BAND II.
KAP. I.
ICH habe mit Fleiß ein neues Buch begonnen, auf daß ich Platz genug bekäme, die Natur der Verlegenheiten zu erklären, in die mein OnkelToby infolge der vielen Gespräche und Befragungen über die Belagerung vonNamur geriet, wo er seine Blessur empfing.
Ich muß dem Leser ins Gedächtnis rufen, falls er die Geschichte der KriegeKönigWilliam’s gelesen hat, – so er’s aber nicht hat,-- bringe ich’s ihm also zur Kenntnis, daß eine der memorabelsten Attacken bei dieser Belagerung jene war, dieEngländer undHolländer gegen die Spitze der vorgeschobenenContreescarpe am Tor vonSt. Nicolas führten, welche das große Siel oder Schleusenwehr einschloß, wobei dieEngländer dem Beschuß von der Contregarde und der HalbbastionSt. Roch gräulich ausgesetzt waren: Der Ausgang dieses hitzigen Streits war mit drei Worten der; Daß dieHolländer sich auf der Contregarde einnisteten,--- und daß dieEngländer sich des bedeckten Weges vor demSt. Nicolas-Tor bemeisterten, unerachtet der Heldenmütigkeit derfranzösischen Offiziere, die sich auf dem Glacis mit dem Degen in der Faust die Blöße gaben.
Da dies die Hauptattacke war, welcher mein OnkelToby vorNamur als Augenzeuge beiwohnte,–– indem daß die Armee der Belagerer durch den Zusammenfluß vonMaas undSambre daran verhindert wurde, viel von den gegenseitigen Operationen hüben wie drüben zu sehen, – so zeigte sich mein OnkelToby in seiner Schilderung davon gemeiniglich besonders eloquent und ausführlich; und die mannigfachen Verlegenheiten, in denen er stak, erwuchsen aus den schier unübersteiglichen Schwierigkeiten, die es ihm bereitete, seine Geschichte faßlich vorzutragen und so klare Begriffe zu geben von den Unterschieden und Unterscheidungen zwischen der Escarpe und Contreescarpe,–– dem Glacis und bedeckten Weg,–– dem Halbmond und Ravelin,–– um es seiner Gesellschaft gänzlich einsichtig zu machen, just wo und wobei er sich aufhielt.
Selbst Verfasser pflegen gar zu gern diese Ausdrücke zu verwechseln;–– destoweniger wird es Euch also wundersnehmen, daß mein OnkelToby, im Bestreben, sie zu erklären, sowie im Kampf gegen allerlei Mißverständnisse, seine Besucher oftmals in Verwirrung stürzte; und manchmal auch sich selbst.
Die Wahrheit zu sagen, bestand die Gesellschaft, die mein Vater treppauf führte, nicht aus leidlich hellen Köpfen oder befand sich mein OnkelToby nicht in bester Erklärerlaune, so blieb’s ein schwierig Ding, er mochte sich noch so mühen, das Gespräch von allen Unklarheiten freizuhalten.
Was die Schilderung dieses Gefechts für meinen OnkelToby noch vertrackter machte, war dies, – daß bei der Attacke auf die Contreescarpe am Tor von St.Nicolas, welche sich vom Ufer derMaas bis ganz hinauf zum großen Schleusenwehr erstreckte; – das Gelände allenthalben die Kreuz die Quer von einer solchen Unzahl von Deichen, Abzugsgräben, Bächen und Sielen durchschnitten wurde, – und er sich darin so kläglich verfranste und festrannte, daß er häufig weder vor noch zurück konnte, um sein Leben zu retten; und sich oft genötigt sah, einzig und allein deswegen die Attacke aufzugeben.
Diese bestürzenden Schlappen verstörten meinem OnkelToby Shandy die Gemütsruh