: Jürgen Alberts
: Familiengift
: 110th
: 9783958650718
: 1
: CHF 2,70
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 306
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Abschluss der großen Familiensaga über drei Generationen, die ein Bild über das Deutschland der Nachkriegszeit zeichnet. Die Hansestadt Bremen im Jahr 1993: Drei Jahre nach der deutschen Vereinigung haben auch deren Probleme die Bürger erreicht. Der bekannteste Weinhändler der Stadt hat im Osten das große Geschäft gewittert und ist kläglich gescheitert. Er zerbricht an diesem Misserfolg und es kommt zu einer Amoktat, in deren Folge vier Menschen ihr Leben verlieren. Im Prozess stehen sich wieder die beiden verfeindeten Kanzleien Huneus und van Bergen gegenüber.

Jürgen Alberts lebt als Schriftsteller in Bremen. 1987 wurde er für seinen Roman Landru mit dem »Glauser« ausgezeichnet. 2011 wurde er vom SYNDIKAT mit dem Ehrenglauser ausgezeichnet ('...in Würdigung seines Engagements für die deutschsprachige Kriminalliteratur und für sein bisheriges literarisches Gesamtwerk im Bereich der Kriminalliteratur'). Neben historischen und Reiseromanen (zusammen mit seiner Frau Marita) hat er sich immer wieder dem Krimi-Genre verbunden gefühlt, wie es in dieser 10-Bände umfassenden Bremen-Krimireihe zum Ausdruck kommt. Mehr unter: www.juergen-alberts.de

Als Emma Livingstone aus dem backsteinernen Bahnhof trat, hielt sie inne. Zwei Tage war sie unterwegs gewesen, Busse und Bahnen, die Fähre und wieder die Eisenbahn benutzend, um nach fünfundzwanzig Jahren die Stadt zu betreten, die sie für immer aus ihrem Gedächtnis hatte streichen wollen.

Alles kam ihr fremd und gleichermaßen vertraut vor. Die vierspurige Hochstraße, die den Blick auf die Innenstadt verwehrte, der leer gefegte Bahnhofsvorplatz, auf dem zwei Losbuden standen, die Sexshops und Spielsalons. Der alte Mann, der den »Wachtturm« feilbot. Eine heftige Böe trieb Abfall vor sich her.

»Versuchen Sie doch auch mal Ihr Glück! Mit nur einem Los den Haupttreffer erzielen! Eine Kreuzfahrt in die Karibik für zwei Personen im Gesamtwert von 15 000 Mark.« Die Lautsprecherstimme ließ Emma herumfahren. Solche Ansagen hatte es früher nicht gegeben.

Im braunen Lederkoffer befand sich die gesamte Habe. Soll ich wirklich ... Am besten umdrehen, Ticket lösen, schnell den Rückweg antreten. Noch kann ich umkehren.

Das Museum auf der rechten Seite des Bahnhofsvorplatzes, das sie als Schülerin einige Male aufgesucht hatte, zeigte eine Ausstellung mit asiatischen Kultgegenständen. Die ferne Welt als letzter Ort der Hoffnung.

»Kann ich Sie irgendwo hinfahren?«, fragte ein Taxifahrer, der sie von der Seite ansprach.

»No, thanks, I don't need a taxi!«

»War ja nur ne Frage!«

Der Mann in der Lederjacke ließ sie stehen.

Als Erstes muss ich diesen Koffer loswerden. Niemand sollte sie als Heimkehrerin erkennen.

Sie wechselte hundert Pfund in D-Mark, erstaunt über den günstigen Kurs, gab ihren Koffer bei der Gepäckaufbewahrung ab,only for a couple of hours, und stand wieder auf dem Bahnhofsvorplatz.

Emmas Blick fiel auf eine Bäckerei. Hastig marschierte sie los. Obwohl sie keinerlei Hunger verspürte.

Sie öffnete die Tür und fühlte sich umgehend wohler.

Emma stellte sich an, hatte genügend Zeit, den wunderbaren Duft einzuatmen, betrachtete die Auslagen an der rückwärtigen Wand. In der Mitte ein Plakat, das eine strahlende Morgensonne umringt von Weizenähren zeigte. Darunter die Zeile: Unser täglich Brot kaufen wir hier!

White bread, brown bread, rolls and scones. Emma sah nichts, was sie nicht selbst hätte backen können. Nur die Torten würden ihr nicht auf Anhieb gelingen, aber mit ein bisschen Ü