: Hillary Manton Lodge
: Ganz einfach Sara
: Francke-Buch
: 9783868279047
: 1
: CHF 9.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 320
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sara Burkholder hat ihrer Amischgemeinschaft den Rücken gekehrt. Sie sehnt sich nach Farbe in ihrem Leben, nach Abwechslung, will endlich richtig leben. Tatsächlich scheint der Neuanfang zu glücken. Sara findet eine Anstellung in einer Buchhandlung, holt ihren Schulabschluss nach, lernt Autofahren und ergattert einen Studienplatz für Modedesign. All ihre Träume scheinen sich zu erfüllen. Doch nach und nach ziehen am Horizont erste Gewitterwolken auf. Ihr neuer Chef kann sie nicht ausstehen und auch das Studium gestaltet sich schwieriger als erwartet. Schon bald bricht Saras heile neue Welt auseinander. Und sie muss sich fragen: Wer ist sie wirklich? Das Amischmädchen, die aufstrebende Modedesignerin oder doch ganz einfach Sara?

Kapitel 2

„Montag?“ Jayne unterbrach das Wischen des Küchenbodens.„Das ging aber schnell! Kim hat erzählt, dass es im Laden eine erstaunliche Sammlung seltener Buchausgaben gibt. Ich war noch nie da, aber jetzt muss ich mir das ja mal ansehen. Bist du aufgeregt?“

„Ja.“ Ich baumelte mit den Beinen und genoss meinen Sitzplatz auf der Anrichte.„Aber ich glaube…“ Ich versuchte die passenden Worte zu finden, doch bevor ich richtig nachdenken konnte, purzelten die Worte schon aus meinem Mund.„Ich glaube, ich brauche neue Klamotten.“

„Ja? Und?“

„Was meinst du?“

„Du hast dein Zuhause aus verschiedenen Gründen verlassen, einer war, dass du deine eigene Kleidung designen willst. Du interessierst dich für Stoffe und Farben und wie Menschen darin wirken. Deshalb hat es uns alleüberrascht, dass du so lange gebraucht hast, um deinen Stil zu verändern.“

„Wer ist dennuns alle?“

„Ich. Levi. Gemma. Kim. Joely. Meine Mutter. Beth. Der Briefträger…“

Ich verschränkte meine Arme.„Ihr habt also alleüber mich und meine Klamotten geredet?“

„Also, wir können ja nicht immer nurüber den Job reden.“

„Na danke.“

„Gern geschehen. Also, denkst du, du bist bereit?“

„Ich muss bereit sein.“

„Was denkst duüber deine Knie?“

Ich legte meine Hände auf die Knie und spürte die Knochen unter dem Stoff.„Sie helfen mir, meine Beine zu beugen.“

„Sehr richtig. Aber ich meinte, was denkst du darüber, dass deine Röcke kürzer werden?“

„Ich weiß nicht…“

„Oder was ist mit Hosen? Du hast mir doch mal gesagt, du willst unbedingt eine passende Hose.“

„Hosen reiben so komisch an den Beinen.“

„Aber…“ Jayne kniete sich hin, um den Putzlumpen auszuwringen.„… sie halten einen auch warm, wenn es Winter ist. Vor allem bei diesem rauen Wind hier in der Gegend. Du solltest es einfach mal ausprobieren.“

„Das mache ich.“

„Soll ich Gemma anrufen? Ich glaube nicht, dass du nur mit mir alleine einkaufen gehen willst.“

„Du hast aber in letzter Zeit einen guten Geschmack für Kleider entwickelt.“

„Danke. Aber bei dieser Mammutaufgabe lassen wir lieber mal die Profis ran.“

* * *

Levi lieh mir für diesen Tag seine Kreditkarte. Ich versprach ihm, ihm das Geld zurückzuzahlen, sobald mein erster Gehaltsscheck da wäre.

„Wir brauchen einen Plan“, sagte Gemma am Samstagnachmittag.„Was wir heute nicht schaffen, können wir morgen zu Ende bringen. Wir haben ein paar wichtige Ziele– du brauchst mindestens eine gut sitzende Jeans, eine schwarze Freizeithose, eine weiße Bluse…“

„Warum sagst du uns nicht im Geschäft, nach was wir Ausschau halten sollen?“, schlug Jayne vor.

„Aber ihr müsst doch vorher schon wissen, wonach wir suchen!“

Jayne verdrehte die Augen, aber ich mochte Gemmas Herangehensweise. Ich liebte Kleider, aber ich wusste nicht, wie man sie einkaufte.

Wir fingen bei dem Laden Gap an, weil Gemma sicher war, dass ich Jeans am dringendsten brauchte.

Ich zwängte mich in eine dunkelblaue Jeans. Ich zog sie nach oben– unmöglich. Ich zog sie wieder nach unten.

„Hör mit dem Quatsch auf“, sagte Gemma.„Dreh dich mal.“

„Sie ist zu eng.“

„Stretchjeans müssen sich beim Kauf eine halbe Nummer zu klein anfühlen. Sie passen sich schon noch an.“

„Die hier ist mindestens zwei Nummern zu klein.“

„Wenn das stimmen würde, hättest du sie nicht zubekommen. Komm her.“

Ich beging den Fehler zu gehorchen. Gemma steckte ihren Fi