: Mark L. Wood
: Treibt sie nach Norden! Aus dem Leben des Baylis John Fletcher
: hey! publishing
: 9783942822480
: 1
: CHF 1.80
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 97
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Baylis John Fletcher weiß nicht, worauf er sich einlässt, als er sich von dem Rancher Tom Snyder und seinem Trailboss als Cowboys anheuern lässt. Weil es in Texas noch keine Eisenbahn und Verladebahnhöfe gibt, haben sie vor, zweitausend Rinder über den Chisholm Trail nach Kansas und über den Western Trail weiter nach Wyoming zu treiben. Ein wagemutiges Unternehmen, das einige Männer das Leben kosten wird. Doch einen Abenteurer wie Fletcher schrecken die Gefahren nicht ab. Wenn er einen Job annimmt, führt er ihn auch zu Ende, auch dann, wenn er es unterwegs mit einigen gefährlichen Banditen zu tun bekommt. Der historische Western setzt dem jungen Baylis John Fletcher, einem Draufgänger aus Kansas, und allen anderen Cowboys ein Denkmal.

Unter dem Pseudonym »Mark L. Wood« schrieb Thomas Jeier zahlreiche Western. Als erstem deutschen Autor gelang es ihm, zwei Romane über den amerikanischen Westen in den USA zu platzieren. Die Gesellschaft zum Studium des Western der Uni Münster zeichnete ihn mit dem Elmer-Kelton-Preis für sein Gesamtwerk aus. Zur Blütezeit des Western war er Herausgeber der angesehenen Heyne-Westernreihe. Jeier wuchs in Frankfurt am Main auf und lebt heute bei München und »on the road« in den USA und Kanada. Er hat er über zweihundert Sachbücher, Romane und Jugendbücher veröffentlicht. Seit seiner Jugend zieht es ihn nach Nordamerika, immer auf der Suche nach interessanten Begegnungen und neuen Abenteuern. Im amerikanischen Fernsehen wurde er als »einer der besten Amerika-Kenner der Alten Welt« vorgestellt. Für sein Sachbuch »Der große Goldrausch von Alaska« erhielt er den »Friedrich-Gerstäcker-Preis« der Stadt Braunschweig für das beste Abenteuerbuch des Jahres, für sein Reisebuch »Abenteuerreisen in Texas« wurde er von der texanischen Regierung ausgezeichnet. Seine Bücher wurden nach England, Frankreich, Spanien, Italien, Holland, Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Jugoslawien, Ungarn, Tschechien, Kroatien, China und Korea verkauft. Unter seinem Pseudonym »Christopher Ross« schreibt er romantische Abenteuerromane. Copyright Autorenfoto: privat

Der bullige Fremde stieß die Pendeltüren des Saloons auseinander und blickte sich herausfordernd um. Er trug die blaue Militärjacke der Nordstaatler und eine Sergeantenmütze. Seine rechte Hand schwebteüber dem Army Colt in seinem Holster. Abfällig musterte er den jungen Cowboy am Tresen.»Ich hab gehört, hier treibt sich ein stinkender Texaner rum, der mit den Snyders eine Herde nach Norden treiben will!«

Die Bemerkung reichte, um Baylis John Fletcher das Blut ins Gesicht zu treiben. Selbst sein Vater und sein Großvater, die beide Prediger gewesen waren, hätten sich eine solche Beleidigung nicht gefallen lassen. Schon gar nicht, wenn sie von einem arroganten Yankee kam, der noch nicht gemerkt zu haben schien, dass der Bürgerkrieg seit vierzehn Jahren vorbei war.

»Das Einzige, der hier stinkt, hat einen blauen Rock an und erinnert mich an das Wildschwein, das mir vor zwei Wochen in der Brasada vor der Flinte gelaufen ist!«, konterte der 19-Jährige. Er war ein hagerer Mann mit kantigen Gesichtszügen und tief liegenden Augen.»Wissen Sie eigentlich, wo Sie hier sind, Mister? Sie sind in Texas. San Felipe, Texas. Und hier trägt man weder einen blauen Rock noch spricht man wie ein verdammter Yankee.« Er zwang sich zu einem Grinsen.»Es sei denn, man will sich eine deftige Abreibung holen!«

Der Yankee brauchte keine weitere Einladung. Mit einem Aufschrei zog er seinen Colt.»Das wirst du mir büßen, du verdammter Rebell!«

Doch darauf hatte Fletch nur gewartet. Mit der Rechten schlug er dem Angreifer die Waffe aus der Hand. Der Colt polterteüber den harten Boden.

Fletch setzte nicht sofort nach, sondern nutzte die Schrecksekunde des Yankees, um seinen Waffengurt abzuschnallen. Er reichte ihn dem Wirt, einem blassen Mann mit sorgfältig gescheitelten Haaren, und ließ seinen Widersacher dabei nicht aus den Augen.

Der Wirt nahm ihn widerwillig und duckte sich hinter den Tresen.»Heilige Mutter Gottes!«, betete er leise. Er bekreuzigte sich und schloss die Augen.

Ohne Vorwarnung wirbelte Fletch herum und drosch dem Yankee eine rechte Gerade auf die Kinnspitze. Doch der bullige Mann war wendiger, als er gedacht hatte, und drehte sich rechtzeitig weg, sodass ihn der Hieb nur streifte. Die Linke, die Fletch seiner Geraden folgen ließ, traf die Deckung des Yankees und richtete kaum Schaden an.

Der Mann lachte ihn aus.»Für einen verdammten Rebellen bist du nicht malübel«, stieß er gehässig hervor.»Aber um mich von den Beinen zu holen, musst du schon früher aufstehen!«

Sein Lachen verschwand, und in seine Augen trat blanke Mordlust. Ihm schien es nichts auszumachen, dass einige Finger seiner rechten Hand von dem heftigen Stiefeltritt, den er abbekommen hatte, bluteten. Mit einem wütenden Grunzlaut stürzte er sich auf Fletch. Mit beiden Fäusten drosch er auf den Texaner ein. Wie die Hiebe eines Vorschlaghammers trafen seine Schläge das Gesicht des Cowboys.

Fletch steckte einige schwere Treffer ein und taumelte gegen den Tresen. Blut lief ihm von der rechten Augenbraueüber die Wange. Er keuchte schwer.

Instinktiv duckte sich Fletch unter einer harten Rechten hinweg. Durch den Schwung verlor der Yankee den Halt und stolperte ihm entgegen. Fletch empfing ihn mit zwei harten und gezielten Schwingern, die gegen den Kiefer des Mannes krachten.

Der Yankee blieb stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Im nächsten Augenblick schüttelte er sich wie ein Stier, dem man ein Lassoübergeworfen hat, und ging erneut auf Fletch los. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.

Doch diesmal war der Texaner besser vorbereitet. Er empfing den Yankee mit erhobenen Fäusten, blockte zwei Schläge ab und ging seinerseits zum Angriffüber. Mit zwei Hieben blieb er in der Deckung hängen, aber sein dritter Schlag traf den Mann erneut am Kinn.

Der Yankee prallte rückwärts gegen einen Stuhl, riss ihn um und stürzte auf den Lehmboden. Nur wenige Schritte neben seinem Revolver blieb er liegen.

Beinahe zu spät erkannte Fletch die drohende Gefahr. Nur der viel zu langsamen Reaktion des Mannes verdankte er sein Leben. Denn als der Yankee den Colt entdeckte und danach griff, war Fletch bereits bei ihm und trat ihm die Waffe aus der Hand. Der Army Colt schlidderte quer durch den Raum.

Fletch wartete geduldig, bis sich sein Gegner vom Boden hochgestemmt hatte. Im rechten Auge des Yankees war Blut, und er konnte kaum noch sehen. Um dem Spiel möglichst bald ein Ende zu bereiten, legte Fletch seine ganze Kraft in die nächsten Schläge. Er landete einige harte Treffer an der linken Wange und der Stirn des Yankees. Stöhnend wankte der Mann nach hinten, kaum noch fähig, aufrecht zu stehen. Fletch schlug noch einmal zu und schickte ihn endgültig auf die Bretter.

Vollkommen erledigt wankte er anschließend zum Tresen. Auch er hielt sich kaum noch auf den Beinen. Er griff nach dem nassen Lappen, den der Wirt ihm reichte, und wischte sich vorsichtig das Blut aus den Augen.

»Verdammt! Der Yankee hat einen harten Schlag!«, keuchte er.»Geben Sie mir ein Bier!«

Der Wirt schob ihm ein volles Glas hin. Seine Miene war besorgt.»Hier, mein Freund! Das geht aufs Haus!« Er berührte seufzend seinen Schnurrbart.»Und dann würde ich so schnell wie möglich aus San Felipe verschwinden!« Er deutete auf den bewusstlosen Yankee.»Wissen Sie, wer das ist?«

»Ein Yankee, was sonst?«

»Das ist Toby Larimer, derälteste Sohn von John W. Larimer!« Er nahm sein Geschirrtuch und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.»Und da Sie anscheinend nicht aus dieser Gegend stammen und nicht wissen, wer John W. Larimer ist, will ich Ihnen was erzählen: Larimer kam vor zehn Jahren aus New York undübernahm die Rafter L Ranch. Einer dieser reichen Yankees, die nach dem Bürgerkrieg nach Texas zogen und nur darauf warteten, dass einige Rancher unter ihrer Schuldenlast zusammenbrachen. Er bekam die Rafter L für einen Spottpreis. Der frühere Besitzer der Ranch sc