: Martha Bull
: Frau Friese und das Bunkergrab Bremen-Krimi
: Edition Temmen
: 9783837880274
: 1
: CHF 2.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»?Unverschämter Hund, willst du ...!? Was hat der denn da? Was hat der denn da ausgebuddelt, etwas Weißes, Langes! Das sieht aus wie, nein, das glaube ich nicht, das sieht ja aus wie ein Knochen! Ein großer Knochen! Entsetzt greife ich mir an den Hals, damit ich nicht schreie.« Waltraud Friese, Rentnerin und Witwe aus dem Bremer Stadtteil Peterswerder, kommt auch nach ihrem Umzug nicht zur Ruhe. Der Abriss des benachbarten Bunkers sorgt schon seit Wochen für einen Höllenlärm, aber schlimmer noch: Hund Gottfried spürt im Sand der tiefen Baugrube die Knochen eines Toten auf. Das Verbrechen reicht weit in die NS-Vergangenheit zurück, weckt böse Kindheitserinnerungen und beschert der alten Dame unruhige Träume. Zum Glück! Weil Waltraud nachts nicht schlafen kann, beobachtet sie aufmerksam, dass im Schutze der Dunkelheit auf der Baustelle und in ihrer Nachbarschaft merkwürdige Dinge vor sich gehen. Frau Friese schlägt erneut Alarm, denn der Tote aus vergangenen Tagen hat augenscheinlich Freunde in der Neonazi-Szene, die auch vor Bombenanschlägen und Mord nicht zurückschrecken ...

Martha Bull, geb. 1949 in Bonn, studierte in Bonn und Marburg. Ihr Lehramtsreferendariat schloss sie 1979 in Berlin ab und lebt seitdem in Bremen. Sie war viele Jahre in der Erwachsenenbildung tätig und ist seit 1997 in der Kinderbibliothek Horner Straße beschäftigt. 2013 erschien in der Edition Temmen ihr erster Bremen-Krimi »Frau Friese und der Fenstersturz«.

2

»Gottfried, komm sofort her!«

So was, jetzt ist er mir ausgebüxt. Reißt mir einfach die Leine aus der Hand!

»Kommst du wohl sofort her!«

Nein! Jetzt rennt er auch noch auf die Baustelle! Wie ist er denn nur da reingekommen, dick, wie er ist? Sind doch überall Zäune drum herum, jetzt nach Feierabend. Hoffentlich bleibt er nicht mit der Leine hängen. Nee, nee aber auch, dieser Hund!

»Gottfried!«

Ach, nützt alles Rufen nichts, der hört heute einfach nicht. Was hat der nur, ist doch sonst so gut erzogen.

Ich gucke durch die Lücke im Bauzaun. Da scharrt er wie verrückt in einem Erdhaufen rum. Lass das doch, Hund, nachher fällt dir ein Stein auf den Kopf, und was sage ich dann Frau Tietjen? Wenn dem was passiert! Da ist doch diese tiefe Grube, wenn er da reinfällt, kommt er ja alleine nicht wieder raus.

»Gottfried, komm schon, eine Baustelle ist doch nichts für dich. Mit dem Zeug überall. Nun komm endlich. Muss ich erst böse werden?«

Spar dir den Atem, Waltraud, der will nicht, den musst du schon holen. Nur wie? Ich ruckele an dem Bauzaun. Muss ja irgendwie aufgehen, die Bauarbeiter klettern schließlich auch nicht drüber weg. Ist sicherlich verboten, aber wenn ich aufpasse, wo ich hintrete, passiert schon nichts. Ich muss doch den Hund holen. Mit Mühe hebe ich den Zaun ein Stück an, jetzt kann ich ihn aufschieben. Reicht ein Spalt, ich bin ja dünn. Mager nennt Frau Groote das, ich soll mehr essen, aber … Waltraud, der Hund.

Vorsichtig zwänge ich mich durch die Lücke, nur nicht hängen bleiben, sonst zerreiße ich mir den schönen Rock. Dazu kommt es noch, wegen dem ungehorsamen Köter.

»Gottfried!«, schimpfe ich. Er hebt die erdverschmierte Schnauze und lächelt, ich wette es, er lacht mich aus.

»Unverschämter Hund, willst du …!«

Was hat der denn da? Was hat der denn da ausgebuddelt, was Weißes, Langes! Das sieht aus wie, nein, das glaube ich nicht, das sieht ja aus wie ein Knochen! Ein großer Knochen!

Entsetzt greife ich mir an den Hals, damit ich nicht schreie. Jetzt schnappt er mit seinen scharfen Zähnen nach dem Ding und schleift es zu mir her.

»Gottfried!«, wimmere ich. »Mein Gott! Was hast du denn da?«

Ich wage es kaum, hinzusehen, aber Gottfried wirft mir dieses Etwas vor die Füße und wedelt heftig mit dem Schwanz. Er bellt vor Begeisterung, springt hin und her, will eine Belohnung. Aber das geht doch nicht,