: Johannes Sachslehner
: Der Henker Leben und Taten des SS-Hauptsturmführers Amon Leopold Göth
: Styria Verlag
: 9783990401729
: 1
: CHF 9.00
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hoc gewachsen, elegant ist er, ein wahrer Wiener Gentleman, interessiert an Literatur und Musik - ein 'Traum von einem Mann'. Im Frühjahr 1940 verlässt Amon Leopold Göth die Familie und bricht auf in den 'Gangster Gau' des großmäuligen Hans Frank, hier winken Abenteuer und Karriere: Im Februar 1943 wird Göth zum Kommandanten des Zwangsarbeitslagers Plaszów bei Krakau ernannt. 500 Tage wird er als 'König von Plaszów' herrschen, Herr über Leben und Tod sein, gefürchtet von Zehntausenden, die schutzlos seiner entsetzlichen Lust am 'Abknallen' und 'Umlegen' ausgesetzt sind ... Johannes Sachslehner zeichnet das packende Porträt eines Mannes, der in den österreichischen Geschichtsbüchern zwar noch immer verschwiegen wird, international aber - nicht zuletzt durch Steven Spielbergs oscargekrönten Film 'Schindlers Liste' - als Inbegriff des Nazi-Bösen gilt. Ein beklemmender Geschichts-Thriller, der in die zynische Welt eines SS-Mörders führt, in der das Töten Alltag und das Überleben zum Wunder wurde.

Johannes Sachslehner, geb. 1957 in Scheibbs, studierte an der Universität Wien Germanistik und Geschichte (Dr. phil.) und unterrichtete von 1982 bis 1985 an der Jagiellonen- Universität Krakau als Gastlektor für deutsche Sprache und Literatur, seit 1989 Verlagslektor. Zahlreiche Publikationen, zuletzt erschienen bei Styria Premium seine beiden Bände über die 'Schicksalsorte Österreichs' sowie '365 Schicksalstage Österreichs'.

GEGEN EINE WELT VOLL TEUFEL UND JUDEN


Mony war kein Musterschüler“, wird später sein Vater über ihn sagen. Eine vornehme Formulierung für den Ärger, den seine schulischen Leistungen bereiten. Dabei ist Mony, daran besteht kein Zweifel, ein intelligenter, vielseitig begabter Junge; was fehlt, ist die nötige Einstellung zum Lernen. Er will nur eines: ausbrechen aus der engen Welt dieses katholisch-bürgerlichen Haushalts. Die Eltern fühlen sich jedenfalls überfordert und wählen eine Lösung, die als letzter Ausweg für Wiener Familien dieser Zeit nicht unpopulär ist: Sie schicken ihn nach fünf Klassen Volksschule aufs Land – ins Konvikt nach Waidhofen an der Thaya. Hier, in der stillen Waldviertler Kleinstadt, abseits aller Verführungen durch das „Sündenbabel“ Wien, soll er die Oberrealschule besuchen und mit der Matura den Grundstein für ein erfolgreiches Berufsleben legen. Das Waidhofener Konvikt ist bekannt als refugium peccatorum, den Widerspruchsgeist Monys vermögen jedoch auch die strengen Erzieher des Heims nicht zu brechen; ja, vielmehr scheint hier sein Charakter weitere negative Prägungen erfahren zu haben – so könnte sein Hang zu seltsamen sadistischen Scherzen aus den Erfahrungen dieser Zeit resultieren. Die großen Hoffnungen der Eltern erfüllen sich nicht: In der 6. Klasse ist für ihn Schluss mit der „Quälerei“, es helfen keine Drohungen und keine Versprechungen mehr; die Matura bleibt ein unerfüllter Wunschtraum. Was bleibt, ist eine ebenso unspektakuläre wie vernünftige Entscheidung: Bertha und Amon Franz Göth holen ihren Sohn in die Firma, er soll Verlagsbuchhändler lernen und so zumindest für das familieneigene Geschäft gerüstet sein. Der Zeitpunkt ist günstig, denn am 1. Juli 1925 kann Amon Franz Göth seine Konzession betreffend den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel auf den „Verlag und Vertrieb unter Ausschluss des offenen Ladengeschäftes“ ausdehnen.

Da, bevor Mony noch nach Wien zurückkehren muss, nimmt ihn ein Freund mit zu einer Veranstaltung der jungen Hakenkreuzler, die seit kurzem im Waldviertel ihr Unwesen treiben. Und es eröffnet sich ihm eine andere Welt, eine Welt des Hasses und des Kampfes, in der der Feind einen Namen hat: die Judenseuche. 1925 tritt der17-jährige Mony der Ortsgruppe der „Vereinigung der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterjugend Deutsch-Österreichs“ in Waidhofen an der Thaya bei; die wahnwitzigen, unablässig getrommelten Parolen dieser antisemitischen Fanatiker werden nun auch zu den seinen. Die Kameraden schätzen seine Körperkraft und seine sportlichen Fähigkeiten; einen „Kerl“ wie ihn können sie gut gebrauchen. Ja, und er möchte auch dabei sein, wenn man dereinst „Schulter an Schulter gegen die große Judenseuche“ kämpfen und Deutschland von ihr befreien wird, ja, auch er ist nun einer von jenen, die berufen sind, „unser Volk und den deutschen Arbeitsmenschen aus Knechtschaft zur Freiheit“ zu führe