: Uwe Schütte
: Unterwelten Zu Leben und Werk von Gerhard Roth
: Residenz Verlag
: 9783701743674
: 1
: CHF 13.50
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 198
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Leben und Werk eines der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller unserer Zeit.Mit seinen Romanzyklen 'Orkus' und 'Die Archive des Schweigens' hat Gerhard Roth sich als einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur erwiesen. Seine literarische Arbeit hat er drei Jahrzehnte lang dem Kampf gegen das Verschweigen historischer Schuld gewidmet, wie er sich auch immer wieder engagiert in politische Debatten eingemischt hat. Uwe Schüttes Dossier verschafft einen aufschlussreichen Einblick in Roths umfangreiches Gesamtwerk und macht es als künstlerische Spurensuche im Dunkel der Vergangenheit begreifbar - als Projekt, das immer auch als Gegenentwurf zur offiziellen Geschichte lesbar ist, als vielschichtiges Werk, das den Verfolgten, Vergessenen und Ausgegrenzten eine Stimme gibt.

Gerhard Roth 1942 in Graz geboren, lebt als freier Schriftsteller in Wien und der Südsteiermark. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke, darunter die Romanzyklen 'Die Archive des Schweigens' und 'Orkus'. Für sein Werk wurde Gerhard Roth mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.Uwe Schütte geb. 1967 in Menden, promovierte 1996 bei W. G. Sebald über 'Die Archive des Schweigens' und ist heute Dozent an der Aston University, Birmingham. Er hat wissenschaftliche Studien zur Gegenwartsliteratur sowie Einführungen in Leben und Werk von Thomas Bernhard, W. G. Sebald und Heiner Müller veröffentlicht.

Zweiter Teil Das Frühwerk (1972–1978)


Nicht die Angepaßten, die braven Vielschreiber […] bringen die Literatur (und damit auch den Leser) voran, sondern die Unbequemen, die Grenzgänger und Grenzüberschreiter: Gerhard Roth ist diesem Anspruch in seinen Büchern gerecht geworden; er ist einer der ganz wenigen Autoren unserer Tage, die wirklich wichtig sind.

Peter Laemmle überWinterreise, 1978

 

1 DENKEN IN DER SPRACHE DER VÖGEL – DIE AUTOBIOGRAPHIE DES ALBERT EINSTEIN


Dieses bemerkenswerte Debüt aus dem Jahr 1972 war das Ergebnis eines langwierigen, rund fünf Jahre lang dauernden Prozesses von Überarbeitungen, Rückschlägen und Neuansätzen. Seit 1965 hatte Roth unsystematisch an seinem ersten Buch gearbeitet, wobei aus den vergleichsweise konventionellen, an Hamsun orientiertenAufzeichnungen eines überflüssigen Menschen im Verlauf zahlreicher Revisionen und Überarbeitungsschritte ein zunehmend experimentelles Textgebilde entstand.

Angeregt durch Vorfälle in seiner Kindheit, hatte er sich mit dem Phänomen der Schizophrenie beschäftigt, in dem er ein Feld vorfand, das ihm erlaubte, eigene Gefühle von sozialer VerRücktheit zu kontextualisieren und Einblicke in die fließende Grenze zwischen ›normalen‹ und ›kranken‹ Bewusstseinszuständen zu gewinnen. Die malerischen, zeichnerischen und nicht zuletzt auch sprachlichen Erzeugnisse der Schizophrenen erwiesen sich als anregende Vorlagen, eigene Begrenzungen zu überwinden und innovative Formen des künstlerischen Ausdrucks zu erproben.

Für das eigene Schreiben eröffneten sich gänzlich neue Perspektiven, um die verschiedensten ›Regelverstöße‹ literarisch nutzbar zu machen: Das Korsett eines linearen Handlungsablaufs wird zerbrochen, um sich ganz dem chaotischen Innenleben der Erzählfiguren hinzugeben; statt stringent-logischer Entwicklung kommt es zu Abschweifungen, Wiederholungen, Assoziationen, Brüchen; die Kohärenz eines psychologisch glaubha