: Sina Seeland
: Mel macht´s anders Ein erotisches Tagebuch
: Elysion Books
: 9783945163139
: 1
: CHF 3.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 190
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ist 'Mr. Right' ein Mythos? Wird Sex nicht grandios überbewertet? Ist das BDSM oder kann das weg? Und warum zum Teufel kriegen alle Frauen über 30 die große Nummer hin, nur ich nicht? Mel ist 34 und fragt sich allmählich, ob das Konzept 'Liebe' für sie einfach nicht funktioniert. Vielleicht sollte sie sich falsche Fingernägel und Strähnchen zulegen? Für andere Frauen scheint das der Schlüssel zum Erfolg zu sein. Vielleicht sollte sie aber auch einfach aufhören, auf DEN EINEN zu warten, den Traumprinzen der ihr Leben zu einem Hollywoodfilm werden lässt. Experimentierfreudig beschließt sie, alle Konzepte von 'Happy Ever After' in den Wind zu schießen und eine neue Lebensphase ohne faule Kompromisse und ohne schlechten Sex einzuläuten. Entschlossen legt sie sich ein Online-Profil bei einer Erotik-Kontaktbörse zu, mietet sich einen Callboy und trifft 'Volker mit dem Köfferchen.' Doch leider gibt es da noch Tom. Ebenfalls auf der Suche, ebenfalls Kompromisslos und leider Gottes der Traumprinz - der sie aber einfach nicht um ein Date bittet ..

Sina Seeland wurde 1975 in Cuxhaven geboren. Nach Studium der Anglistik und Literturwissenschaft arbeitete sie teils freischaffend, teils angestellt, als Übersetzerin, Ghostwriterin und Lektorin. Ihre Liebe zur erotischen Literatur entdeckte sie vor einigen Jahren. Seitdem wurden Texte von ihr in verschiedenen Online- und Printmagazinen sowie in zwei Kurzgeschichtenbändern veröffentlicht. 'Mel macht´s anders' ist ihr erstes Soloprojekt. Sina lebt mit Mann, Kind und Hund im schönen Hamburg.

Mi. 29.08.12


Hatte ich nicht erwähnt, dass zu viel Selbstbefriedigung und zu viele Sextoys in der Schublade einsam machen? Nun ja…

Frei nach dem Motto»kein Alkohol ist auch keine Lösung« habe ich den Beginn meines Single-Daseins dennoch ganz für mich allein gefeiert. Mit einem Sexshop-Besuch. Nein, ich war nichtganz allein dort, das wäre mir dann noch etwas zu armselig vorgekommen. Es war so ein klassisches Mädelsabend-Ding. Angeheitert durch diverse Proseccöchen verkündete Jule (beste Freundin und auch einzige, die bisher zwar nicht von Strähnchen und Plastiknägeln, dafür aber von Ehemann und Kindern verschont geblieben ist), dass sie mir jetzt denbesten Männerersatz der Welt beschaffen würde. Einen, der immer genau dann will, wann man selbst auch Lust hat, der immer sofort die richtigen Punkte findet und einen, der sich hinterher nicht grunzend und schnarchend auf drei Vierteln des Bettes breit macht. Naja, nicht dass ich so einen nicht schon hätte. Ich bin ja eine moderne, aufgeschlossene Frau von heute, also habe ich auch einen Dildo. Und einen Vibrator. Einen, der aussieht wie eine Raupe. Den hat Tilo mir mal geschenkt und fand das irre frivol. Ich weiß bis heute nicht, was ich davon halten soll, es mir mit einer Insektenlarve zu besorgen.

Wir also rein in den Sexshop. Den großen mit der vielen Neonbeleuchtung und den Schaufensterpuppen mit den kunstledernen Domina-Outfits. Soll das eigentlich cool wirken? Oder stylish? Ich finde es immer irgendwie… ja, sagen wir es doch mit gerümpfter Nase: billig, wie diese Läden daherkommen. Da war noch einer, der hatte so einen 70er-Jahre-Vorhang aus bunten Plastikbändern im Eingang hängen. Derwar bestimmt auch aus den Siebzigern. Der Vorhang. Und der Laden. Bäh. In den sind wir also nicht, der war uns zu schmuddelig. Wir sind in den großen, steril wirkenden mit dem Neonlicht. Man, sieht man da im Spiegel immer scheiße aus. Kreidebleich,übernächtigt. Ob einen so ein frustrierender Anblick im Spiegel dazu bringt, sich Sexspielzeug zu kaufen? Keine Ahnung. Man weiß es nicht. Ich wäre ja wieder gegangen, aber Jule wollte noch eine Weile herumkichern. Wir also in die Ecke mit den Porno-DVDs. Da, wo die Grenze zwischen Faszination und Ekel am dünnsten ist. Jedenfalls, wenn man sich mal eingehender die Bilder auf den Covern anschaut. Ich weiß eigentlich auch so, dass es in einer Sexshop-Pornoecke keinen Geschmack gibt, dernicht bedient wird. Sowas weiß man ja. Aber sich davon mit eigenen Augen zuüberzeugen, das ist nochmal was anderes. Nichts für schwache Mägen. Kein Exkrement, keine Körperausscheidung, die nicht der Befriedigung des sexuellen Spieltriebs dienen kann. Und ich meinekeine. Jule kicherte immer noch, aber mir wurde langsam elend und ich sah mich lieber anderweitig um. Im hinteren Teil des Raumes führte eine Treppe ins Untergeschoss. Ah, das Verlies, ging es mir durch den Kopf. Da ist bestimmt die»Schlag mich«-Abteilung untergebracht. Ich stieg hinunter und… richtig. Schwarze Kleidung auf Stangen vor schwarz bemalten Wänden. Lack, Latex und Leder, den ganzen Körper bedecken wollend oder aber nur das Notdürftigste verbergend. Mein Blick fiel auf eine Puppe mit einer Gasmaske, daneben eine weitere mit Ballknebel im Mund. Nicht meine Baustelle. Ich bin klaustrophobisch und habe einen sehr empfindlichen Würgreflex. Und wieso muss das eigentlich immer in den Keller? Hat die Branche ein Imageproblem? Ist das so schmutzig, dass es weggesperrt gehört? Ich weiß es nicht. Aber es interessiert mich auch nicht besonders. Ich habe de Sade auch gelesen– ich lese ja viel– und ja, es ist nicht so, als hätte mich das alles gar nicht angesprochen. Ich finde vor allem die Psychologie dahinter spannend. Irgendwie könnte ich mir schon vorstellen, solc