Jagende Rosse
Den Manen Hölderlins in Liebe und Verehrung gewidmet
Glänzende Augen.
Junges Träumen.
Der Wind geht über Land und Gärten, rührt an die Gräser vor mir, summt auf, legt sich, lau und herbe. Mein Sinn spielt und hascht sich mit ihm; die Gedanken schweifen mir, jagen, vergehen, sind wieder da.
Bläst wieder auf, leis, – du, o du –.
– Die Äste wiegen sich; ja, wie ich in die Luft starre! So heraus gedrängt bin ich aus mir, hin zu – ? – Wohin nur? Vergessen und verloren bin ich.
Da lieg ich im kalten Grase und belausche den Sonnenschein und will ihn heimlich etwas fragen, – ich bin doch anders zu ihm als sonst, – fremder, so viel ferner.
Ich klammere mich auch abends an das Mondlicht und hege verträumt und atmend an der Erde: sie küssen mich nicht mehr, meine Schwestern und Brüder, meine Gespielen, sie lieben mich nicht mehr, und ich blicke sie doch an so verwandelt und lockend, denn es grüßt sie zart aufblühend, überschwenglich, süß und schmerzlich etwas in mir und grüßt sie.
Ach, leise sind die Träume, die ich habe. Mich dünkt, daß ich von manchem um mir scheiden müsse.
Die weißen Wolken oben ziehen und schimmern zu mir herunter; – ist wohl ein Zauber, ein Zauber in der Luft, der bethört alles.
* * *
Es ist doch ein Wandel über mich gekommen; ja, so wund, so wund, so aufgerissen und aufgesprungen bin ich. Wonach drängt und tastet mein Herz, daß mir angst wird, wenn es dunkel anschwillt und sich weitet, nicht lassen kann? Wie in ein Märchen bin ich verloren. Die Menschen scheinen mir so matt, tot und traurig; ich sah sie nie so an. Und ich, – nun sind wohl zwei in mir, – ich taumle: bald lache ich und möchte doch schluchzen, und weiß nicht, was es ist. Was ist mit mir geschehen?
Ich träume nicht leise; das ist kein Träumen mehr: das sind doch nasse Thränen hier an meinen Händen: ein Narr und irr bin ich. Die Vögel kommen zurück, sie ziehen in ihr Nest; und mit Bitternis muß ich ihnen nachsehen, weil sie so sicher ihres Wegs ziehen und fliegen.
Traumvoll, in Thränen lallend.
Ach, wo bin ich? Wohin treibe ich?
Krank, krank bin ich, – und einsam. –
* * *
Wie es Herr über mich wird.
Bald zwitschert es in mir auf, bald singt es, daß ich zittre und mich dehne vor Überdrang und Schmerz; – vor Schmerz oder wie ich es nennen soll. Es wechselt und mischt sich in mir leise, wie lauer, herber Wind.
Mich lockt etwas und ruft mich. Es quält mich und läßt mir nimmer Ruhe.
Genug. –
– Ich bin müde, ich will schlafen. Und träumen, oh, wie gestern Nacht. –
Mit einem Stein auf der Brust habe ich dagelegen, die Augen weit aufgerissen. Um Hilfe will ich rufen und ich kann nicht die Lippen bewegen und niemand hilft.
Gerungen und gewunden in heller Angst.
Der Stein drückt auf die Brust, und da schreit es, heult wahnsinnig wie ein Tier.
Der Schweiß trieft von der Stirn; es bäumt sich. Und dann hat es noch gekämpft; die Arme sind heruntergesunken. Still, und der Stein drückt langsam die Brust ein, daß das Blut aus dem Munde bricht. Ja,