Sex Sterne Tours
Ich seufzte erleichtert, als ich Eriks letzten Karton verschloss. Endlich hatte ich all seine Sachen verpackt und damit jede Spur meines Exfreundes aus der Wohnung verbannt.
Ich schob die große, unhandliche Kiste mit meinem Fuß Richtung Wohnungstür. Ich wollte nicht nur seine Sachen, sondern auch den ganzen Erik nicht mehr in meiner Wohnung haben. Das war auch der einzige Grund, warum ich meinen freien Nachmittag fürs Aufräumen und Einpacken geopfert hatte. Schließlich wollte ich nicht, dass er in meinen Sachen herumwühlte und nachher noch etwas mitnahm, was mir gehörte. Ich versetzte der Kiste einen kleinen, rachsüchtigen Tritt.
Wenn es nach meinem aktuellen Rechtsempfinden ginge, gehörte mir sowieso ausnahmslos alles. Von den gemeinsamen Anschaffungenüber die Einrichtung bis hin zu seinen Wertgegenständen.
Schließlich hatte ich nicht plötzlich nach zwei Jahren entschieden, dass ich mich doch lieber mit der jüngeren Arbeitskollegin amüsieren wollte, die keine feste Beziehung, kein Zusammenwohnen und vor allem keine Kinder haben wollte. Arsch!
Mein Blick fiel auf das Papier auf der Kommode. Hätte er nicht wenigstens noch drei Monate warten können, dachte ich und fühlte mich herrlich wütend und selbstgerecht. Und das, obwohl ein kleiner Teil von mir wusste, dass es mir nach einem paradiesischen Urlaub mit Erik noch sehr viel schlechter gegangen wäre.
Aber immerhin hätte ich dann mein Geld sinnvoll angelegt, statt nun mit einem Verrechnungsgutschein dazustehen. Gleich nach der Arbeit– nachdem ich von seiner Affäre gehört hatte– war ich ins Reisebüro gestürzt und hatte unsere gebuchte Reise storniert. Bargeld? Pustekuchen!
In den AGBs des Reisebüros stand, dass sie Urlaubsstornos nicht auszahlten, sondern verrechneten. Und wer lesen kann ist ja bekanntlich besser dran… Zumindest, wenn er es VORHER liest. Ich versetzte der Kiste einen weiteren, befreienden Tritt.
Was mich besondersärgerte, waren nicht die vielen Tatsachen, die augenscheinlichen Dinge, die auf eine Affäre hingewiesen hatten. Auch nicht die Tatsache, dass Erik mich nach meiner Zur-Rede-Stellung verlassen hatte. Es war der Fakt, wie leicht ich es wegsteckte– und die unrühmliche Tatsache, dass ein Teil von mir sich immer noch mit dem Reisegutschein und Grits Vorschlag beschäftigte.
Meine liebste Arbeitskollegin Grit hatte mir heute, nachdem ich mir bei ihr ausgeheult hatte, einen Floh ins Ohr gesetzt. Seitdem schlich ich um den Gutschein und den Computer herum.
Eine Singlereise… Haha! Weil ich so unkompliziert und offen war und so leicht Anschluss fand? Oder doch lieber, weil ich verzweifelt auf der Suche nach einem Kerl war, um mir erneut das Herz brechen zu lassen?
Dass, was sie mir anschließend erklärt hatte, ließ noch Stunden später meinen Mund trocken werden. Ich knabberte nachdenklich an meiner Unterlippe: Singlereisen mit»Sex Sterne Tours«.
Ich hatte mindestens fünf Minuten gebraucht, um mein Gelächter wieder in den Griff zu bringen– und selbst dann hatte Grit ungefähr zwanzig Anläufe gebraucht, um mich trotz des kitschigen und leicht pornografischen Namen in ein Geheimnis einzuweihen: Sie fuhr regelmäßig mit dem Unternehmen in den Urlaub und war noch nicht einmal