: Kerstin Plehwe
: Die Weisheit der Elefanten Was ich als Rangerin im Krüger-Nationalpark fürs Leben lernte
: Piper Verlag
: 9783492963411
: 1
: CHF 7.00
:
: Afrika
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Von außen betrachtet, läuft alles nach Plan im Leben von Kerstin Plehwe. Erfolgreiches Unternehmen, Sportwagen, privates Glück. Bis die Managerin eines Tages völlig unvorbereitet mit der Frage nach ihrem größten Kindheitstraum konfrontiert wird - und sich erinnert: an Südafrika, wo sie als Mädchen lebte, und an ihren früheren Wunsch, als Rangerin im Krügerpark zu arbeiten. Und weil Träume kein Verfallsdatum haben, kehrt sie zurück in das Land ihrer Kindheit: Als einzige Frau in einer Rangertruppe lernt sie in der Wildnis Afrikas, Leopardenfährten zu lesen, Elefantenherden zu verstehen, und überwindet alle Hindernisse, bis sie am Ende als ausgebildete Rangerin sich selbst und das Leben besser und intensiver kennengelernt hat als je zuvor.

Kerstin Plehwe ist eine leidenschaftliche Grenzgängerin zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Kommunikations- und Leadershipexpertin ist regelmäßiger Gast in Rundfunk und Fernsehen (u.a. für n-tv und N24) und hält Vorträge für namhafte Unternehmen. Sie hat zahlreiche Bücher geschrieben (zuletzt »Female Leadership - Die Macht der Frauen«) und ist Mitgründerin der ASTRAIA Female Leadership Foundation, die sich weltweit für Mädchen und junge Frauen einsetzt. Nach Lebensstationen in Südafrika, USA und Japan lebt und arbeitet sie heute in Berlin und Hamburg. »Die Weisheit der Elefanten« ist der erste persönliche Erlebnisbericht der überzeugten Unternehmerin, Publizistin und Politikexpertin, mit dem sie - wie auch mit ihren Vorträgen - Menschen Mut zur Veränderung machen möchte.

Ein Kindheitstraum wird neu erweckt

Der Tag, der mein Leben verändern sollte, begann wie so viele Tage des Jahres in Berlin: grau, verregnet, hektisch. Nichts wies darauf hin, dass es ein besonderer Tag werden sollte, ein Tag, an den ich noch heute, viele Monate später, oft und gerne zurückdenke.

Ich war von meiner Wohnung auf dem Weg zum Flughafen, und mein Taxi schob sich durch den schier endlosen Verkehr. Ich tat, was ich immer im Taxi tat: Ich las und beantwortete E-Mails und ärgerte mich über mich selbst, dass mein Magen das fehlende Frühstück in Verbindung mit der großen Portion Kaffee und das Starren in meinen steten Blackberry-Begleiter nicht wirklich gut vertrug.

Schließlich gab ich dem Grollen meines Magens nach, steckte den Blackberry in die Handtasche und tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich gleich nach Dublin fliegen würde, um eine spannende Person zu treffen, die ich für ein Buch über erfolgreiche Frauen aus aller Welt porträtieren wollte. InFemale Leadership – Die Macht der Frauen wollte ich die Wege von Top-Frauen zum Erfolg nachvollziehen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen durch persönliche Gespräche für andere nutzbar machen. Der Name der Frau, die ich an diesem Tag treffen wollte, war Caroline Casey, eine junge Irin, die mich aufgrund ihrer Lebensgeschichte schon bei der Vorabrecherche sehr beeindruckt hatte. Sie war blind, was sie aber nicht davon abgehalten hatte, eine international anerkannte, soziale Unternehmerin zu werden. Nach einer beeindruckenden Karriere in einer Unternehmensberatung setzt sie sich heute mit ihrer Stiftung »Kanchi« sehr erfolgreich und innovativ für die Integration von Behinderten in normale Jobs in der Wirtschaft ein. Ich freute mich auf das Kennenlernen dieser ungewöhnlichen Frau, das an diesem Tag für elf Uhr vormittags angesetzt war.

Dublin war bei der Ankunft genauso grau und verregnet wie Berlin, der Verkehr auf den Straßen nicht minder hektisch. Das Büro von Caroline Casey lag zentral, und ich schaffte es tatsächlich, um elf Uhr bei ihr zu sein. Punktlandung. Als sie mir dann die Tür zu ihrem Büro öffnete, war ich bass erstaunt: Caroline bewegte sich nicht wie eine blinde Frau. Sie sah auch überhaupt nicht so aus, wie ich mir blinde Menschen vorgestellt hatte. In ihr war eine unglaubliche Energie, das war vom ersten Moment an zu spüren.

Nach der Begrüßung raste sie regelrecht einen langen Gang entlang in Richtung eines Meeting-Raums, riss die Tür zu diesem auf, alles mit einer hohen Selbstsicherheit, als würde sie jeden Millimeter des Raumes kennen. Sie bot mir einen Platz an einem langen Konferenztisch an, danach ein Getränk, alles mit einer enormen Geschwindigkeit. Dass ich das so deutlich registrierte, hatte damit zu tun, dass ich sie mir wohl langsamer und unsicherer in ihren Bewegungen vorgestellt hatte. Sie aber wirkte wie ein Mensch, der ganz normal sehen konnte. Unfassbar. Schlagartig wurde mir klar: Dieses Gespräch wird um ein Vielfaches spannender als jede Darstellung der (beeindruckenden) Fakten ihres Lebens online. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, dass mein eigenes Leben nach diesem Gespräch eine neue Wendung bekommen sollte und ich nicht nur hier war, um Carolines Geschichte zu hören.

Caroline Casey wurde mit einer schweren Augenkrankheit geboren, einer Augenkrankheit, die sie mit den Jahren fast vollkommen blind machte und die vielen anderen Menschen ein Leben als behinderter Mensch vorherbestimmt hätte. Nicht so Caroline. Ihre Eltern bestanden darauf, sie normal aufzuziehen. Ohne Sonderbehandlungen, ohne Blindenschule, ohne Ausflüchte. Im Gegenteil. Ihr Vater forderte seine Tochter immer wieder heraus und brachte ihr von klein auf bei, dass sie nicht blind sei, sondern lediglich anders sehen würde als beispielsweise ihre Mitschülerinnen.

Unternahm er einen Segelausflug mit ihr, verlangte er von ihr, das Boot zurück in den Hafen zu steuern, und in der Schule forderte er Gleichberechtigung für seine Tochter ein. Später setzte er sie im eigenen Unternehmen, einer Druckerei, in dem Bereich ein, in dem man sicher am wenigsten ein nahezu blindes Mädchen im Ferienjob er