: Stefan Frank
: Dr. Stefan Frank 2213 Der Fremde, der ihr Hoffnung schenkte
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838749815
: Dr. Stefan Frank
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Seitdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, ist für die hübsche Larissa nichts mehr so, wie es einmal war. Seit fünf Jahren trägt sie nun schon allein die Verantwortung für sich und ihre flippige Schwester Sina. Kein Wunder, dass ihr da Sicherheit über alles geht. Deshalb arbeitet sie in der Grünwalder Stadtverwaltung statt Biologie zu studieren, und deshalb ist sie mit dem sehr seriösen, wenn auch etwas langweiligen Holger Loh zusammen. Umso mehr trifft es sie, als er ihr eines Tages aus heiterem Himmel erklärt, dass eine andere Frau ein Kind von ihm erwartet. Auf einmal scheint das stabile Gerüst, auf dem Larissa ihr Leben aufgebaut hat, zu wanken. Als Sina ihr dann auch noch erklärt, dass sie in den nächsten Monaten in Florenz studieren und während dieser Zeit ein fremder Mann in ihrem Zimmer wohnen wird, scheint Larissas Welt endgültig aus den Fugen zu geraten. Doch wer weiß, vielleicht bringt dieser Fremde ja auch endlich wieder etwas Licht in ihr Leben ...

Martha Giesecke segelte mit einer Kuchenplatte in den Armen auf die Teeküche der Praxis zu – und blieb im Türrahmen stehen.

„Du meine Güte“, stieß sie verdutzt hervor.

„Grüß Sie, Schwester Martha. Habe ich Sie erschreckt?“, fragte Dr. Frank.

„Das kann man wohl sagen, Chef. Normalerweise bin ick morgens doch die Erste hier.“ Besorgt warf die grauhaarige Arzthelferin einen Blick auf die runde Uhr, die über der Tür hing. „Geht meine Uhr etwa nach?“

„Keine Sorge, Sie sind nicht zu spät dran. Ich war heute einfach früher wach als sonst.“

„Warum denn?“ Schwester Martha deponierte den Kuchen auf der Arbeitsplatte.

„Um fünf Uhr hat das Telefon geklingelt, und nach dem Gespräch fand ich, ich könne ebenso gut aufbleiben.“

„War es wenigstens ein Notfall?“, erkundigte sich Martha Giesecke misstrauisch. Sie reagierte empfindlich, wenn man ihren Chef ohne triftigen Grund in seiner wohlverdienten Ruhe störte.

„Für den Anrufer schon. Tee?“

„Gern, aber Sie brauchen gar nicht abzulenken, Chef. Wer war’s?“

Dr. Frank holte zwei Tassen aus dem Hängeschrank und zog die Teekanne zu sich heran.

„Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze, Schwester Martha. Aber der Anrufer hat mich ausdrücklich gebeten, seinen Namen für mich zu behalten.“

„Ick werd nicht mehr!“ Martha Giesecke stemmte beide Hände in die Seiten. „Reißt Sie erst aus dem Schlaf und versteckt sich dann hinter der ärztlichen Schweigepflicht.“

„Wer wenig von Medizin versteht, weiß oft nicht genau, was ein Notfall ist und was nicht.“ Stefan Frank schob seiner Mitarbeiterin eine dampfende Tasse hin.

„Danke. Also, ick finde, wenn man sich als Otto Normalverbraucher mitten in der Nacht schlecht fühlt, soll man ins Krankenhaus fahren. Da ist rund um die Uhr jemand wach. Anders als in dieser Praxis.“

„Seien Sie nicht zu streng, Schwester Martha. Zugegeben, ich wäre nicht böse gewesen, wenn ich ein Stündchen länger hätte schlafen können. Aber es ist ja nicht so, als ob ich die halbe Nacht aufgeblieben wäre. Das verkrafte ich schon. Es ist mir lieber, meine Patienten rufen mich einmal zu oft an als einmal zu wenig.“

„Schon recht, Chef, aber es gibt leider Leute, die Ihre Nachsicht schamlos ausnutzen.“

„Wer nutzt wen schamlos aus?“, fragte Marie-Luise Flanitzer, die eben in die Praxis gekommen war und die letzten Worte gehört hatte.

Martha Giesecke brachte ihre jüngere Kollegin schnell auf den neuesten Stand.

„Wenn der Anrufer wollte, dass Sie seinen N