: Mark L. Wood
: Schüsse im Blizzard Aus dem Leben des Bat Masterson
: hey! publishing
: 9783942822497
: 1
: CHF 1,80
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 93
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bat Masterson ist als harter Bursche bekannt. Als Siebzehnjähriger arbeitet er für die Eisenbahn, zwei Jahre später verteidigt er sich bei Adobe Walls mit anderen Büffeljägern erfolgreich gegen eine Übermacht von Comanchen unter ihrem Kriegshäuptling Quanah Parker. Mit Zwanzig besteht er sein erstes Revolverduell. Als er 1877 zum Sheriff des Ford County gewählt wird, überfällt die Rourke-Rudabaugh-Bande den Pueblo Express und zwingt ihn zu einer monatelangen Verfolgungsjagd. Und kaum ist er unterwegs, schlägt ihm ein mörderischer Blizzard entgegen ... Der authentische Western schildert eine spannende Episode aus dem Leben des bekannten Sheriffs Bat Masterson.

Unter dem Pseudonym »Mark L. Wood« schrieb Thomas Jeier zahlreiche Western. Als erstem deutschen Autor gelang es ihm, zwei Romane über den amerikanischen Westen in den USA zu platzieren. Die Gesellschaft zum Studium des Western der Uni Münster zeichnete ihn mit dem Elmer-Kelton-Preis für sein Gesamtwerk aus. Zur Blütezeit des Western war er Herausgeber der angesehenen Heyne-Westernreihe. Jeier wuchs in Frankfurt am Main auf und lebt heute bei München und »on the road« in den USA und Kanada. Er hat er über zweihundert Sachbücher, Romane und Jugendbücher veröffentlicht. Seit seiner Jugend zieht es ihn nach Nordamerika, immer auf der Suche nach interessanten Begegnungen und neuen Abenteuern. Im amerikanischen Fernsehen wurde er als »einer der besten Amerika-Kenner der Alten Welt« vorgestellt. Für sein Sachbuch »Der große Goldrausch von Alaska« erhielt er den »Friedrich-Gerstäcker-Preis« der Stadt Braunschweig für das beste Abenteuerbuch des Jahres, für sein Reisebuch »Abenteuerreisen in Texas« wurde er von der texanischen Regierung ausgezeichnet. Seine Bücher wurden nach England, Frankreich, Spanien, Italien, Holland, Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Jugoslawien, Ungarn, Tschechien, Kroatien, China und Korea verkauft. Unter seinem Pseudonym »Christopher Ross« schreibt er romantische Abenteuerromane. Copyright Autorenfoto: privat

Der Blizzard erwischte Bat Masterson auf einem Hügelkamm. Wo vor wenigen Sekunden kaum ein Lüftchen gegangen war, tobte plötzlich ein mörderischer Sturm, der ihn mit einer Woge von scharfen Eiskristallen und Schneeüberspülte...

Ein heftiger Windstoß warf ihn aus dem Sattel und ließ ihn hart auf den gefrorenen Prärieboden prallen, was ihm alle Luft aus dem Körper presste. Nach Atem ringend, hob er den Kopf und ließ ihn gleich wieder sinken. Vor seinen Augen tanzten bunte Kreise. Er blieb benommen liegen und stöhnte verzweifelt. Sein Wallach verschwand im tosenden Schneesturm.

Mit beiden Händen klammerte er sich an den zerfurchten Boden. Sein Kopf brummte, und in seinem Mund sammelte sich Blut. Anscheinend hatte er sich bei dem Aufprall auf die Zunge gebissen.

Ich darf nicht ohnmächtig werden, dachte er, wenn ich das Bewusstsein verliere, bin ich so gut wie tot. In so einem Sturmüberlebt keiner!

Heulend und pfeifend tobte der Blizzardüber ihn hinweg. Es war eisig kalt. Innerhalb weniger Augenblicke war die Temperatur um zehn Grad gesunken. Zum Glück hatte er seine Büffelfelljacke dabei, eine Erinnerung an die Zeit, als er mit einigen Büffeljägern unterwegs gewesen war. Seine Baumwollhosen ragtenüber die Schäfte seiner Stiefel, und ein Schal hielt seihen schmalkrempigen Derbyhut auf dem Kopf. Er mochte keine breitkrempigen Cowboyhüte, selbst als Büffeljäger hatte er die seltsame Kopfbedeckung getragen. Seine Hände steckten in Handschuhen.

Er stemmte sich vom Boden hoch und wartete auf allen vieren, bis die tanzenden Kreise vor seinen Augen verschwanden. Den Kopf hielt er gesenkt, um die schneidenden Eiskristalle nicht ins Gesicht zu bekommen. Dennoch war die Kälte kaum zu ertragen. Der Blizzard drang selbst durch seine schwere Büffelfelljacke und brannte auf seiner Haut. Seine Hände waren klamm, trotz der Handschuhe, und sein Gesicht fühlte sich wie eine Maske an.

Nur wenn er es schaffte, sich aufzurichten und einen Unterschlupf zu finden, hatte er eine Chance. Das wusste er, und nur deshalb gab er einer verlockenden Bewusstlosigkeit nicht nach. Wie einfach wäre es gewesen, die Augen zu schließen und den Sturm und die Kälte zu vergessen. Doch er widerstand dem Blizzard. Kaum war seine Benommenheit abgeklungen, stand er auf und blieb geduckt stehen. Wie ein wütendes Ungeheuer zerrte das Unwetter an seinen Kleidern, doch er blieb auf den Beinen und schaffte es, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Immer in Bewegung bleiben, nur nicht aufgeben!

Das Schlimme war nur, dass er vollkommen die Orientierung verloren hatte. Alles, was er sah, war weiße Gischt, als wäre er von einem stürmischen Meer umgeben. Er konnte weder die Himmelsrichtungen bestimmen, noch wusste er, in welche Richtung er eben noch geritten war. Fast mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen, nur weg aus dem Sturm, nur raus aus der weißen Hölle.

Mit aller Kraft stemmte er sich gegen den Sturm. Er taumelte in die Richtung, in der er seinen Wallach vermutete. Wenn er das Pferd nicht fand, blieb ihm nur ein Haltepunkt der Atchison, Topeka& Santa Fe Railroad. Dort hielten die Züge, wenn die Lokomotiven frisches Wasser brauchten. Wenn er ihn erreichte, konnte er in dem Schuppen unterkriechen, und wenn er Glück hatte, stand dort ein Zug, und er konnte den Blizzard in einem beheizten Personenwagen abwarten. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Die nächste Farm war ungefähr zwanzig Meilen entfernt.

Tief gebückt kämpfte er sich durch das Unwetter. Er hatte das Gefühl, kaum einen Meter voranzukommen. Als ihm entwurzeltes Gestrüpp zwischen die Beine wehte, stolperte er und fiel in den Schnee. Sofort stemmte er sich wieder hoch. Nur nicht aufgeben. Er taumelte weiter, stieß gegen etwas Dunkles und Festes und erkannte, dass sein Wallach schnaubend auf dem Boden lag. Eine dünne Schicht von Eiskristallen bedeckte seinen Körper. Er war erst vor wenigen Minuten gestürzt.

Bat kniete nieder und stellte entsetzt fest, dass sich der Wallach den linken Vorderlauf gebrochen hatte. Die Flanken des Tieres zitterten vor Kälte. Widerwillig griff Bat nach dem Revolver, einem Colt 45 Single Action, den er kurz nach seiner Wahl zum Sheriff in Dodge City gekauft hatte. Er richtete ihn auf das bebende Tier. Ohne zu zögern, drückte er ab.»Sorry«, brummte er, als er den Colt ins Holster schob.

In dem Blizzard machte es wenig Sinn, den Sattel zu schultern. Damit wäre erüberhaupt nicht mehr vorangekommen. Also zog er nur seine Sharps»Big Fifty« aus dem Sattelschuh, ebenfalls ein Relikt aus seiner Zeit als Büffeljäger. Aus seiner Bettrolle kramte er den Spazierstock mit dem silbernen Knauf, ohne den er seit der Schießerei in Sweetwater nicht mehr auf die Straße ging. Dort hatte ihm ein eifersüchtiger Sergeant in die Hüfte geschossen. Im Fallen hatte er den Revolver gezogen und den wütenden Mann getötet.

Doch in diesem Unwetter bot ihm die Waffe keinen Ausweg. Den Blizzard konnte er nicht bekämpfen. Ihm blieb nur die Hoffnung, die Schienen zu erreichen.

Die fünf Männer, die ihre Pferde im Mietstall von Spearville unterstellten, waren dem Blizzard knapp entkommen. Kaum hatten sie ihre Pferde in den Stall geführt, war der Sturm losgebrochen.

Mike Rourke, ihr Anführer, warf dem Mietstallbesitzer eine Münze zu. Er war ein kräftiger Mann mit einem kantigen Gesicht und einem dichten Schnurrbart. Seine gefütterte Jacke bauschte sichüber einem Waffengurt mit einem Colt 45.»Gibt's in dem Nest einen Saloon?«

»Gleich nebenan«, war die Antwort.

Die Männer verließen den Mietstall und liefen geducktüber den Gehsteig. Der Blizzard tobteüber der Main Street und rüttelte an den Türen und Fenstern der wenigen Häuser. Spearville war ein armseliges Nest und lebte von den Cowboys, denen die Huren im nahen Dodge City zu teuer waren. Die dicke Sally machte es für ein warmes Essen.

Im Saloon blieben die Männer stehen. Mike Rourke stieß die windschiefe Holztür mit dem Absatz zu.»Whiskey!«, rief er dem unt