: Anthony Horowitz
: Die drei Königinnen. Ein neuer Fall für Sherlock Holmes
: Insel Verlag
: 9783458739661
: 1
: CHF 0.50
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 24
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zunächst scheint es sich um einen Einbruch zu handeln, als ein junger Mann erschossen aufgefunden wird und der Hausherr die Tat gesteht. Aber dann wird der Fall immer rätselhafter: Was hat es mit den drei verschwundenen Queen Victoria-Figürchen auf sich? Und wieso haben die Nachbarn nichts gehört? Inspector Jones von Scotland Yard sucht in seiner Verzweiflung Rat bei Sherlock Holmes, und dank der bewährten Unterstützung durch Dr. Watson gelingt es dem Meisterdetektiv in kürzester Zeit, die verwirrenden Puzzleteile zu sortieren und dem staunenden Inspektor ein kaltblütiges Verbrechen zu enthüllen.

<p>Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der englischsprachigen Welt, in Deutschland ist er vor allem durch seine Jugendbuchreihe um Alex Rider bekannt. Neben zahlreichen Büchern hat Anthony Horowitz Theaterstücke und Drehbücher zu verschiedenen Filmen und Fernsehserien (unter anderem<em>Inspector Barnaby</em>) verfasst. Seit seiner Jugend ist er Sherlock-Holmes-Fan. Im Insel Verlag erschien zuletzt<em>Mord stand nicht im Drehbuch</em> (2024). Anthony Horowitz lebt mit seiner Familie in London.</p>

Die drei Königinnen


Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, viel über meine eigenen Angelegenheiten zu schreiben, denn es ist mir durchaus bewusst, dass es nur meine lange und enge Bekanntschaft mit Mr Sherlock Holmes und die Einsichten in seine deduktiven Methoden sind, was eine breitere Öffentlichkeit interessiert. Ja, ich habe sogar oft gedacht, dass ich wahrscheinlich einfach nur meiner Berufung als Mediziner gefolgt wäre und nie ein Wort zu Papier gebracht hätte, wenn es diese zufällige Begegnung mit ihm nicht gegeben hätte, als ich bei meiner Rückkehr nach London seinerzeit eine billige Unterkunft suchte.

Und doch sind in diesen Aufzeichnungen zwangsläufig immer wieder gewisse Aspekte dessen aufgetaucht, was man mein Privatleben nennen könnte. Die geneigten Leserinnen und Leser werden sich vielleicht an die Verwundung erinnern, die ich in der kritischen Schlacht in Maiwand erlitten habe, und an die zahlreichen Beeinträchtigungen, die sie im Verlauf meiner späteren Karriere zur Folge hatte. Ich glaube, dass ich gute Gründe hatte, meinen älteren Bruder Henry zu erwähnen, der nicht nur alle anderen Menschen in seinem Leben, sondern auch sich selbst sehr enttäuschte, daraufhin zur Flasche griff und jung verstarb. Wesentlich erfreulicher war meine Ehe mit der damaligen Miss Mary Morstan, die schon deshalb eine zentrale Rolle in einem meiner Berichte gespielt hat, weil ich sie niemals kennengelernt hätte, wenn sie damals keine Klientin von Sherlock Holmes gewesen wäre. Ich habe sie von Anfang an geliebt und habe das gegenüber meinen Leserinnen und Lesern auch nie zu verbergen versucht – wozu auch? Wir wurden kurz darauf getraut, und obwohl unsere Verbindung nicht lange währte, waren wir einander so nahe, wie Mann und Frau es nur sein können.

Unsere erste Wohnung lag in einer stillen Straße in der Nähe der Paddington Station. Das ist vielleicht nicht gerade der eleganteste Stadtteil, aber sehr gut für die Eröffnung einer privaten Praxis geeignet. Es war ein angenehmes Haus, mit einem großen, luftigen Sprechzimmer im Hochparterre und zwei darüber gelegenen Stockwerken, die meine junge Frau mit Anstand und gutem Geschmack einzurichten begann. Ich muss allerdings zugeben, dass ich zumindest anfangs ein schwer zu definierendes Unbehagen dabei empfand, als ich mich plötzlich von allen Wahrzeichen einer Häuslichkeit umgeben sah, bei der alles an Ort und Stelle stand und kaum etwas zu finden war, das irgendwie überflüssig gewesen wäre. Selbst das Hausmädchen, eine adrette kleine Person, die alles tat, um mir aus dem Wege zu gehen, erfüllte mich mit einem unbestimmten Gefühl der Bedrohung. Es war eine eigenartige, unbehagliche Situation. Einerseits war ich vollkommen glücklich, andererseits fehlte mir etwas, von dem ich nicht sagen konnte, was es wohl sein könnte.

Es ist mir fast ein bisschen peinlich, dass ich so lange brauchte, um die Ursache meines Unbehagens zu diagnostizieren. Dabei war es ganz einfach: Die vielen Monate, die ich in der Baker Street 221b verbrachte, hatten mich natürlich geprägt. Ich vermisste meine alte Umgebung. Sicher hatte ich mich oft genug über die scheußlichen Gewohnheiten von Holmes beschwert: seine Weigerung, irgendein Dokument wegzuwerfen, sodass alle Regale, Tische und sonstigen horizontalen Flächen meterhoch mit allen möglichen Papieren bedeckt waren, der hohe Verschmutzungsgrad, den seine Zigarrenasche im Kohlenkasten und sonst wo verursachte, die Reagenzgläser, Bunsenbrenner und Mischkolben, die auf dem Frühstückstisch standen