: Sarah Lark
: Das Land der weißen Wolke Drei Neuseelandromane in einem Band
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838749921
: 1
: CHF 13.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 2488
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Erstmalig zum unschlagbaren Sonderpreis! Diese E-Book-Sonderausgabe beinhaltet die folgenden Einzeltitel der farbenprächtigen Neuseeland-Saga von Sarah Lark: Im Land der weißen Wolke, Das Lied der Maori, Der Ruf des Kiwis. Im Land der weißen Wolke: London, 1852: Zwei junge Frauen treten die Reise nach Neuseeland an. Es ist der Aufbruch in ein neues Leben - als künftige Ehefrauen von Männern, die sie kaum kennen. Die adlige Gwyneira ist dem Sohn eines reichen 'Schafbarons' versprochen, und die junge Gouvernante Helen wurde als Ehefrau für einen Farmer angeworben. Ihr Schicksal soll sich erfüllen in einem Land, das man ihnen als Paradies geschildert hat. Werden sie das Glück und die Liebe am anderen Ende der Welt finden? Ein fesselnder Schmöker über Liebe und Hass, Vertrauen und Feindschaft und zwei Familien, deren Schicksal untrennbar miteinander verknüpft ist. Das Lied der Maori: Neuseeland, 1893: William Martyn ist gebildeter und kultivierter als die übliche Klientel, die es auf der Suche nach Gold nach Queenstown verschlägt. Kein Wunder, denn Will ist der Sohn irischer Landadeliger. Die temperamentvolle Elaine verliebt sich in ihn, und er scheint nicht abgeneigt, doch dann kommt Kura-Maro-Tini zu Besuch, Elaines Cousine und Halb-Maori, deren exotischer Schönheit und Freizügigkeit William sofort erliegt. Der Ruf des Kiwis: Neuseeland, Canterbury Plains 1907: Gloria wächst auf Kiward Station auf. Ihre glückliche Kindheit endet jäh, als sie mit ihrer Großkusine Lilian in ein englisches Internat geschickt wird. Um jeden Preis will sie nach Neuseeland zurück. Sie schmiedet einen verwegenen Plan, der sie in höchste Gefahr bringt... Spannend und mitreißend schildert Sarah Lark die Geschichte einer neuseeländischen Familie, verwoben mit der Tradition der Maoris.

1


Die anglikanische Kirche in Christchurch, Neuseeland, sucht ehrbare, in Haushalt und Kindererziehung bewanderte junge Frauen, die interessiert sind, eine christliche Ehe mit wohl beleumundeten, gut situierten Mitgliedern unserer Gemeinde einzugehen.

Helens Blick blieb kurz an der unscheinbaren Anzeige auf der letzten Seite des Kirchenblättchens haften. Die Lehrerin hatte das Heftchen kurz überflogen, während ihre Schüler sich still mit einer Grammatikübung beschäftigten. Lieber hätte Helen ein Buch gelesen, doch Williams ständige Fragen rissen sie ständig aus der Konzentration. Auch jetzt wieder hob sich der braune Wuschelkopf des Elfjährigen von seiner Arbeit.

»Im dritten Absatz, Miss Davenport, heißt es dadas oderdass?«

Helen schob ihre Lektüre seufzend beiseite und erklärte dem Jungen zum x-ten Mal in dieser Woche den Unterschied zwischen Relativ- und Konsekutivsatz. William, der jüngere Sohn ihres Arbeitgebers Robert Greenwood, war ein niedliches Kind, aber nicht gerade mit Geistesgaben gesegnet. Er brauchte bei jeder Aufgabe Hilfe, vergaß Helens Erklärungen schneller, als diese sie geben konnte, und verstand sich eigentlich nur darauf, rührend hilflos dreinzuschauen und Erwachsene mit süßer Knabensopranstimme zu umgarnen. Lucinda, Williams Mutter, fiel immer wieder darauf herein. Wenn der Junge sich an sie schmiegte und irgendeine kleine gemeinsame Unternehmung vorschlug, strich Lucinda regelmäßig alle Nachhilfestunden, die Helen ansetzte. Deshalb konnte William bis jetzt nicht flüssig lesen, und schon einfachste Rechtschreibübungen überforderten ihn hoffnungslos. Daran, dass der Junge ein College wie Eaton oder Oxford besuchte, wie sein Vater es sich erträumte, war nicht zu denken.

Der sechzehnjährige George, Williams älterer Bruder, machte sich gar nicht erst die Mühe, Verständnis zu heucheln. Er verdrehte vielsagend die Augen und wies auf eine Stelle im Lehrbuch, in der genau der Satz als Beispiel stand, an dem William jetzt schon seit einer halben Stunde herumtüftelte. George, ein schlaksiger, hoch aufgeschossener Junge, war mit seiner Übersetzungsaufgabe aus dem Lateinischen bereits fertig. Er arbeitete stets schnell, wenn auch nicht immer fehlerfrei; die klassischen Fächer langweilten ihn. George konnte es gar nicht erwarten, eines Tages in die Import-Export-Firma seines Vaters einzusteigen. Er träumte von Reisen in ferne Länder und Expeditionen zu den neuen Märkten in den Kolonien, die sich unter der Herrschaft der Königin Viktoria beinahe stündlich erschlossen. George war zweifellos zum Kaufmann geboren. Er bewies schon jetzt Verhandlungsgeschick und wusste seinen beträchtlichen Charme gezielt einzusetzen. Mitunter gelang es ihm, damit sogar Helen einzuwickeln und die Schulstunden zu verkürzen. Einen solchen Versuch machte er auch heute, nachdem William endlich verstanden hatte, worum es ging – oder wenigstens, wo er die Lösung abschreiben konnte. Helen griff daraufhin nach Georges Heft, um seine Arbeit zu kontrollieren, doch der Junge schob es provozierend beiseite.

»Oooch, Miss Davenport, wollen Sie das jetzt wirklich noch mal durchkauen? Der Tag ist doch viel zu schön zum Lernen! Spielen wir lieber eine Runde Krocket … Sie sollten an Ihrer Technik arbeiten. Sonst stehen Sie beim Gartenfest wieder nur herum, und keiner der jungen Herren bemerkt Sie. Dann machen Sie niemals Ihr Glück durch eine Heirat mit einem Grafen und müssen bis ans Ende Ihrer Tage hoffnungslose Fälle wie Willy unterrichten!«

Helen verdrehte die Augen, warf einen Blick aus dem Fenster und runzelte beim Anblick der dunklen Wolken die Stirn.

»Netter Einfall, George, aber es ziehen Regenwolken auf. Bis wir hier aufgeräumt haben und im Garten sind, werden sie sich genau über unseren Köpfen entleeren, und das dürfte mich kaum anziehender für adelige Herren machen. Wie kommst du eigentlich auf den Gedanken, ich hätte diesbezügliche Absichten?«

Helen versuchte, eine betont desinteressierte Miene aufzusetzen. Das konnte sie sehr gut: Wenn man als Gouvernante in Londoner Familien der Oberschicht arbeitete, lernte man als Erstes, das eigene Mienenspiel zu beherrschen. Helens Rolle bei den Greenwoods war weder die eines Familienmitglieds noch e