»Comanchen«, sagte Cuchillo, als er von seinem Erkundungsritt zurückkehrte.»Ungefähr zwanzig Krieger, oben am Jenkins Creek. Sie sind auf Raub aus.« John Hittson spuckte abfällig in den Sand. Jeder andere Mann wäre bei dieser Meldung zusammengezuckt, aber der mächtige Rancher hatte sein ganzes Leben gegen die Comanchen gekämpft und fürchtete sich nicht vor ihnen.
»Reiten sie in unsere Richtung?«
»Sieht nicht so aus«, antwortete das Halbblut. Er trug eine Feldmütze mit einer Eulenfeder.»Ich glaube, sie haben es auf die kleinen Farmen abgesehen.«
»Würde ich ihnen auch geraten haben«, drohte der Rancher.»Ich hatte sowieso vor, die Schollenbrecher zu vertreiben.« Er blickte an dem Halbblut vorbei und blinzelte in die grelle Sonne.»Behalt die Rothäute im Auge! Solange wir mit dem Round-up beschäftigt sind, habe ich keine Lust, einen Krieg zu führen. Bleib von den Farmern weg!«
Jesse Hittson, einer der Söhne des Ranchers, hatte nur die letzten Worte verstanden. Er war bei den anderen Cowboys am Feuer gewesen und hatte ihnen beim Bränden der Kälber geholfen.»Was ist mit den Farmern, Vater?«
Der Rancher hatte seinen Söhnen verboten, ihn mit»Dad« oder»Pa« anzureden. Er verlangte Disziplin.»Nichts«, antwortete er.»Geh wieder an die Arbeit. Da warten noch jede Menge Kälber. Nimm dir ein Beispiel an Junior.«
Jesse kehrte missmutig ans Feuer zurück. Er war es leid, seinenälteren Bruder vorgehalten zu bekommen.»Zum Teufel mit ihm!«, fluchte er so leise, dass es niemand hörte. Er war ein drahtiger Bursche mit wachen Augen und einem zu weichen Gesicht, das er mit einem Bart zu verdecken versuchte. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder, der zwei Jahreälter und wesentlich stärker als er war.
»Na, machst du dir in die Hosen?«, empfing Junior ihn mit einem hämischen Grinsen.»Hat dich das bisschen Arbeit schon fertig gemacht?«
»Lass mich in Ruhe«, antwortete Jesse und griff nach dem Brandeisen. Er drückte es dem nächsten Kalb so kräftig auf den Hintern, dass dichter Rauch von der verbrannten Haut aufstieg.
»Bist du verrückt?«, fuhr Junior ihn an. John Junior war auch der Vormann der Ranch.»Wenn du die Tiere so zurichtest, bekommen wir keinen Penny für die Herde! Reiß dich zusammen!«
Einer der anderen Cowboys, ein Halbblut wie Cuchillo, lachte schadenfroh.»Vielleicht hat er Schiss vor den Comanchen. Cuchillo sagt, dass sich eine Bande beim Jenkins Creek herumtreibt. Die Kerle sind auf Mord aus!«
»Am Jenkins Creek?« Junior lachte.»Der ist weit weg. Sollen sie den verdammten Schollenbrechern doch den Arsch aufreißen. Würden uns eine Menge Arbeit abnehmen. Wenn sie's nicht tun, reite ich nach dem Round-up selbst hoch und jage sie zum Teufel.«
»Das wirst du schön bleiben lassen«, erwiderte Jesse.
In seinem Blick mischten sich Wut und Angst. Wut auf seinen Vater und seinen Bruder, die sich so selbstherrlich wie Könige aufführten. Angst um Ellen, die Tochter von Aaron Baldwin und seiner indianischen Frau, die am Jenkins Creek eine Farm errichtet hatten und Schweine züchteten.
Junior löste einem Kalb die Fesseln und jagte es lachend davon.»Du hast wohl Angst um deine Squaw? Hast wohl gedacht, ich merke nicht, wie du der Kleinen schöne Augen machst! Mich kannst du nicht hinters Licht führen. Ich weiß genau, wo du dich rumtreibst, wenn du angeblich nach verirrten Rindern suchst. Sei froh, dass ich Vater nichts von deiner Liebschaft erzählt habe. Der würde niemals erlauben, dass du sie besuchst. Eine Squaw, pah, er würde dich windelweich schlagen, das kannst du mir glauben!«
»Ihr Vater ist Weißer, und ihre Mutter ist Halbindianerin«, reagierte Jesse wütend.»Sie ist keine Squaw, verdammt!«
»Ihre Mutter war Apachin.«»Halb-Apachin. Na und?«»Weil du dir dann keine Sorgen mehr um sie machen musst«, sagte Junior grinsend.»Die Comanchen hassen die Apachen noch mehr als uns und die Mexikaner. Was meinst du, was sie mit ihr anstellen, wenn sie ihnen in die Hände fällt? Ich wette, ihr Skalp baumelt längst an einer Comanchenlanze!«
»Du verdammtes Schwein!«, fuhr Jesse seinen Bruder an. Für einen Augenblick sah er sich nach dem glühenden Brandeisen greifen und es seinem Bruder ins Gesicht drücken, dann ergriff ihn wilde Panik, und er rannte zu seinem Wallach und schwang sich in den Sattel. Er drückte ihm die Sporen in die Seite und galoppierte aus dem Lager.
»He, wo willst du hin?«, rief ihm sein Vater nach.»Wir sind noch nicht fertig.«
Junior quittierte das Verschwinden seines Bruders mit einer abfälligen Handbewegung.»Lass ihn doch! Er war uns sowieso keine große Hilfe. Wenn er glaubt, Quanah Parker den Arsch versohlen zu müssen, soll er's doch tun. Er wird schon sehen, was dann passiert.«
»Quanah Parker? Er reitet den Comanchen nach? Was soll der Unsinn?«
Junior genoss es, seinem Vater reinen Wein einzuschenken.»Er hat sich in diese Siedlerstochter verknallt, die Tochter dieses verrückten Schollenbrechers und seiner Apachensquaw. Er treibt sich schon seit einigen Wochen mit ihr herum. Ich wollte dir nichts sagen. Dachte mir, das regt dich zu sehr auf. Von wegen, ein Hittson und eine verdammte Squaw und noch dazu die Tochter eines verdammten Farmers…«
»Und wie mich das aufregt!«, schrie John Hittson. Er gab seinem Pferd die Sporen, ritt auf Junior zu und hieb ihm das aufgerollte Lassoüber den Kopf.»Und jetzt geh mir aus dem Weg, bevor ich dir die Abreibung verpasse, die Jesse verdient! Geh mir aus den Augen!«
Junior schwang sich auf sein Pferd und rittüberhastet davon. Erst als er außer Sichtweite war, begann er laut zu lachen.
»Auch du lebst nicht ewig, du sturer Büffel«, rief er in die Richtung, aus der er gekommen war.»Und dann gehört mir die Ranch, mir ganz allein!«
Schon als Jesse den dunklen Rauchüber den Hügeln sah, wusste er, dass er zu spät kam. Ohne sich darum zu kümmern, ob die Angreifer noch in der Nähe waren, trieb er seinen Wallach durch die Sträucher auf dem Hügelkamm und ins Jenkins Valley hinab.
Obwohl er auf das Schlimmste gefasst war, griff er dem Pferd erschrocken in die Zügel, als er d