783990401606
: 1
: CHF 4.00
:
: Europa
: German
: 168
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Udine, man kennt die Stadt - oder vielleicht doch nicht? Als 'Tor zum Süden' ist die Stadt seit Generationen beliebtes Ziel für Wochenendausflüge und Einkaufstouren. Doch zum Shoppen allein ist die zauberhafte Stadt mit ihrem venezianischen Flair viel zu schade. Mit diesem neuen Reiseführer durch Udine und sein Umland tritt die Friaul-Expertin Evelyn Rupperti den Beweis an: Prächtige Palazzi und schmucke arkadengesäumte Plätze erzählen von einer bewegten Vergangenheit unter der Flagge der Serenissima, Museen und Galerien von Weltklasseformat überraschen Kunstfreunde, Castello, Dom und unzählige Kirchen sind einen genaueren Blick wert. Dazu gibt es ausgewählte Insider-Tipps, die den Besuch erst perfekt machen: Wo gibt's den besten caffè, die feinste Trüffelmortadella, die spannendsten Weine zum Verkosten? Wo trinken die Udineser ihr Stehachterl, den Tajut, am liebsten, wo kaufen die Trendsetter ein ... Wer die sympathische Stadt mit einem Ausflug aufs Land kombinieren möchte, findet ebenso dazu Anregungen - von den nahen Weinbergen mit den bekannten Winzern bis hin zur berühmten Kunst- und Kulturstätte Villa Manin.

Evelyn Rupperti, freie Autorin, Texterin und Marketingberaterin in Villach, bereist schon seit ihrer Kindheit den oberitalienischen Raum, am liebsten Friaul-Julisch Venetien. Die daraus entstandene Nahebeziehung mündete in erfolgreichen Titeln wie 'Friaul-Julisch Venetien', 'Grado' oder 'Wein in Friaul', die alle bei Styriabooks erschienen sind.

A. Im Herzen der Stadt


Idealerweise finden Sie genau dort, wo einst ein kleiner See lag, für Ihr Auto einen – gebührenpflichtigen – Parkplatz. Die Udineser nennen den großen, grünen PlatzGiardin Grande oder auf Furlanisch Zardin Grant, auch wenn man ihm zum Ende des Zweiten Weltkrieges die Allerweltsbezeichnung „1.-Mai-Platz“ verpasst hat. Und als Garten wird er nicht zu Unrecht bezeichnet, denn er misst, den angrenzenden ParkLoris Fortuna mitgerechnet, circa 20 000 Quadratmeter und präsentiert sich nicht nur mit einer ellipsenförmigen Parkanlage voller Plantanen, Kastanienbäume und einem Springbrunnen in seiner Mitte, sondern auch rundherum grün und einladend. Giovanni Boccaccio war von dem Park so begeistert, dass er ihn in seiner berühmten Novellensammlung „Decamerone“ als einer der schönsten Gärten, den man jemals zu Gesicht bekommen könnte, gewürdigt hat.

Das Seemonster der Piazza I° Maggio


Eine Sage erzählt von einem Seemonster, das im Zardin Grant sein Unwesen getrieben hat. Doch wie kommt ein Seemonster dorthin? Schlummerte es etwa im Springbrunnen? Wer heute da steht, glaubt es kaum – der weitläufige Platz war in der Antike ein kleiner See. Er wurde von der Roggia di Palma gespeist und jeder, der vom Castello auf die andere Seite wollte, musst sich eines Bootes bedienen, um trockenen Fußes dorthin zu gelangen. Kein Wunder, dass die Fantasie den mittelalterlichen und des Schwimmens nicht mächtigen Seeüberquerern ein gruseliges Gerücht einflüsterte: Es erzählte von einem schaurigen Ungeheuer, das in den Tiefen des Gewässers lauerte. Nach und nach wurde die Wasserfläche trockengelegt, bis aus dem See schlussendlich ein blühender Garten geworden war. Die große, freie Fläche lud natürlich ein, hier Riesenspektakel abzuhalten: Nach 1780 wurden im Sog des großen Lorenzimarktes am 10. August aufsehenerregende Pferderennen abgehalten – mehrere Tage dauerte das Fest, bis es schließlich am 15. August mit der beliebten öffentlichen Tombola seinen Höhepunkt erreichte.

In den 1970er-Jahren startete man den Versuch, ein mittelalterliches Pferdeturnier im Stile eines Palio wie in Siena einzuführen, im Zuge dessen sich zehn Udineser Parteien einen heißen Wettkampf um den Sieg lieferten – allerdings nur zwei Jahre lang. Aber auch ohne Palio sah der Zardin Grant so einiges, was die Massen in Bewegung setzte: buntes Treiben zwischen Marktständen, riesige Zelte der Wanderzirkusse, Rad- und Motorsportveranstaltungen, Militärparaden und für die beiden Papstbesuche (Paul VI. und Johannes Paul II. waren hier!) war der Große Garten gerade groß genug.

Doch was ist aus dem Seeungeheuer geworden? Im Brunnen schwimmt es jedenfalls nicht mehr … Man munkelt, dass eine seiner Rippen in der angrenzenden Basilica Madonna delle Grazie bis heute aufbewahrt wird.

Nach wie vor findet hier rund um den 25. November, dem Tag der heiligen Katharina, ein traditioneller Markt statt, der aus dem 13. Jh. stammt und der wahrscheinlich älteste Italiens ist. Früher kamen die Bauern aus der Umgebung auf den Platz, um ihre Produkte anzubieten und sich im