: Helmut Kohl
: Vom Mauerfall zur Wiedervereinigung Meine Erinnerungen
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426427989
: 1
: CHF 7.50
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Erinnerungen Helmut Kohls an den deutschen Einigungsprozess sind eine spannende Zeitreise zurück in die Jahre 1989/90. Es wird deutlich, warum der Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 nicht schon die Einheit Deutschlands bedeutete und dass das schmale Zeitfenster der Wiedervereinigung jederzeit hätte zufallen können. Die Schilderungen Helmut Kohls stehen dafür, dass es den unbedingten politischen Willen zur Einheit sowie die klare und zugleich vorsichtige politische Führung brauchte, damit die Deutschen am 3. Oktober 1990 die Wiedervereinigung feiern konnten. Helmut Kohl zeigt die vielen Einzelaspekte jener Tage auf: Sie reichen von westeuropäischer Zögerlichkeit, innerparteilichen Intrigen und innerdeutscher Gegenwehr über die schwierigen Verhandlungen mit der DDR und der Sowjetunion, den unverzichtbaren engen Schulterschluss mit dem US-Präsidenten, den Wechselkurs zwischen D-Mark und DDR-Mark bis hin zu den existentiellen Fragen der vollen Souveränität und der Nato-Mitgliedschaft Gesamtdeutschlands. Es wird deutlich: Jeder Tag war ein politischer Balanceakt. Dazu gehört auch die zentrale Bedeutung seines 10-Punkte-Plans vom November 1989, in dem Helmut Kohl die Einheit Deutschlands als Ziel klar benannte: damit gab der deutsche Bundeskanzler die Richtung vor und verhinderte, dass sich die Diskussion auf zweistaatliche Lösungen konzentrierte, wie es die Modrow'sche Vertragsgemeinschaft vorsah und es auch manchem in Deutschland und in Europa recht gewesen wäre. Der Kanzler der Einheit, für den die deutsche Einheit und die europäische Einigung immer zwei Seiten derselben Medaille waren, erklärt, warum Vertrauen gerade in diesen Tagen so wichtig war. Zum Schluss formuliert der Ehrenbürger Europas den Auftrag an alle Deutschen, der sich aus der Einheit unseres Landes einmal mehr ergibt: Die Vollendung auch der europäischen Einigung als der zweiten Seite derselben Medaille.

Dr. Helmut Kohl, geboren am 3. April 1930 und verstorben am 16. Juni 2017 in Ludwigshafen am Rhein. Seit 1947 Mitglied der CDU. Von 1959 bis 1976 Mitglied des Landtags von Rheinland-Pfalz. Von 1969 bis 1976 Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz. Von 1973 bis 1998 Bundesvorsitzender der CDU. Von 1976 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Vom 1. Oktober 1982 bis 27. Oktober 1998 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Helmut Kohl ist mit 16 Jahren Regierungszeit bis heute der am längsten amtierende deutsche Bundeskanzler. Er war der sechste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und der erste Bundeskanzler des wiedervereinten Deutschland. Im Dezember 1998 wurde er zum Ehrenbürger Europas ernannt. Helmut Kohl lebte bis zu seinem Tod mit seiner Frau Dr. Maike Kohl-Richter in seiner Heimatstadt Ludwigshafen.

1.
Schlüsselbegegnung – Michail Gorbatschow in Bonn


Sechs Wochen nachdem die Ungarn Anfang Mai 1989 begonnen hatten, ihre Grenzsperranlagen abzubauen und den »Eisernen Vorhang« zu demontieren, kam Michail Gorbatschow, der Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU und Vorsitzende des Obersten Sowjets, zu seinem ersten Staatsbesuch in die Bundesrepublik Deutschland. Der Besuch war eine Schlüsselbegegnung zwischen ihm und mir, deren weitreichende Folgen im Juni 1989 noch niemand erahnen konnte.

Ich freute mich darauf, Gorbatschow wiederzusehen. Wir hatten uns für den mehrtägigen Besuch viel vorgenommen. Unser gemeinsames Ziel war es, die Beziehungen unserer beiden Länder in Anerkennung der jeweiligen Vertrags- und Bündnisverpflichtungen und trotz aller grundsätzlichen Unterschiede auf eine ganz neue Basis zu stellen. Wir wollten damit un