: Simon Scarrow, T. J. Andrews
: Arena - Sieg Roman
: Heyne
: 9783641128562
: Arena-Serie
: 1
: CHF 1.80
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die fünfte Episode aus 'Arena', dem neuen Roman von Simon Scarrow
Rom, A. D. 42

Der siegreiche Gladiator Pavo ist getrieben von seinem brennenden Wunsch nach Rache - Rache für seinen Vater, der einst in der Arena wegen eines angeblichen Verrats hingerichtet wurde. Nun scheint er seinem Ziel endlich nahe. Der römische Optio Macro nämlich, sein Freund und Gladiatorenmeister, trainiert Pavo gegen den übermächtigen Gladiator Hermes - eben jenen Kämpfer, der seinen Vater tötete. Nur der Sieg trennt Pavo jetzt noch von der Erfüllung seiner Rache. Doch das Unterfangen scheint aussichtslos, denn niemandem ist es bislang gelungen, Hermes zu unterwerfen. Feinde des kaiserlichen Palasts unterstützen Macro und Pavo, die sich immer weiter in ein infames Intrigenspiel um Kaiser Claudius verstricken. Über Rom zieht ein Sturm auf, und Macro und Pavo wissen, dass sie nur noch den Hauch einer Chance haben, die kommenden Spiel zu überleben: Die Arena öffnet ihre Tore ...



Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

KAPITEL EINS

Rom, Beginn des Jahres 42 A.D.

Marcus Valerius Pavo blickteüber den Circus Maximus und wartete darauf, einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der seinen Vater getötet hatte. Zehntausende Zuschauer trotzten der Morgenkälte und strömten von den Arkaden mit den Geschäften auf Straßenhöhe hinauf in die Arena, die zwischen den Hügeln Aventin und Palatin lag, und bahnten sich den Wegüber die Tribünen zu ihren Sitzen. Doch sie kamen nicht in den Circus Maximus, um sich wie gewöhnlich Wagenrennen anzusehen, sondern um einem außergewöhnlichen Gladiatorenkampf beizuwohnen. Die Sonne leuchtete fahlüber dem Palatin. Rauchwolken stiegen aus Hunderten Schmieden zwischen den fernen Mietshäusern auf, als Rom langsam zum Leben erwachte. Auf seinem Platz auf dem untersten Rang schlang Pavo wegen der durch das Stadion wehenden kühlen Brise die Arme um den Leib und versuchte, die in seinen Adern pulsierende Furcht zu unterdrücken.

»Wo zur Hölle bleibt Hermes?«, fluchte der Soldat rechts neben dem jungen Gladiator.»Ich friere mir die Eier ab.«

Pavo wandte sich zu seinemälteren Kameraden und Mentor. Optio Lucius Cornelius Macro war in schlechter Stimmung, seit die beiden Männer früh am Morgen im Circus Maximus angekommen waren, um Hermes, den größten Gladiator Roms, bei einemÜbungskampf gegen einen weniger berühmten Gegner zu beobachten. Pavo war im Morgengrauen in seiner Zelle im kaiserlichen Ludus erwacht, wo er und die anderen Gladiatoren für die Dauer der Spiele– zehntätige Feierlichkeiten anlässlich der Vergöttlichung von Kaiser Claudius’ Großmutter Livia– eingesperrt waren. Macro war mit dem Befehl, Pavo zum Circus Maximus zu geleiten, beim Ludus vorstellig geworden. Obwohl der Ausflug eine willkommene Abwechslung von der Schinderei auf demÜbungsgelände hätte sein sollen, spürte Pavo, wie die Beklemmung in seiner Brust wuchs. In zwei Monaten würde er in einem Kampf auf Leben oder Tod gegen Hermes, seine Nemesis, antreten.

»Hermes muss bald kommen«, antwortete Pavo.»Nach dem Kampf stehen jede Menge Wagenrennen an. Die Organisatoren können sich keine längere Verzögerung erlauben.«

Macro verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust und schnaufte.»Wo auch immer er steckt, er sollte sich lieber beeilen. Dieser Morgen ist kälter als die Muschi einer vestalischen Jungfrau.«

Pavo warf einen Blicküber die Schulter zu den oberen Rängen und runzelte die Stirn.»Was sollen wir hier eigentlich, Macro?«

»Ich habe es dir doch schon gesagt. Pallas und Murena haben mir befohlen, dich herzubringen, damit wir zusehen können, wie der große Hermes sich gegen einen mittelmäßigen Gladiator aus Makedonien beweist. Offenbar wollen sie, dass du Hermes kämpfen siehst, bevor du ihm in der Arena gegenübertrittst.«

»Merkwürdig, dass sie mir Gelegenheit geben, meinen Gegner zu beobachten«, sinnierte Pavo.»Ich hätte gedacht, diese beiden griechischen Freigelassenen würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um meine Vorbereitung auf den Kampf zu sabotieren.«

Macro zuckte die Achseln.»Wen kümmert’s? Das ist die seltene Gelegenheit, Hermes in der Arena zu beobachten. Wenn du mich fragst, ist das die erste gute Idee, die Pallas je hatte.«

Macro erschauderte, als er an Marcus Antonius Pallas, den Berater des Kaisers, und seinen Gehilfen Servius Ulpius Murena dachte. Die beiden Freigelassenen waren enge Vertraute von Kaiser Claudius und planten, in seinem Namen erbarmungslos all jene auszuschalten, die eine Bedrohung für seine junge Regentschaft darstellten. Als Sohn von Titus, dem Legaten der Fünften Legion, der in den chaotischen Tagen nach der Ermordung des letzten Kaisers Caligula danach gestrebt hatte, Rom wieder in eine Republik zu verwandeln, war Pavo als Feind des Kaisers und Symbol des Widerstandes betrachtet worden. Pallas und Murena hatten versucht, Pavo loszuwerden, indem sie ihn zum erbärmlichen Leben eines Gladiators verurteilten und ihn gegen mehrere schreckliche Gegner antreten ließen. Wider Erwarten hatte Pavo bis jetztüberlebt. Und nun stand er kurz davor, Rache zu nehmen.

Pavo strich sichüber die Stoppeln an seinem Kinn. Sein neuer Bart gefiel ihm nicht, doch Rasieren war ein Luxus, der zu seinem früheren Leben gehörte.»Warum wird ein reinerÜbungskampföffentlich im Circus Maximus abgehalten? Ich habe noch nie gehört, dass ein solcher Kampf vor so großem Publikum stattgefunden hat.«

Macro grunzte.»Hermes lebt mittlerweile von seinem Ruhm und seinenöffentlichen Auftritten. Die Veranstalter versuchen zweifellos, daraus Profit zu schlagen. Die Leute würden alles geben, um ihn kämpfen zu sehen.« Macro wies mit dem Daumen auf die dicht gefüllten Ränge.

Pavo sah zu den Zuschauern hinauf. Mindestens hunderttausend Menschen hatten sich ins Stadion gedrängt. Er konnte nur davon träumen, so viele Zuschauer anzuziehen, besonders bei einemÜbungskampf mit stumpfen Waffen.

»Hast du Hermes schon einmal kämpfen gesehen, Macro?«

Der Optio schüttelte den Kopf.»Ich war zu sehr damit beschäftigt, Barbaren abzustechen, Junge. Aber ich habe viel von ihm gehört. Anscheinend hat jeder neue Rekrut in der Zweiten Hermes das eine oder andere Mal kämpfen sehen. Sie reden bei jeder Mahlzeitüber ihn.«

»Ich verstehe«, sagte Pavo knapp.

»Zweifellos hat sein Rei