Mrs Morris und ihr Darling
Es wurden schwierige Wochen für Percy. Jeden Tag weckte ihn seine Mutter kurz vor sechs Uhr. Jeden Tag musste erüben, bis es ihm endlich gelang, alle Taschen der Schneiderpuppe zu leeren, ohne ein einziges Glöckchen zu berühren.
Seine Mutter strich ihmüber den Kopf.„Siehst du, es geht alles, wenn man nur will. Jetzt lauf hinunter und besorge Gebäck fürs Frühstück. Für mich drei Croissants, du kannst dir aussuchen, was du willst.“
Percy zog seine Jacke an, in die seine Mutter drei tiefe Innentaschen genäht hatte. Er streckte die Hand aus.„Gibst du mir deine Börse?“
Die Mutter verdrehte die Augen, hob die Hände zum Himmel, schüttelte den Kopf.„Du sollst etwas besorgen, nicht kaufen! Siehst du, das kommt vom Bücherlesen, die verstopfen dir nur den Kopf für alle wichtigen Dinge. Be-sor-gen sollst du etwas fürs Frühstück.“ Sie klopfte mit dem Finger an seine Stirn.„Kapierst du endlich? Womit habe ich das verdient?“
Sie gab ihm einen Klaps und schob ihn aus der Wohnung.
Percy trottete die Straße hinunter. Er ließ den Kopf hängen.
Vor ihm trippelte eine alte Frau mit einem Einkaufskorb und einem Pudel an der Leine. Der Pudel zog und zerrte sie hierhin und dorthin.
„Aber Darling“, schimpfte sie,„was bist du für ein schlimmer Liebling! Deine alte Mami kann nicht mehr so wie früher!“
Der Pudel beschnüffelte ausführlich einen Laternenpfahl. Der Korb hing schiefer und schiefer am Arm der alten Frau. Eine Brieftasche rutschte bis zum Rand, plumpste auf die Pflastersteine. Die alte Frau und der Pudel gingen weiter.
Percy hob die Brieftasche auf. Sie war abgegriffen und alt, aber ziemlich dick. Er warf einen Blick hinein. Links steckte ein Foto von einem jungen Mann, daneben eines, auf dem der Pudel mit hoch erhobenem Kopf eine Pfote vorstreckte. Das rechte Seitenfach war prall gefüllt mit Geldscheinen.
Percy lief vor.„Das ist Ihnen runtergefallen!“, rief er.
Die Frau drehte sich nicht um. Erst als er neben ihr stand, wandte sie sich ihm zu.
„Das ist Ihnen runtergefallen!“, wiederholte er.
Die Frau grabschte nach der Brieftasche.„Du lieber Himmel! Und gerade heute, wo ich so viel Geld abgehoben habe, weil ich doch den Tischler bezahlen muss und die Fahrkarten abholen… Was bist du für ein braver Bub! Meine Nachbarin behauptet immer, es gibt keine guten Kinder mehr heutzutage, aber ich hab immer mit ihr gestritten, und siehst du, wer hat Recht gehabt? Ich hab Recht gehabt! Deine Mama kann stolz auf dich sein!“
Das, dachte Percy, stimmt nun leiderüberhaupt nicht.
Die alte Frau zog eine Fünfpfundnote aus ihrer Börse.„Das ist für dich! Und vielen, vielen Dank.“
Der Pudel zerrte wild an der Leine.
„Darling! Jetzt wird deine Mami aber bald wirklich böse auf dich! Wenn du so weitermachst, gibt’s heute keinen schönen Knochen“, drohte sie.
Der Pudel kläffte.
Percy steckte den Geldschein in die innerste Jackentasche und