: David Hume
: Dialoge über natürliche Religion Über Selbstmord und Unsterblichkeit der Seele
: e-artnow
: 9788026806073
: 2
: CHF 1.80
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: Philosophie
: German
: 158
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Dialoge über natürliche Religion' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Dialoge über natürliche Religion (Dialogues Concerning Natural Religion) ist eine religionsphilosophische Schrift des schottischen Philosophen David Hume. In ihr streiten die drei Charaktere Cleanthes, Demea und Philo über die Natur von Gottes Existenz. Hume begann mit der Bearbeitung der Dialoge spätestens 1750, ließ sie aber erst 1779 posthum veröffentlichen. David Hume (1711 - 1776) war ein schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker. Er war einer der bedeutendsten Vertreter der schottischen Aufklärung und wird der philosophischen Strömung des Empirismus bzw. des Sensualismus zugerechnet. Sein skeptisches und metaphysikfreies Philosophieren regte Immanuel Kant zu seiner Kritik der reinen Vernunft an. Mittelbar wirkte dieser Vordenker der Aufklärung auf die modernen Richtungen des Positivismus und der analytischen Philosophie. In Bezug auf seine wirtschaftswissenschaftliche Bedeutung kann er zur vorklassischen Ökonomie gezählt werden. Hume war ein enger Freund von Adam Smith und stand mit ihm in regem intellektuellem Austausch.

Zweiter Teil



Ich muß gestehen, Cleanthes, sagte Demea, daß mich nichts in größeres Erstaunen setzen kann, als die Art, wie Ihr diese ganze Angelegenheit ins Licht gesetzt habt. Durch Eure ganze Erörterung, sollte man meinen, behauptet Ihr das Dasein Gottes gegen die Angriffe der Atheisten und Ungläubigen und seit genötigt, ein Verteidiger dieses Grundprinzips aller Religion zu werden. Doch dies ist, hoffe ich, zwischen unsüberall nicht die Frage. Niemand, wenigstens niemand von gesundem Menschenverstand hat jemals, nach meinerÜberzeugung, ernsthafte Zweifel mit Bezug auf eine so sichere und selbstverständliche Wahrheit unterhalten. Nicht das Dasein, sondern die Natur Gottes ist in Frage. Und von dieser behaupte ich, daß sie, in Anbetracht der Schwachheit des menschlichen Verstandes, uns völlig unbegreifbar und unbekannt ist. Das Wesen jenes höchsten Geistes, seine Eigenschaften, die Art seiner Existenz, die Natur seiner Dauer, dies undüberhaupt jede Besonderheit eines so göttlichen Wesens, sind für den Menschen Geheimnisse. Endliche, schwache und blinde Geschöpfe, müssen wir uns demütigen in seiner erhabenen Gegenwart, und unserer Schwachheit uns bewußt schweigend seine unendliche Vollkommenheit anbeten, welche kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und die in keines Menschen Herz gekommen ist, daß er sie fasse. Sie ist vor menschlicher Wißbegierde in einer tiefen Wolke verborgen; es ist unheiliger Leichtsinn, diese geheiligten Dunkelheiten durchdringen zu wollen; und gleich nach der Gottlosigkeit, die sein Dasein leugnet, kommt die Verwegenheit, welche in seine Natur und sein Wesen, seine Ratschlüsse und Eigenschaften Einblick zu gewinnen strebt.

Doch damit Ihr nicht denkt, daß meine Frömmigkeit hier mit meiner Philosophie durchgegangen ist, will ich meine Ansicht, wenn sieüberhaupt der Unterstützung bedarf, durch eine große Autorität unterstützen. Ich könnte beinahe alle Geistlichen seit der Gründung des Christentums, die jemalsüber diesen oder irgendeinen andern theologischen Gegenstand gehandelt haben, anführen; ich will mich aber für den Augenblick mit einem begnügen, der gleich gefeiert ist wegen seiner Frömmigkeit und seiner Philosophie. Es ist Vater Malebranche, der sich, wie ich erinnere, so ausspricht3:»Man muß Gott einen Geist nennen, nicht so sehr, um positiv zu bezeichnen, was er ist, als um anzudeuten, daß er nicht Materie ist. Er ist ein unendlich vollkommenes Wesen, daran können wir nicht zweifeln. Aber wie wir, selbst wenn wir ihn als körperlich denken, uns nicht einbilden dürfen, daß er mit einem menschlichen Leibe bekleidet sei, wie die Anthropomorphisten unter dem Vorwand, daß diese Gestalt die vollkommenste sei, behaupten; so dürfen wir auch nicht unter dem Vorwand, daß wir nichts Vollkommeneres als den menschlichen Geist kennen, uns einbilden, daß der göttliche Geist menschliche Vorstellungen hat oder irgend vergleichbar ist unserm Geiste. Vielmehr müssen wir glauben, daß er, wie er die Vollkommenheiten der Materie einschließt, ohne materiell zu sein, so die Vollkommenheit der geschaffenen Geister einschließt ohne in dem Sinne Geist zu sein, wie wir diesen fassen; daß sein wahrer Name ist: Der da ist, oder in andren Worten: Wesen ohne Schranken, Allwesen, unendliches und allumfassendes Wesen.«

Nach einer so großen Autorität, Demea, erwiderte Philo, als Ihr angeführt habt und anderen tausend, welche Ihr hättet anführen können, würde es lächerlich erscheinen, wenn ich mein Urteil hinzufügen oder der Billigung Eurer Meinung Ausdruck geben wollte. Sicher, wo vernünftige Männer von diesen Dingen handeln, kann die Frage nie auf das Dasein, sondern nur auf die Natur Gottes gehen. Die erstere Wahrheit, wie Ihr bemerkt, ist unfraglich und selbstverständlich. Nichts existiert ohne Ursache; und die ursprüngliche Ursache dieses Universums, mag sie sein, welche sie will, nennen wir Gott und schreiben ihr pietätvoll jede Art von Vollkommenheit zu. Wer an dieser fundamentalen Wahrheit zweifelt, verdient jegliche Strafe, die von Philosophen auferlegt werden kann, die größte Verspottung, Verachtung und Mißbilligung. Da jedoch alle Vollkommenheit relativ ist, so dürfen wir uns nicht einbilden, die Eigenschaften dieses göttlichen Wesens zu begreifen oder annehmen, daß seine Vollkommenheiten denen eines menschlichen Geschöpfesähnlich oder gleich sind. Weisheit, Denken, Absicht, Erkenntnis schreiben wir ihm mit Recht zu, weil diese Worte unter Menschen ehrenvoll sind und wir keine andere Sprache und Begriffe haben, wodurch wir unserer Verehrung für ihn Ausdruck geben können. Aber wir wollen uns hüten zu denken, daß unsere Vorstellungen irgendwie seinen Vollkommenheiten entsprechen, oder daß seine Eigenschaften irgendwieÄhnlichkeit mit denselben Eigenschaften an Menschen haben. Er ist unendlich erhabenüber unseren begrenzten Blick und Begriff und ist mehr Gegenstand der Verehrung in den Tempeln als des Streits in den Schulen.

In Wahrheit, Cleanthes, fuhr er fort, ist es nicht nötig, auf jenen Euch so mißfälligen vorgeblichen Skeptizismus zurückzugehen, um zu dieser Entscheidung zu gelangen. Unsere Vorstellungen reichen nicht weiter als unsere Erfahrung; wir haben keine Erfahrung von Gottes Eigenschaften und Handlungen; ich brauche meinen Schluß nicht zu vollenden, Ihr selbst könnt den Schlußsatz ziehen. Und ich bemerke gern, ich hoffe, auch Ihr, daß