»Jetzt esst doch noch ein Stück, Kinder«, sagte Else Holzmann streng, »ich kann den Kuchen nicht einfrieren. Unsere Tiefkühltruhe ist kaputt. «
Ein schöner Nachmittag im Februar, die ersten Sonnenstrahlen, als hätte sich der Frühling im Kalender geirrt. Sonntagsruhe im Neubauviertel. Auf der kleinen Terrasse hinterm Haus saß Familie Holzmann am rosagedeckten Kaffeetisch. Stolz hatte Else ihr neues Haus gezeigt. Sie waren endlich aus Tenever ausgezogen, aus dieser miesen Hochhaussiedlung, in der die Polizei keine Ordnung halten konnte. Das kleine Eigentum war zwar erheblich überteuert, aber wenn man seine Ruhe haben wollte, dann musste man sich das etwas kosten lassen.
Else Holzmann schenkte Kaffee nach. Die Kanne im rosageblümten Warmhaltehöschen, unter dem Ausguss der fleckige Tropfenfänger. »Ihr habt noch gar nichts von euch erzählt«, versuchte sie, das stockende Gespräch wieder in Gang zu setzen.
Otto, ihr Mann, schmaler Kopf und große Ohren, reckte sich vor: »Ich finde, wir haben es hier wunderschön getroffen. «
»Du bist jetzt mal still«, schnitt Else ihm das Wort ab. Es war das erste Mal, dass Otto etwas zum Gespräch beitragen wollte. Seit drei Stunden waren Tochter Elsbeth und ihr Mann Günter zu Besuch, und Else hatte pausenlos geredet. Über den Umzug, und wie langsam die Möbelpacker arbeiteten: »Ich hab' jedem nur eine Flasche Bier ausgegeben, aber erst als die Arbeit getan war. « Über das fürchterliche Viertel, aus dem sie ausgezogen waren: »Nur Asylanten und Kriminelle. Ich hätte am liebsten selbst ein paar abgeschossen. « Über das schöne Neubauviertel: »Alles sauber hier. Habt ihr die Absperr-Vorrichtung für die Mülltonnen gesehen? Einfach traumhaft.«
Die kleine Auseinandersetzung mit den Nachbarn zur Rechten verschwieg Else H