Es ist immer wieder vorgeschlagen worden, sich Nietzsches Philosophie über den Begriff des »Lebens« zu erschließen. Nietzsches Lehrmeister Arthur Schopenhauer ging davon aus, dass das Leben etwas sei, das eigentlich nur Leid hervorruft und besser gar nicht existieren sollte. Gegen diesen pessimistischen Ansatz wendet sich Nietzsche mit einer radikal lebensbejahenden Philosophie: Alles was ist, was gedacht oder getan wird, hat sich für Nietzsche in den Dienst des Lebens zu stellen. Da Nietzsche mit »Leben« aber mehr meint, als bloße organische Existenz, hat sich das Lebendige wiederum nach »Schönheit« (oder sagen wir besser einer »Ästhetik«) bzw. einer selbstgewählten Ordnung zu richten. Diesem Primat des gelingenden Lebens ist so auch das Konzept von »Wahrheit« unterzuordnen. Wahrheiten, aber auch die damit zusammenhängenden Begriffe und Institutionen wie »Erkenntnis« und Wissenschaft haben für Nietzsche keinen Selbstzweck, sondern sind nur mögliche Mittel der Daseinsbewältigung. Sowieso ist für Nietzsche alles, was ihm als »Wahrheit« begegnet, suspekt. In Nietzsches Lebensphilosophie sind Wahrheiten immer das Produkt eines kreativen Aktes und immer das Resultat eines individuellen oder kollektiven Wollens, ein »Für-wahr-halten-Wollen« eines Vorurteils, das sich – im weitesten Sinne – aus einer politischen Agenda oder Ideologie speist.
In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der »Weltgeschichte«: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben. – So könnte jemand eine F