: Mark L. Wood
: Umzingelt Die Schlacht am Arikaree Fork
: hey! publishing
: 9783942822442
: 1
: CHF 1.80
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 90
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Abner »Sharp« Grover gehört zu einer Gruppe von fünfzig erfahrenen Westmännern, die im Sommer 1868 in die Jagdgründe der Cheyenne eindringen, um die Indianer zu besiegen und in die Reservate zurückzutreiben. Am 16. September reiten sie in eine Falle der Indianer, und es gelingt ihnen nur unter großen Verlusten, sich auf eine Insel im Arikaree River zurückzuziehen. Ungefähr achthundert Indianer warten nur darauf, ihnen den endgültigen Todesstoß zu versetzen. Nur ein Wunder kann sie noch retten, und die sind im amerikanischen Westen eher selten. Der historische Kampf einer verschworenen Einheit gegen Roman Nose und seine Cheyenne-Krieger.

Unter dem Pseudonym »Mark L. Wood« schrieb Thomas Jeier zahlreiche Western. Als erstem deutschen Autor gelang es ihm, zwei Romane über den amerikanischen Westen in den USA zu platzieren. Die Gesellschaft zum Studium des Western der Uni Münster zeichnete ihn mit dem Elmer-Kelton-Preis für sein Gesamtwerk aus. Zur Blütezeit des Western war er Herausgeber der angesehenen Heyne-Westernreihe. Jeier wuchs in Frankfurt am Main auf und lebt heute bei München und »on the road« in den USA und Kanada. Er hat er über zweihundert Sachbücher, Romane und Jugendbücher veröffentlicht. Seit seiner Jugend zieht es ihn nach Nordamerika, immer auf der Suche nach interessanten Begegnungen und neuen Abenteuern. Im amerikanischen Fernsehen wurde er als »einer der besten Amerika-Kenner der Alten Welt« vorgestellt. Für sein Sachbuch »Der große Goldrausch von Alaska« erhielt er den »Friedrich-Gerstäcker-Preis« der Stadt Braunschweig für das beste Abenteuerbuch des Jahres, für sein Reisebuch »Abenteuerreisen in Texas« wurde er von der texanischen Regierung ausgezeichnet. Seine Bücher wurden nach England, Frankreich, Spanien, Italien, Holland, Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Jugoslawien, Ungarn, Tschechien, Kroatien, China und Korea verkauft. Unter seinem Pseudonym »Christopher Ross« schreibt er romantische Abenteuerromane. Copyright Autorenfoto: privat

Bill Comstock kam nicht mehr dazu, etwas zu sagen. Eine Kugel traf ihn in den Rücken und riss ihn aus dem Sattel. Mit einem Auf schrei stürzte er zu Boden.

»Bill!«, rief Abner entsetzt. Im selben Augenblick traf auch ihn eine Kugel, und er spürte einen stechenden Schmerz an der Hüfte. Die Wucht der Kugel schleuderte ihn vom Pferd. Er prallte auf den harten Steppenboden, umklammerte den Karabiner mit eiserner Faust und kämpfte verzweifelt gegen eine drohende Bewusstlosigkeit an.

Durch die Schleier vor seinen Augen sah er, wie beide Pferde davonliefen. Mit einem heiseren Fluch stützte er sich auf die Ellbogen. Er sah, dass die feindlichen Krieger nur noch hundert Schritte entfernt waren, und robbte keuchend zu seinem leblosen Freund. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er ihn an. In der Brust des Scouts klaffte ein blutiges Loch, wo die Kugel ausgetreten war, sein Blick war starr und leer. Er lag auf der Seite, beide Hände nach seinem Karabiner ausgestreckt, der nur wenige Schritte entfernt auf dem staubigen Boden lag. Unter seinem Körper hatte sich eine Blutlache gebildet.

Abner Grover, von allen nur»Sharp« genannt, schnappte sich die Waffe. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Die Krieger kamen immer näher und stießen im Gefühl des sicheren Sieges laute Triumphschreie aus. Sie würden ihren Spaß mit dem weißen Mann haben, bevor sie ihn töteten.

So glaubten sie jedenfalls. Schließlich hatte ein weißer Mann gegen sieben tapfere Cheyenne keine Chance. Sieben war eine heilige Zahl. Der Große Geist ritt mit ihnen und würde sie beschützen.

»Das könnte euch so passen!«, stieß der Scout wütend hervor.»So leicht kriegt ihr mich nicht, ihr Hundesöhne!«

Sharp und Bill waren am frühen Morgen von Fort Wallace aufgebrochen. Ihr Auftrag lautete, die Spuren der aufständischen Sioux und Cheyenne zu finden, doch die Krieger hatten sichüber das ganze Land verstreut und streiften in kleinen Banden umher. Die beiden Scouts waren einer dieser Banden gefolgt - und ihnen bereits nach wenigen Meilen in die Falle gegangen.

Sharp verschanzte sich hinter seinem toten Freund.»Tut mir Leid, Kumpel!«, sagte er zu ihm.»Anders geht es nicht. Unsere Gäule sind auf und davon, und auf offener Prärie knallen mich die roten Halunken ab wie die Hasen!«

Er lud den Karabiner durch und legte auf den vordersten Krieger an. Den Schmerz an seiner Hüfte spürte er kaum. Er lebte seitüber zwanzig Jahren im Westen und war nicht zum ersten Mal verwundet. Vor vier Jahren, als Scout in Fort Phil Kearny, hatten sie ihn schon für tot erklärt, doch er war den Sioux entwischt und hatte sich mit letzter Kraft ins Fort geschleppt. Der Arzt hatte drei Kugeln aus seiner Brust geholt, ungläubig den Kopf geschüttelt und sich gewundert, dass er noch lebte.

Er drückte den Abzug durch und registrierte zufrieden, wie der anvisierte Krieger vom Pferd kippte und sich auf dem harten Boden mehrfachüberschlug. Er blieb reglos im trockenen Büffelgras liegen.

Seine Stammesbrüder reagierten mit wütendem Geheul. Ihr Angriff kam für einen Augenblick ins Stocken, ein Zeichen dafür, dass es sich um junge und unerfahrene Krieger handelte, und Sharp nützte ihr Zögern und holte den zweiten Krieger von seinem Pony. Auch dieser stürzte zu Boden, rappelte sich auf und wurde von einem anderen Krieger fastüber den Haufen geritten. Einen Lidschlag später wunder er von Sharps dritter Kugel umgerissen - und diesmal stand er nicht wieder auf.

Wieder erhob sich wütendes Kriegsgeheul.

»Na, was sagt ihr jetzt?«, rief Sharp mit verschwitztem Gesicht.»Gegen Mr. Spencer ist kein Kraut gewachsen, was?« Er klopfte gegen den Verschluss seines Karabiners und lächelte grimmig.»Nur weiter so, ihr Schwachköpfe! Bloß keine Müdigkeit vorschützen! Der Teufel freut sich, wenn ich ihm ein paar rote Halunken in die Hölle schicke!«

Doch die Krieger hatten erst einmal genug, zerrten hektisch ihre Pferde herum und verschwanden hinter einem Hügel.

Sharp atmete tief durch und legte seinem toten Freund eine Hand auf die Schulter.»Hast du das gesehen, Bill? Ich hab's ihnen ganz schön gegeben, was? Die Halsabschneider dachten wohl, sie könnten uns einfachüberrennen!« Er blickte in das staubverkrustete Gesicht des Freundes und drückte ihm die Augen zu.»Keine Angst, Kumpel! Das haben sie nicht umsonst gemacht!«

Er wischte sich die verschwitzten Hände an der Lederweste trocken und hob vorsichtig den Kopf. Die Indianer waren verschwunden. Nur noch die staubigen Schleierüber den Hügeln und die beiden Toten erinnerten an sie. Eine beinahe gespenstische Ruhe lagüber der ausgetrockneten Prärie.

Doch Sharp lebte bereits zu lange in der Wildnis, um sich bluffen zu lassen. Die Krieger waren jung und fühlten sich in ihrer Ehre gekränkt. Sie mussten es noch einmal versuchen, wenn sie am großen Feuer gefeiert werden wollten. Sie hatten den toten Comstock weder berührt noch skalpiert. Wenn sie mit leeren Händen zurückkehrten, würde keiner der Anführer sie jemals zu einem Kriegszug einladen, und man würde sie zu den Kindern in die Tipis sperren.

Diesmal versuchten die jungen Krieger, ihre Beute zuüberlisten. Sie ritten in einem großen Bogen um Sharp herum und tauchten urplötzlich in seinem Rücken auf. Nur ihrüberhastet ausgestoßenes Kriegsgeheul rettete dem Scout das Leben. Erbrachte sich mit einem verzweifelten Satz auf die andere Seite seines toten Freundes in Sicherheit und riss den Karabiner an die Wange.

»Kommt und holt es euch!«, forderte er die herangaloppierenden Krieger heraus.